Missbrauchsurteil:Sportverein bedauert "Vorfälle und Leid"

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Beim TSV Neuried hat ein Fußballtrainer über Jahre hinweg Spieler sexuell missbraucht. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Der Vorstand des TSV Neuried bekundet seinen "Respekt" gegenüber den Opfern des verurteilten Fußballtrainers, äußert sich aber nicht zu einer etwaigen Mitverantwortung des Vereins.

Von Lisa Marie Wimmer, Neuried

Nachdem am Donnerstag das Urteil gegen einen 47-jährigen Fußballtrainer gesprochen wurde, der beim TSV Neuried im Landkreis München 25 Jugendliche über sechs Jahre hinweg vergewaltigt und sexuell missbraucht hatte, hat sich am Freitag der Vorstand des Vereins per Pressemitteilung an die Öffentlichkeit gewandt. "Der TSV Neuried ist über die bei Gericht bekannt gewordenen Taten erschüttert und bedauert die Vorfälle und das Leid der Betroffenen zutiefst", schreibt der Verein. Im Wertesystem des TSV Neuried hätten sexuelle Übergriffe sowie rassistische, diskriminierende und beleidigende Handlungen in jedweder Form keinen Platz.

Der TSV weist darauf hin, dass der Vorstand 2021 Strafanzeige gegen den ehemaligen Trainer erstattet und "damit die Ermittlungen in Gang gesetzt" habe. Zugleich wendet sich der Vorstand in der Mitteilung an die Spieler, die über Jahre hinweg systematisch von dem 47-Jährigen missbraucht wurden und den Mut fanden, bei Polizei und Justiz auszusagen: "Unser Dank und tiefer Respekt gilt den Betroffenen, die mit ihren Aussagen entscheidend zu Aufklärung und Überführung beigetragen haben." Aussagen zu Konsequenzen aus dem Fall und einer etwaigen Mitverantwortung im Verein - dem Verurteilten wurden 641 Fälle über einen Zeitraum von sechs Jahren nachgewiesen - macht der Vorstand in seiner schriftlichen Stellungnahme nicht.

Der verurteilte ehemalige Chef-Trainer hatte im Zeitraum zwischen 2014 und 2020 die jugendlichen Spieler neben dem Training teils mehrmals die Woche physiotherapeutisch "behandelt" und sie dabei sexuell missbraucht. Ausgebildeter Physiotherapeut war der Trainer zu keinem Zeitpunkt. Das Gericht verurteilte den 47-Jährigen am Donnerstag für 641 Taten zu sieben Jahren und sechs Monaten Gefängnis. Von einer von der Staatsanwaltschaft geforderten Sicherungsverwahrung sah die Jugendkammer am Landgericht München I ab.

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