Landtagswahl:Eine Kandidatin mit schwerem Paket

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Kerstin Schreyer würde nie öffentlich etwas Negatives über Markus Söder sagen, auch nicht, nachdem er sie als Verkehrs- und Bauministerin abserviert hat. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Ihre Rolle als Verkehrsministerin im Stammstrecken-Desaster könnte der CSU-Abgeordneten Kerstin Schreyer im Wahlkampf noch auf die Füße fallen und den Grünen nutzen.

Kommentar von Lars Brunckhorst

Dass Kerstin Schreyer auch bei der Landtagswahl im kommenden Jahr als Direktkandidatin der CSU im südlichen Landkreis München antritt, ist keine überraschende Nachricht. Auch nicht, dass sie von ihrer Partei mit großer Mehrheit zum vierten Mal als Kandidatin nominiert wurde. Eine überraschende Nachricht aber könnte es werden, wenn Schreyer im Oktober 2023 nicht wiedergewählt würde. Unwahrscheinlich? Nicht unbedingt. Und überraschend? Bis dahin vielleicht immer weniger. Denn die Abgeordnete aus Unterhaching schleppt in diesen Wahlkampf ein Päckchen mit sich, das immer mehr zur Belastung für sie werden könnte.

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Als ehemalige Verkehrsministerin trägt die CSU-Politikerin nämlich eine gehörige Portion Anteil an der Verantwortung für das Desaster um die zweite S-Bahn-Stammstrecke. Wie sich mehr und mehr herausstellt, hat Schreyer etwa die Stadt München und die umliegenden Landkreise wider besseres Wissen über die massiven Kostensteigerungen und Bauverzögerungen lange Zeit im Unklaren gelassen. Das könnte ihr nun auf die Füße fallen. Zumal diese Heimlichtuerei ihr auch Parteifreunde im Landkreis vom Landrat abwärts übel nehmen dürften. Wenn es Grünen und SPD im Wahlkampf gelingt, die Mitschuld der früheren Ressortchefin an den skandalösen Vorgängen im Verkehrsministerium auszuschlachten, dann hängt Schreyers Wiederwahl im Stimmkreis am seidenen Faden. Ohne Direktmandat aber hätte sie keinerlei Chancen auf einen Verbleib im Landtag, denn über die Liste kommt bei der CSU in der Regel niemand zum Zug.

Ihre Chancen, der CSU in einem Jahr den Stimmkreis im südlichen Landkreis München abzunehmen, könnten die Grünen noch dadurch erhöhen, dass sie ihre Abgeordnete Claudia Köhler, wie Schreyer in Unterhaching zuhause, diesmal hier antreten lassen statt wie 2018 im Stimmkreis München-Land Nord. Köhler ist mindestens so präsent und verwurzelt im Landkreissüden wie Schreyer und könnte dieser ernsthaft gefährlich werden. Es wäre also nur eine begrenzt überraschende Nachricht, wenn die Grünen ihre stärkste Frau im Landkreis gegen die CSU-Stimmkreisabgeordnete ins Rennen schicken würden.

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