Verkehrspolitik:Kritik an Plan für 15-Minuten-Takt

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An einigen Bahnhöfen entlang der S7 wie hier in Neubiberg sind die Schranken oft viele Minuten lang geschlossen. Das dürfte ein Grund dafür sein, dass für diese Linie keine Taktverdichtung vorgesehen ist. (Foto: Claus Schunk)

Lokalpolitiker halten das S-Bahn-Konzept des bayerischen Verkehrsministeriums für wenig durchdacht. Auch Landrat Göbel fordert Stärkung der Außenäste.

Von Stefan Galler, Landkreis München

In dieser Woche sind geheime Pläne von Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) öffentlich geworden, bereits vor der Fertigstellung der zweiten S-Bahn-Stammstrecke, idealerweise schon im Jahr 2030, einen ganztägigen 15-Minuten-Takt für die Linien S1, S2, S3, S4, S6 und S8 einzuführen. Nicht alle Politiker aus dem Landkreis München sind von diesem Vorhaben restlos überzeugt. Während Landrat Christoph Göbel (CSU) die Idee einen "tollen Ansatz" nennt und sagt, man könne "dem Verkehrsminister dankbar sein", fällt das Urteil von Grünen-Verkehrsexperte Markus Büchler nicht ganz so euphorisch aus.

"Zwar liegt das Konzept noch nicht komplett vor, aber man kann schon jetzt feststellen, dass es uns nicht nach vorne bringen wird", sagt der Oberschleißheimer der SZ. "Ob mit oder ohne zweite Stammstrecke sind unsere Außenäste hoffnungslos überlastet." Büchler findet es zwar "gut, dass nachgedacht" werde. "Aber so unausgegorene Vorschläge zeigen die Verzweiflung in der Staatsregierung vor der Landtagswahl im Herbst." Büchler bleibt dabei, dass die Kosten für die zweite Stammstrecke, die auf zehn bis 15 Milliarden Euro geschätzt werden, viel zu hoch sind. "Für dieses Geld könnte man einen S-Bahn-Südring schließen und die Außenäste ertüchtigen, die bis zur Fertigstellung der zweiten Stammstrecke total verwittert sein werden."

"Das alles führt doch ins totale Chaos", sagt Grünen-Landtagsabgeordneter Markus Büchler

Auch die Tatsache, dass das Konzept des Verkehrsministeriums etwa für die Linie S 7 gar keinen 15-Minuten-Takt vorsieht, zeige, wie wenig stimmig die Idee sei: "Einige Linien haben dann den 15-Minuten-Takt, die S 3 und S 4 in Stoßzeiten womöglich weiterhin den 10-Minuten-Takt und die S 7 weiterhin nur einen 20-Minuten-Takt. Das alles führt doch ins totale Chaos."

Was die Außenäste angeht, ist der Grüne mit Landrat Göbel auf einer Linie. Letzterer glaubt, dass es die Zuverlässigkeit der S-Bahn verbessern würde, "die Linien nicht komplett zwischen den Endstationen durchzutakten, also etwa die S 4 von Nordwesten nach Südosten. Besser wäre es, die Linien in Pasing beziehungsweise am Ostbahnhof enden zu lassen", so der CSU-Politiker. Büchler sieht das ähnlich, würde aber zumindest jede zweite Bahn die Stammstrecke durchfahren lassen: "Bahnkunden wünschen sich umstiegsfreie Verbindungen."

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Der SPD-Kreisvorsitzende Florian Schardt zählt als Ottobrunner zu jenen Bahnkunden, die unter der Unzuverlässigkeit der S 7 leiden und beharrt deshalb auf der Forderung, dort müsse ein zweigleisiger Ausbau weiterhin das Ziel sein. Den nun nicht mehr geheimen Plan von Verkehrsminister Bernreiter hält auch er für wenig durchdacht. "Man sollte nicht aus der Hüfte schießen, sondern solche Konzepte durchdenken, transparent damit umgehen und die Akteure vor Ort mitnehmen", sagt Schardt, der auch die Vorschläge der Grünen kritisch sieht: "Einen Südring mit Lärmschutz und eine Verbesserung der Außenäste gibt es auch nicht zum Nulltarif. Da machen es sich die Grünen etwas zu leicht."

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