Prozess:Ex-1860-Aufsichtsrat wegen gewalttätigen Übergriffs auf Kinder vor Gericht

Lesezeit: 2 Min.

  • Weil in der Freinacht im vergangenen Jahr ein Ei gegen das Fenster des Hauses von Hamada Iraki flog, soll der Investmentbanker drei Buben gepackt und in seinen Garten geschleift haben.
  • Einer der Buben sei so heftig zu Boden geworfen worden, dass sein Ellenbogen splitterte, einem anderen soll Iraki eine Sprühdose ins Gesicht geschlagen haben.

Von Susi Wimmer

Am Anfang war das Ei. Es flog in der Freinacht im vergangenen Jahr gegen das Fenster des Hauses von Hamada Iraki, Banker und ehemaliges Aufsichtsratsmitglied von 1860. Seine Ehefrau machte drei Nachbarsbuben dafür verantwortlich, die gerade in Solln das Haus gegenüber betreten wollten. Was dann geschah, darüber gehen die Versionen auseinander.

Die heute zwölf- und 15-jährigen Kinder schildern einen angeblich gewalttätigen Übergriff: Iraki habe sie gepackt und über die Straße in seinen Garten geschleift. Einer der Buben sei so heftig zu Boden geworfen worden, dass sein Ellenbogen splitterte, einem anderen soll Iraki eine Sprühdose ins Gesicht geschlagen haben. Irakis Anwalt Wolfgang Steger sagt, die Kinder seines Mandanten seien über den Eiwurf gegen das Fenster so erschrocken, dass er die Buben verbal zurechtgewiesen habe. Gegen eine Schmerzensgeldzahlung stellte Amtsrichter Robert Grain das Verfahren gegen das Ehepaar Iraki ein.

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Bedrohung, Nötigung, gefährliche Körperverletzung, so lauteten die Vorwürfe, die sich gegen den Investmentbanker und seine Ehefrau richteten. Hamada Iraki war es, der einst Hasan Ismaik als Investor zu den kurz vor der Insolvenz stehenden Löwen geholt hatte. Iraki selbst saß bis 2012 im Aufsichtsrat des Vereins, am Dienstag nahm er auf der Anklagebank Platz. Da als Geschädigte drei minderjährige Buben involviert waren, fand die Sitzung zum Teil nicht-öffentlich statt.

Andreas K. ist ein ruhiger Mann, von Beruf Leiter Finanzbuchhaltung, aber als am Abend des 30. April seine zwei Buben und ein Nachbarsjunge klingelten und erzählten, was passiert war, da platzte ihm der Kragen. "Die Kinder waren in der Freinacht unterwegs und haben mit Rasierschaum herumgesprüht", erzählt er. Gegen 22 Uhr seien sie auf den Privatweg zu seinem Haus eingebogen, als Hamada Iraki auf sie zugeschossen sei. "Wir waren das nicht mit dem Ei", sagen die Kinder.

Iraki soll die Kinder gewaltsam über die Straße in seinen Garten gezogen haben. "Der eine Bub hat sich vor dem Hund der Irakis erschrocken und ist zusammengezuckt", erzählt K. Daraufhin habe Iraki den damals 14-Jährigen zu Boden geworfen. "Der Nachbarsjunge erlitt Prellungen im Brust- und Halswirbelbereich, und am Ellenbogen ist ein Stück Knochen abgesplittert", erzählt K. Der Bub sagt: "Das hat richtig weh getan. Ich hab keine Luft mehr bekommen." Als nächstes habe die Ehefrau des Bankers im Rucksack der Kinder eine Dose Rasierschaum gefunden. Die habe Iraki gepackt und dem Sohn von K. so heftig ins Gesicht geschlagen, dass dieser eine Schädelprellung erlitten habe.

Irakis Anwalt Wolfgang Steger erläutert, sein Mandant habe den Buben erklärt, dass es beim nächsten mal Ärger gebe. "Ich hab' voll geheult, weil ich so fertig war", sagt der jüngste der drei Buben zu dem Streit. Der Vater sagt, er habe nach dem Vorfall den Nachbarn zur Rede gestellt. Auf die Frage, ob er die Kinder geschlagen habe, soll Iraki geantwortet haben: "Ja, Sie sollten sie besser erziehen." Daraufhin ging Andreas K. zur Polizei.

"Iraki hat am Ende von einem Blatt abgelesen, dass er sich entschuldige, so er Schrecken und Schmerzen verursacht habe", sagt der Vater. "Er hat uns nicht einmal angesehen, das war armselig." Trotzdem sind K. und sein Anwalt Manuel Weber mit dem Ergebnis der Verhandlung zufrieden. "Es war uns wichtig, dass Herr Iraki sich vor Gericht verantworten und entschuldigen musste", sagt Weber.

4500 Euro muss das Paar an die drei Buben zahlen, sowie 3000 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung. Das Verfahren wurde eingestellt, "im strafprozessualen Sinne ist mein Mandant damit unschuldig", sagt Anwalt Wolfgang Steger. Sein Mandant habe den Kindern nur erklären wollen, dass man so etwas nicht mache. Die Schilderungen zur Tat seien widersprüchlich gewesen, auch von Seiten der Kinder. Man habe ihnen aber eine detaillierte Vernehmung vor Gericht ersparen wollen. Ob Iraki denn wisse, was es mit dem Brauch der Freinacht auf sich hat? "Jetzt schon", sagt sein Anwalt nach dem Prozess.

© SZ vom 16.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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