Wer auf der Salzburger Autobahn in Richtung München fährt, wird sie spätestens sehen, nachdem er den Irschenberg und die letzten Steigungen bei Weyarn überwunden hat: sechs Rotoren, die weit in den Himmel aufragen, jeweils drei östlich und westlich der A 8 im Landkreis München und in den Landkreisen Ebersberg und Miesbach. Schon in zwei Jahren sollen die ersten Windräder sauberen Strom erzeugen, wobei manch einem der Begriff "schon" ein wenig deplatziert erscheinen mag.
Der Freistaat ist Geothermie-Land, Vorreiter bei Solarenergie und Wasserkraft. Aber bisher eben kein Vorbild, wenn es um die Nutzung von Windkraft geht. Bisher drehen sich im Großraum München nur wenige Rotoren: in Fröttmaning, in der Gemeinde Bruck im Landkreis Ebersberg, in Berg im Landkreis Starnberg.
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Und so hat es auch im Landkreis München quälend lange gedauert, bis bei der Windkraft etwas vorangeht. Im Oktober aber flattert in mehreren Kommunen im südöstlichen Landkreis ein Schreiben aus dem Münchner Landratsamt in die Rathäuser: Die Behörde genehmigt den Bau von sechs Windrädern. Sowohl im Hofoldinger als auch im Höhenkirchner Forst werden je drei 200 Meter hohe Rotoren entstehen - entsprechend der Zahl der beteiligten Gemeinden.
In der Arbeitsgemeinschaft (Arge) Hofoldinger Forst sind dies Sauerlach, Aying und Otterfing im Landkreis Miesbach; der Arge Höhenkirchner Forst gehören aus dem Landkreis Ebersberg die Gemeinden Egmating und Oberpframmern sowie aus München-Land Höhenkirchen-Siegertsbrunn an. Für den Landkreis München selbst bedeutet die Genehmigung, dass er sich aus seiner aktiven Rolle in den Arbeitsgemeinschaften bei der Planung der Windräder zurückziehen kann; seine Anschub-Leistung hat er erfüllt und darf selbst keine Windräder bauen.
Sowohl die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister in den Kommunen als auch Münchens Landrat Christoph Göbel und sein Ebersberger Amtskollege Robert Niedergesäß (beide CSU) betonen die kommunale Eigenverantwortlichkeit bei der Umsetzung der zwei Vorhaben. Diese sei ohne großen Finanzinvestor erfolgt, so Göbel, Niedergesäß spricht von einer maximalen Wertschöpfung für die Kommunen vor Ort.
Dazu gehört auch, dass die Gemeinden nun nach Wegen suchen wollen, die Bürgerinnen und Bürger an den Windrädern finanziell zu beteiligen. Die drei Windräder im Höhenkirchner Forst sollen in nicht allzu ferner Zukunft eine Leistung von etwa 5,6 Megawatt aufweisen. Zehn Millionen Kilowattstunden Ertrag sollen pro Rotor abfallen. Dieser Wert entspricht etwas mehr als 40 Prozent des Stromverbrauchs der Gemeinde Höhenkirchen-Siegertsbrunn. So könnte der Freistaat Bayern doch noch zum Wind-Land werden.