Kultur:Die üblichen Verdächtigen - und einige Überraschungseffekte

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Das Garchinger Sinfonieorchester gibt nach langer Pause erstmals wieder ein Konzert. (Foto: Veranstalter)

Auch in diesem Jahr soll es mancherorts Neujahrskonzerte geben. Ganz sicher ist das aber nicht - in Garching muss bereits die Dirigentin ausgetauscht werden.

Von Udo Watter, Garching

Die Zeit zwischen den Jahren ist jetzt vorbei, aber was ist mit der Zeit zwischen den Wellen? Warten wir noch bangend auf die gefährliche Brandung oder rollt sie schon? Gibt es überhaupt noch Zwischenzeiten, dominiert nicht vielmehr seit Monaten eine sanft wogende Dauerwelle, die gerade von Delta-Style auf Omikron übergeht? Wie auch immer man sie nennt, wegen der Wellen ist jedenfalls zuletzt viel ins Wasser gefallen. Feierbiestern, Sekt- und Walzerfreunden war es ob des Böllerverbots, geschlossener Clubs oder abgesagter Silvesterkonzerte versagt, den Jahreswechsel ausgelassen zu zelebrieren.

Ein paar Silvesterkonzerte in kleinerem Rahmen gab es aber immerhin, und - ja - auch im Januar sind im Landkreis München etliche Neujahrskonzerte und andere Veranstaltungen geplant, die 2022 mit Heiterkeit begrüßen. Das Garchinger Sinfonieorchester wird am Sonntag, 9. Januar, ein Neujahrskonzert im Bürgerhaus der Stadt geben, das angesichts des Programms wenig Wünsche offen lassen dürfte: Neben Werken der üblichen Verdächtigen Strauß, Suppé und Lehar werden Filmmusik und Kompositionen von Bizet und Elgar erklingen. Für das Laienorchester, das sich aus seinen Anfängen Mitte der Achtziger als kleines Ensemble des Max-Planck-Instituts für Plasma-Physik zu einem ambitionierten Klangkörper entwickelt hat, in dem Mitglieder aus dem gesamten Großraum München mitwirken, ist es das erste Konzert seit einem Auftritt im Februar 2020, damals noch unter Leitung von Gabiz Reichert.

Am Sonntag hätte nun die neue künstlerische Leiterin Tamara Mersetzky, die auch das Programm einstudiert hat, ihr Debüt geben sollen. Sie ist aber jüngst positiv auf das Coronavirus getestet worden und musste durch Philipp Lüdecke ersetzt werden - er ist unter anderem Dirigent des Symphonischen Blasorchesters des Musikvereins Eichenau. "Das sind so die Überraschungseffekte", kommentiert Garchings Kulturreferent Thomas Gotterbarm mit leicht resignativer Ironie. "Derzeit ist alles unsicher."

Durchgezogen wird die Veranstaltung, bei der Garchings Bürgermeister Dieter Gruchmann (SPD) zudem eine Neujahrsansprache halten wird, aber nun und die Nachfrage ist da: "Es verkauft sich erstaunlich gut", sagt Gotterbarm. Parallel dazu wird das Konzert auch live gestreamt werden. Dazu habe man erst jüngst einen eigenen Youtube-Kanal eingerichtet - der Zugang ( www.garching.de/kultur/live) ist kostenlos, es wird aber um Spenden für das Orchester gebeten. Die Aufführung am 9. Januar beginnt um 16 Uhr, es gibt noch einige Karten, die am besten über das Kulturreferat (Telefon 089/32 08 91 38) bestellt oder mit etwas Glück an der Tageskasse erworben werden können.

Es werden wohl so zwischen 120 und 150 Besucher im Garchinger Bürgerhaus unter den gegebenen Rahmenbedingungen Platz finden - eine Teststation ist direkt gegenüber. Gotterbarm, der es bei zurückliegenden Veranstaltungen schon erlebt hat, dass "die Stimmung nicht so aufkam", ist allenfalls verhalten optimistisch, was die weitere Planungen angeht: "Alles ist wacklig, man plant so ein bisschen ins Blinde hinein." Als Kommune könne man den nun wieder angesichts der anschwellenden Welle drohenden Ausfall diverser Veranstaltungen zwar gut verkraften, aber: "Für die Künstler wäre es wieder schlimm."

Größere Veranstaltungen sind in den kommenden Wochen stark gefährdet

Während an manchen Häusern im Landkreis das Programm eh heruntergefahren oder gänzlich abgesagt ist, sind in Garching und anderen Kommunen wie Unterschleißheim - wo es am 6. Januar ein (ausverkauftes) Neujahrskonzert mit den Münchner Symphonikern gibt - weitere Januar-Veranstaltungen geplant. Das gilt auch für die Gemeinde Taufkirchen. Im Kultur- und Kongresszentrum soll es von Mitte des Monats an diverse Vorstellungen geben, und am 29. Januar steht auch ein Neujahrskonzert mit lokalem Anstrich auf dem Programm: Der langjährige Leiter der Musikschule Taufkirchen, Claus Blank, wird mit einem Salonorchester Melodien und Walzer von Tschaikowski, Johann Strauss und anderen Meistern der Ballett- und Operettenliteratur präsentieren sowie Werke von Johannes Brahms. Infos und Tickets unter https://kulturzentrum-taufkirchen.de/home.html.

In Unterföhring soll im Januar - wenn möglich - auch noch ordentlich gefeiert werden. Das Musical "Anatevka" am 15. Januar ist schon ausverkauft und die "Unterföhringer Lachnacht" am 21. Januar beinahe auch. Dazu stehen zwei Auftritte von Iwanson International mit dem Programm "The Nimble Project" (Moderner Tanz), am 22. und 23. Januar, an. In Unterhaching ist der ursprünglich auf den 15. Januar terminierte Tanzauftritt von Ballet Classique München ("Schwanensee") dagegen bereits verschoben worden. Das gilt wohl generell: Größere Veranstaltungen mit vielen Aktiven auf der Bühne sind in ihrer Realisierung in den kommenden Wochen unsicher bis stark gefährdet. In dieser Hinsicht bringt das neue Jahr wenig Neues.

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