Energiewende:Geothermie-Beschluss mit Hintertürchen

Lesezeit: 2 Min.

Millionensummen stehen auf dem Spiel - alleine schon für eine Bohrung in Tausende Meter Tiefe. (Foto: Catherina Hess)

Der Haarer Gemeinderat erklärt grundsätzliche Bereitschaft zum Einstieg ins Vaterstettener Großprojekt, macht diesen aber von Verhandlungen abhängig.

Von Bernhard Lohr, Haar

Der Haarer Gemeinderat hat am Dienstagabend mit einem einstimmigen Beschluss die "grundsätzliche Bereitschaft" zum Ausdruck gebracht, sich an einem interkommunalen Geothermie-Projekt in Vaterstetten zu beteiligen. Ob die Gemeinde tatsächlich den Einstieg wagt, ist aber weiterhin völlig offen. Damit auch ja keiner falsch versteht, was die Haarer Position angeht, wurde auf Anregung der SPD in den Beschluss der Satz eingefügt, dass man jetzt soweit sei, "in konkrete Vertragsverhandlungen" einzutreten. Wie die ausgehen und was am Ende herauskommt, hält man sich ausdrücklich offen. Ein entscheidender Grund für dieses Hintertürchen ist die schlechte Finanzlage der Gemeinde. Nach aktuellem Stand sind laut Bürgermeister Andreas Bukowski (CSU) im Jahr 2026 die stark schrumpfenden Rücklagen aufgebraucht. Besserung ist nicht in Sicht.

Die treibende Kraft hinter dem Geothermie-Projekt ist deutlich Vaterstetten. Das zeigte sich am Dienstagabend auch im Haarer Gemeinderat, wo Georg Kast aus dem dortigen Rathaus alle kurz auf den neuesten Stand brachte und bei der Gelegenheit bekräftigte, dass Vaterstetten auch alleine das Zukunftsprojekt einer nachhaltig auf Erdwärme basierenden Versorgung seiner Gemeinde angehen würde. Doch die "Türen sind offen", betonte er, damit nach aktuellem Stand die Nachbargemeinden Grasbrunn, Haar und Zorneding mit einsteigen. Grasbrunn hat sich bereits festgelegt und will dabei sein. Aus Zorneding erhofft sich Vaterstetten an diesem Donnerstag ein entsprechendes Votum des Gemeinderats.

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Dabei macht Vaterstetten Druck. Man will zügig die Bohrgesellschaft gründen, von der man seit einigen Tagen auch weiß, dass es eine GmbH & Co. KG sein wird, bei der man sich kommunale Kommanditisten wünscht. Wie man in Vaterstetten das jetzt in Haar getroffene, je nach Interpretation mehr oder weniger unverbindliche Votum aufnimmt, ist nicht klar. Georg Kast gab dazu auf SZ-Anfrage nichts zu erkennen. Klar ist jedenfalls, dass es so oder so um eine wegweisende Entscheidung geht, was die Wärmeversorgung in Haar angeht, aber eben auch um die Finanzen. Die Rathausverwaltung formuliert es in der einseitigen, dünnen Sitzungsvorlage zum Thema so, dass man eine Beteiligung an der Bohrgesellschaft "größtenteils über Kredite" finanzieren müsste. Auch später folgende Investitionen müssten über Kredite laufen. Der Netzausbau sei gesondert zu betrachten.

Näher erläuterte das im Gemeinderat am Dienstag niemand. Auch wurde bisher nicht öffentlich über die finanziellen Folgen eines solchen Engagements diskutiert. Nach jüngsten Aussagen aus Vaterstetten rechnet man dort alleine für Bohrung und Kraftwerksbau nahe Weißenfeld mit 50 Millionen Euro und für den weiteren Netzausbau noch einmal mit derselben Summe. Der große Vorteil eines Einstiegs von Haar wäre, dass etwa das Klinikum über ein Wärmenetz verfügt, aber auch in Eglfing und im Jagdfeld bereits Leitungen im Boden liegen. Allerdings müssten diese Punkte alle verbunden werden und ein Anschluss nach Weißenfeld nahe Ottendichl hergestellt werden. All das sind Überlegungen im Anfangsstadium.

So beschrieb es jedenfalls der Leiter der Gemeindewerke Haar, Rainer Mendel, am Dienstagabend. Er kündigte für die nicht öffentliche Sitzung eine Präsentation über einen dreistufigen Wärmenetzausbau in Haar an, der aber auch noch mit dem Partner Bayernwerk abgestimmt werden müsse. Den Netzausbau würden die Gemeindewerke gerne vorantreiben, um erst über bestehende Blockheizkraftwerke Wärme einzuspeisen und dann später auf Geothermie aus Vaterstetten umzustellen. SPD-Sprecher Thomas Fäth warnte davor, die Erwartung zu verbreiten, eine Geothermie-Versorgung für Haar sei schon beschlossene Sache. Er sprach von "einigen Stolpersteinen", die noch aus dem Weg zu räumen seien. Vor dem "eigentlichen Beschluss" seien Fragen zu klären, sagte er. Bürgermeister Bukowski nannte das eine Selbstverständlichkeit. "Grundsätzliche Bereitschaft heißt nicht, dass gleich Verträge unterzeichnet werden."

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