Volkshochschule Würmtal:"Angebote entstehen durch gesellschaftliche Themen"

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Karola Albrecht (links) und Veronika Wagner leiten die Volkshochschule Würmtal. (Foto: Robert Haas)

Als Leiterin der Volkshochschule Würmtal steht Karola Albrecht einem 52 Jahre währenden Erfolgsmodell vor. Sie sieht in ihrer Einrichtung den Bildungsanbieter vor Ort.

Interview von Rainer Rutz, Planegg

Die Idee, eine Volkshochschule zu gründen, stammte aus der Bevölkerung. Zunächst machten nur die Gemeinden Planegg, Gräfelfing und Krailling mit, Gauting und Neuried folgten erst später. Mittlerweile gehört die VHS Würmtal zu den größten Erwachsenenbildungseinrichtungen in ganz Oberbayern. Konnte man früher nur etwa 50 Veranstaltungen im Jahr anbieten, kommt man heute auf etwa 800 mit mehr als 12000 Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmern. Im Jahr 2011 zog die VHS in die heutigen modernen Räume am Marktplatz in Planegg ein. Derzeit - noch bis Ende März - wird die VHS Würmtal von zwei Geschäftsführerinnen geleitet: Veronika Wagner und Karola Albrecht. Im SZ-Gespräch äußert sich Albrecht zu einem jahrzehntelangem Erfolgsmodell, das sie in die Zukunft führen will.

SZ: Die VHS Würmtal wurde 50 Jahre alt - ein Erfolgsmodell?

Karola Albrecht: Aber ja, unbedingt. Wir sind sehr beliebt, was auch die Zahl von 12 000 Kursteilnehmern zeigt. Sogar den ersten Kurs - Schreiben im Zehn-Finger-System gibt es immer noch. Wir sind bestens vernetzt mit allen möglichen Institutionen im Würmtal und sind in ständigem Austausch mit den Gemeinden. Wunschkurse entstehen oft durch Gespräche mit Bürgern.

Hat eine doch eher konservative Bildungseinrichtung wie die VHS in unserer immer stärker werdenden digitalisierten und medialen Welt überhaupt noch eine Chance? Ist die Konkurrenz nicht einfach zu groß?

Wir halten uns sehr gut. Durch die Pandemie haben wir sogar einen richtigen Schub erhalten. Das Angebot von Online-Kursen wurde sehr gut angenommen, wir haben viele Teilnehmer, die im vertrauten VHS-Umfeld sich "online getraut" und somit weitergebildet haben. Inzwischen gibt es ja sogar bayernweit eine Online-VHS.

Wer sind denn Ihre Hauptkonkurrenten?

Wir wollen eigentlich niemanden als Konkurrenten bezeichnen - wir suchen lieber die Kooperation. Aber klar: Das breite Angebot im Internet ist eine Konkurrenz. Unsere Vorteile sind allerdings die Ortsnähe und die Kompetenz unserer Kursleiter. Das Lernen in der Gruppe ist nicht durch einsames Online-Arbeiten zu ersetzen. Und: Man lernt auch von seinen "Mitlernern", man motiviert sich gegenseitig, die Gruppe hilft oft, den inneren Schweinehund zu überwinden.

Früher haben viel mehr Frauen als Männer die Kurse belegt. Hat sich da was verändert?

Wir sind auf dem Weg, mehr Männer in die Kurse zu bringen, aber der Frauenanteil ist nach wie vor erheblich höher. Es gibt auch viele junge Menschen, die den Weg zu uns finden und die sind dann meistens begeistert. Auf alle Fälle gilt: Wir müssen uns sichtbarer als Bildungsanbieter vor Ort profilieren. Wenn die Menschen dann den Weg zu uns finden, werden sie zu 90 Prozent überzeugt. Und wir arbeiten laufend an unserem Marketing.

Ist das potentielle Publikum im Würmtal anders strukturiert als zum Beispiel in Großstädten?

Wir haben eine gute Mischung aus Teilnehmern aller gesellschaftlichen Schichten. Aber mit der VHS in München können wir uns nicht vergleichen. Wir haben allerdings gemeinsame Ziele: Etwa Barrierefreiheit, eine leicht verständliche Sprache und auch die Absicht, durchaus mal Teilnehmer anzusprechen, die nicht so gut "alphabetisiert" sind.

Wie sieht es mit den Finanzen aus? Sie bekommen doch eine solide Unterstützung durch die Gemeinden? Könnten Sie mehr Geld gebrauchen?

Mehr Geld würde bedeuten, dass wir mehr kostenfreie Angebote machen könnten - vor allem im Bereich der politischen Bildung, der Demokratiebildung oder für nachhaltige Entwicklungen. Zwei Beispiele: Die "Lange Nacht für Demokratie" am 2. und 3. Oktober oder den "Demokratieführerschein" für junge Erwachsene.

Was fehlt noch in der Angebotspalette?

Angebote entstehen durch gesellschaftliche Themen, Trends werden aufgegriffen. Natürlich nehmen wir Anregungen von außen auf. Und, was ganz wichtig ist: Wir finden immer gute Dozenten für unsere Themen.

Gibt es Tabus? Themen, an die Sie sich nicht rantrauen?

Na ja, zurückhaltend sind wir natürlich bei manchen medizinischen Themen, auch aus dem Bereich der Sexualität oder der Politik. Wir wollen und müssen neutral bleiben und können nicht die eine oder andere Richtung bevorzugen.

Also, einen Tantra-Kurs überlassen Sie lieber anderen Einrichtungen?

Ja, der passt jetzt nicht gerade zu uns.

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