Mitten in Brunnthal:Streik in Småland

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Bei Ikea tobt ein Arbeitskampf. Ob das auch daran liegt, dass die Beschäftigten dort die Duzerei, die Schweden-Klischees und die albernen Namen der Möbel satt haben?

Kolumne von Iris Hilberth

Wer in den Ferien mal eben nach Schweden fahren möchte und die weite Anreise von 1300 Kilometern bis ins echte Småland scheut, der nimmt meist einfach die Autobahnausfahrt Taufkirchen-Ost in Richtung Brunnthal, wo der skandinavische Möbelriese Ikea mitten im weiß-blauen Oberbayern alles in schwedisches Blau-Gelb taucht. Hier werden alle Klischees von den freundlichen Menschen aus dem Norden bedient. Alle duzen sich, jeder Stuhl, jedes Regal und jedes Teelicht trägt einen Namen - und noch dazu einen schwedischen, der meist wirklich lustig klingt. Nur echte Schweden wissen, dass das manchmal schlicht Ortsnamen sind. Ach ja und die legendären Köttbullar, das Krabbenbrot Räksmörgås und die Zimtschnecken. "Jättegott!", würde der Schwede sagen.

Aber "sehr lecker" ist diese Woche gar nichts bei Ikea, weder im Süden von München noch in all den anderen Bullerbüs unter den Möbelhausdächern. Denn hier wird gestreikt. Man mag das kaum glauben, weil doch immer alle so freundlich und glücklich wirken inmitten der praktischen Billy-Regale, der gemütlichen Nämmarö-Sitzelemente und der bunten Ekluggmal-Kissen. Man ist nicht einmal genervt von den Werbedurchsagen, weil die mit schwedischem Akzent auf uns so sympathisch wirken wie der alte Petterson, Pippi Langstrumpf oder Michel aus Lönneberga.

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Ob die Mitarbeiter ihre blau-gelben Arbeitskluft nun erst einmal im Spind lassen, weil sie all des Heile-Welt-Schwedenkrams überdrüssig sind? Vielleicht haben sie keine Lust mehr, die schrägen Namen aller Artikel auswendig zu lernen, sondern würden statt Malm und Pax und Klippan lieber mal ein ganz gewöhnliches Sofa Nummer 384829420 verkaufen. Vermutlich haben sie auch die ständige Duzerei satt. Kann alles sein. Tatsächlich aber wollen sie vor allem mehr Geld.

Die Kunden müssen jedenfalls jetzt sehr tapfer sein, wenn sie trotzdem ins oberbayerische Schweden reisen. Dort kann man zwar weiterhin einkaufen. Zurückgeben kann man derzeit die Möbel aber nicht, falls es einem nicht gelungen ist, die Anleitung richtig zu verstehen und immer noch fünf Schrauben übrig sind, wenn der Schrank nach Stunden endlich steht. Viel schlimmer dürfte aber für viele etwas anders sein: Das Restaurant und die Kinderbetreuung Småland bleiben zu. Ikea ohne Hotdogs und Bällebad bedeutet: Heulende Kinder, die sich mit knurrendem Magen vor Wut auf den Boden werfen und in den Teppich beißen. Das ist nicht lustig, selbst wenn der Teppich Lohals, Knardrup oder Stoense heißt.

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