Nahverkehr:Freistaat bekennt sich zur Verlängerung der U 5

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Nadelöhr Neuperlach-Süd: Eine Studie soll klären, wie hier gebaut werden kann. (Foto: Claus Schunk/Claus Schunk)

In einem gemeinsamen Papier mit dem Landkreis und den Gemeinden wird nicht nur der Wille zum Bau des TU-Campus in Ottobrunn und Taufkirchen unterstrichen, sondern auch die Bedeutung der U-Bahnanbindung. Vertreter von SPD und Grünen bleiben aber skeptisch.

Von Stefan Galler, Ottobrunn/Taufkirchen

Womöglich ist es der Durchbruch, zumindest aber ein ganz wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Verlängerung der U-Bahnlinie U 5 und zu einem zweigleisigen Ausbau der S-Bahnlinie S 7 in Richtung Aying: Wie Landrat Christoph Göbel (CSU) in der Kreisausschusssitzung am Montag mitteilte, werden Landkreis München, Freistaat Bayern und die beiden beteiligten Gemeinden in den kommenden Tagen einen "Letter of Intend" zur Entwicklung des Luft- und Raumfahrtcampus der Technischen Universität München (TU) in Taufkirchen und Ottobrunn unterzeichnen. Dieses gemeinsame Bekenntnis sei zwar kein Vertrag, erläuterte Göbel. "Aber es läuft alles in die richtige Richtung."

Teil dieser Erklärung ist "die verkehrliche Erschließung durch einen leistungsfähigen ÖPNV". Wörtlich heißt es dazu: "Die Parteien gehen übereinstimmend davon aus, dass der angestrebte Luft- und Raumfahrt-Campus langfristig mittels schienengebundenen Verkehres ausreichend und nachhaltig erschlossen werden soll. Hierzu streben alle Beteiligten die Verlängerung der U-Bahn-Linie U5 von Neuperlach Süd über Ottobrunn ins Entwicklungsgebiet an." Damit gibt der Freistaat erstmals überhaupt eine konkrete schriftliche Absichtserklärung zu diesem Vorhaben ab.

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Im vergangenen Monat hatte Ottobrunns Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) davor gewarnt, der U-Bahn-Verlängerung und dem zweigleisigen Ausbau der S 7 könnte das Aus drohen, sollte der neue Betriebshof am Bahnhof Neuperlach Süd ohne entsprechende Vorhaltemaßnahmen umgesetzt werden. Loderer sprach in diesem Zusammenhang davon, es drohe ein "skandalöses Staatsversagen" und zog damit den Unmut seiner Parteifreundin Kerstin Schreyer auf sich. Die Landtagsabgeordnete und frühere bayerische Verkehrsministerin warf Loderer vor, er selbst würde durch seine "zögerliche Haltung Sand ins Getriebe" streuen. Landrat Göbel hatte unmittelbar danach davon berichtet, dass das U-Bahn-Projekt einer neuesten Berechnung zufolge erstmals knapp das notwendige Nutzen-Kosten-Verhältnis erfülle, das notwendig sei, um eine Förderung durch den Bund zu ermöglichen.

55 Professuren, mindestens 3000 bis 4000 Studierende

Die neuen Entwicklungen bringen nun Bewegung in die Angelegenheit, noch in der laufenden Woche wollen die Gemeinderäte in Ottobrunn und Taufkirchen die Erklärung absegnen. Denn sie beinhaltet auch eine klare Aussage zu dem notwendigen rund 20 Millionen Euro teuren Vorhaltebauwerk. Der Freistaat sichert in dem Schriftstück zu, Planung und Bau eines solchen Gebäudes "in eine spätere Förderung nach staatlichen Programmen und mit Bundesmitteln aufzunehmen, soweit die Förderung dem Grund nach möglich ist".

Zuletzt waren Zweifel aufgekommen, ob die Staatsregierung den Standort der TU München in Ottobrunn und Taufkirchen überhaupt noch als vorrangig einstufe, zumal Teile der Fakultät vor kurzem an den Flughafen München ausgelagert wurden. Auch hier liefert der Letter of Intend ziemlich klare Fakten: "Der TUM-Campus wird nach derzeitigen Plänen für 55 Professuren und mindestens 3000 bis 4000 Studierende errichtet", heißt es hier. Der Flughafen wird zudem eindeutig als "Interimsstandort" für die derzeit ausgelagerten Fakultäten bezeichnet.

Bei den meisten anwesenden Kreisräten war am Montag Erleichterung spürbar, auch wenn beispielsweise SPD-Fraktionsvorsitzender Florian Schardt Wasser in den Wein goss: "Würde es die Staatsregierung in einem Wahljahr sagen, wenn es nicht doch Hintergedanken mit dem Flughafen geben würde?", sagte er und bekräftigte, man müsse alle "Warnlampen" beachten. Maximilian Böltl (CSU), der sich wie Schardt im Wahlkreis München-Land Nord um ein Landtagsmandat bewirbt, bezeichnete das gemeinsame Bekenntnis als "Durchbruch" und forderte die Gründung einer Task-Force mit allen Beteiligten, um die Umsetzung der Absichtserklärung zu gewährleisten. Der Grüne Markus Büchler nannte die Absichtserklärung ein "sehr gutes Papier", betonte aber: "Wir müssen genau hinschauen." Letztlich billigte der Kreisausschuss die Erklärung einstimmig und ermächtigte den Landrat zur Unterzeichnung.

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