U-Bahn-Verlängerung:Nicht durch unseren Landschaftspark

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Alte Gleise gibt es im Unterhachinger Landschaftspark noch. Doch ein Zug fährt hier schon lange nicht mehr. Das soll auch so bleiben, findet der Unterhachinger Gemeinderat. (Foto: Claus Schunk)

Eine mögliche Trasse für die U 5 führt durch das Naherholungsgebiet bei Unterhaching. Dort ist man alarmiert - und will eine Umsetzung auf alle Fälle verhindern.

Von Iris Hilberth, Unterhaching

Geht es um den Landschaftspark, lassen die Unterhachinger nicht mit sich reden. Rathaus und Gemeinderat achten mit Argusaugen auf jegliche Planungsidee, die aufkommt, und verteidigen das 126 Hektar große Naherholungsgebiet im Hachinger Tal auf dem ehemaligen Fliegerhorst wie ihren eigenen Garten. So sind die Gemeinderäte gerade wieder aufgeschreckt, weil ihnen beim genauen Lesen des Stadtentwicklungsplans 2040 der Stadt München klar wurde, dass künftig die U-Bahn durch ihren geliebten Landschaftspark fahren könnte.

Die Pläne sind nicht neu und sehr wahrscheinlich ist die Trassenführung einer verlängerten Linie 5 über Streuobstwiesen, Beachvolleyballanlagen und die weitläufige Grasheide zwischen Unterhaching, Ottobrunn und Neubiberg auch nicht. Der Vorschlag tauchte bereits 2014 in einer Machbarkeitsstudie auf. Doch jetzt kommt das Thema im Zusammenhang mit den Zukunftsvisionen des großen Nachbarn wieder auf und ruft die Gemeinderäte auf den Plan. "Die Verlängerung der U5 darf auf keinen Fall durch den Landschaftspark führen", mahnte der Grüne Stefan König am Dienstagabend in der Sitzung des Bauausschusses. Und stieß damit auf breite Zustimmung.

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(Foto: SZ)

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Dass die Unterhachinger beim Erhalt der ökologisch wertvollen Flächen keinen Spaß verstehen, hatte sich zuletzt gezeigt, als vor zwei Jahren im Kommunalwahlkampf die CSU mit einem Badesee auf dem Areal liebäugelte. Sehr schnell wurde sie wieder zurückgepfiffen. Der jetzige Neubiberger Bürgermeister Thomas Pardeller hatte damals mit der Unterhachinger CSU-Kandidatin Renate Fichtinger für ein solches "naturnahes" Gewässer geworben, dann aber stimmte sogar die CSU gegen ihren eigenen Vorschlag. Der Naturschutz, die Artenvielfalt, das fehlende Wasser und auch der Verkehr durch die vielen Badegäste - alles sprach damals dagegen. Und letztlich waren auch alle zufrieden, dass alles so bleibt wie es ist.

"Wir sind nicht die Grünfläche für die Stadt München", sagt der Bürgermeister.

Dann kam die Idee zur Erweiterung der Hundemeile, auch von der CSU und von einer Initiative "Artgerechte Hundehaltung". Doch auch davon verabschiedete man sich wieder. Denn die blüten- und artenreiche Wiesen werden von Landwirten als Futter für das Vieh genutzt und Verunreinigung durch Hundekot kann gesundheitliche Konsequenzen für die Milchkühe haben. Zudem sind die Bereiche östlich der Autobahn seit 2001 als ökologische Ausgleichsfläche beim Landesamt für Umwelt gemeldet.

Es sollen übrigens sehr viele Hundebesitzer aus München dabei sein, die das Gassigehen vor die Tore der Stadt verlegt haben, weiß man im Unterhachinger Rathaus. Wie überhaupt die Münchner zunehmend in den Landschaftspark nach Unterhaching drängen, hat man hier wenig begeistert festgestellt. "Wir sind nicht die Grünfläche für die Stadt München", mahnt Bürgermeister Wolfgang Panzer (SPD), Emil Salzeder von der Neo-Fraktion findet gar nach dem Durchlesen der Stadtentwicklungsplanung, dass München den Landschaftspark als "ihre eigene Erfindung" verkaufe. Korbinian Rausch von der CSU warnt zwar vor einer "Neiddebatte", schließlich würden die Unterhachinger ja auch die Münchner Einrichtungen nutzen. Einig sind sich aber alle: Den Landschaftspark gilt es weiterhin zu schützen. Der etwa 40 Meter hohe Turm, der gerade im nahen Gewerbegebiet Ottobrunn entsteht, wird ebenfalls kritisch gesehen. "Da brauchen wir uns mit der Beleuchtung des Landschaftsparks nicht mehr zu beschäftigen", meinte Bürgermeister Panzer ironisch.

Nun gilt es also, die U-Bahn zu verhindern. Wahrscheinlich wird die irgendwann einmal wesentlich weiter westlich fahren. Doch Bürgermeister Panzer, der auch im Kreistag sitzt, sagte: "Ich habe gleich klargestellt, dass das im offenen Bereich nicht in Frage kommt." Da müsse Unterhaching dranbleiben und "Raumwiderstand darlegen". Ein Graben für die U-Bahn "wäre der Tod des Landschaftsparks", so Panzer. Die U1 hingegen, die derzeit am Mangfallplatz endet, hätte man ganz gerne nach Unterhaching verlängert. Doch die soll zukünftig zum Klinikum Harlaching weiterfahren.

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