Ob Rade J. und Marko K. selbst Haustiere besitzen, ist nicht bekannt, ihr nächtlicher Besuch in einer Filiale der Futtermittelkette "Fressnapf" hingegen gut dokumentiert. Seit Dienstag müssen sich die beiden Männer vor dem Landgericht München I verantworten, J. wird des achtfachen schwereren, K. des versuchten schweren Bandendiebstahls beschuldigt. Im Fall von J. steht jetzt schon fest, dass er für längere Zeit ins Gefängnis muss - wieder einmal.
Im Zeitraum von Oktober 2022 bis Januar 2023 kam es im Großraum München zu einer Reihe von Einbrüchen in mehreren Geschäften. In fünf von sechs Fällen handelte es sich um Filialen der Firma "Fressnapf", welche auch alleiniger Gegenstand des auf drei Verhandlungstage angesetzten Prozesses sind. In unterschiedlicher Zusammensetzung soll der 34-jährige J. mit dem 32-jährigen K. sowie zwei weiteren Beteiligten in Geschäfte in Ismaning, Markt Schwaben und Fürstenfeldbruck eingedrungen sein und das in Tresoren befindliche Bargeld entnommen haben. Laut Anklageschrift beläuft sich die erbeutete Gesamtsumme auf mehr als 30 000 Euro.
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Gefasst wurden J. und K. auf frischer Tat in Fürstenfeldbruck, als sie mit einem Brecheisen versuchten, den Tresor aufzustemmen. Den Zusammenhang mit den anderen Einbrüchen zogen die ermittelnden Behörden anhand von Bildmaterial aus Ismaning sowie DNA-Mischspuren aus Markt Schwaben, die jeweils auf J. hinwiesen. Die Staatsanwaltschaft München I hat gegen alle vier mutmaßlichen Beteiligten Anklage erhoben, der Prozess für die beiden anderen ist jedoch noch nicht terminiert.
Der in München geboren und lebende J. ist ein bulliger Typ mit Glatze, dessen Laufbahn von unsteter Erwerbstätigkeit und zahlreichen Vorstrafen geprägt ist. Insgesamt elf Jahre hat der Hilfsarbeiter im Gefängnis verbracht, unter anderem wegen schweren Diebstahls mit gefährlicher Körperverletzung. Nach Anhörung der Lebensumstände unterbreitete die Kammer unter Richter Thomas Lenz auf Wunsch der Verteidigung einen Verständigungsvorschlag, welchen J. annahm. Das Strafmaß wird sich demzufolge zwischen drei Jahren und vier Monaten und vier Jahren bewegen.
Die Untersuchungshaft, sagt ein Angeklagter, sei eine "große Lektion" gewesen
K. hingegen lehnte eine mögliche Verständigung ab. Für den gebürtigen Serben ist es die erste Inhaftierung, die acht Monate Untersuchungshaft bezeichnet er als "große Lektion" und beteuert, in Zukunft ausschließlich seiner Arbeit als Maler nachzugehen. Das endgültige Strafmaß ist für K. somit noch offen, dürfte jedoch im Vergleich zu J. geringer ausfallen. Im Gegensatz zu seinem Mitangeklagten ist K. nur für den Einbruch in Fürstenfeldbruck direkt angeklagt. Beide räumen diese Tat ein, bestreiten indes, im Rahmen einer Bande gehandelt zu haben. Insbesondere K. betont, nicht von den anderen Beteiligten und vorherigen Einbrüchen gewusst zu haben.
Die weiteren Prozesstage werden sich vor allem dieser Frage widmen, das Urteil wird am 6. November erwartet. Mit Blick auf die Vorstrafenliste von J. fand Richter Lenz jedoch schon zu Beginn der Hauptverhandlung Abschlussworte: "Wie es in der Zukunft für Sie weitergeht, entscheide nicht ich, sondern Sie."