Energieversorgung:Stadtwerke rechtfertigen Fernwärmepreise

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Eigentlich ist Fernwärme eine effiziente Art zu heizen - allerdings sind die Anbieter Monopolisten in ihrer Region. (Foto: Marijan Murat/dpa)

Die SWM begründen unterschiedliche Tarife in ihren Netzen mit übernommenen Altverträgen und sehen Versorger in den Umlandkommunen im Vorteil.

Von Bernhard Lohr, Landkreis München

Die Stadtwerke München (SWM) weisen den Vorwurf zurück, mit einer "absurden" Preisgestaltung in ihren drei Fernwärme-Versorgungsgebieten Kunden unfair zu behandeln und mit intransparenten Berechnungsmethoden Verwirrung zu stiften. Die Münchner Stadtratsfraktion "Die Linke/Die Partei" hatte das moniert und in einer Anfrage Aufklärung darüber eingefordert, warum ausgerechnet Kunden in dem stark vom Gas abhängigen Wärmenetz Südost in Hohenbrunn und Ottobrunn mit 97 Euro pro Megawattstunde (Stand: Anfang 2023) nur die Hälfte dessen zahlten, was Kunden in der Stadt München sowie im Netz Süd berappen müssen, zu dem die Gemeinde Taufkirchen zählt. Dort sind 210 Euro pro Megawattstunde zu berappen.

Die SWM begründen das in einer Antwort, die Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner vorgelegt hat, mit Besonderheiten übernommener Verträge in den Netzen Südost und Süd, die 2018 und 2019 aufgekauft worden seien. Insbesondere will man sich nicht mit stark von den Rathäusern unterstützten Versorgern in Umland-Gemeinden wie in Unterföhring oder Ismaning verglichen sehen.

Ausgerechnet da, wo mit Gas geheizt wird, ist es besonders billig

Die Münchner Stadtwerke sind zuletzt wegen hoher Verbrauchspreise wiederholt in Erklärungsnot geraten. Bei der Fernwärme kam hinzu, dass die Entwicklung nicht zu den Erwartungen passt. So hängt das mit günstigen Tarifen gesegnete Versorgungsgebiet Südost in Ottobrunn und Hohenbrunn der Linken zufolge zu 95 Prozent am teuren Gas, während im Stadtgebiet nur ein Gasanteil von 50 Prozent angesetzt ist und im Netz Süd gar nur von 20 Prozent. Die SWM begründen den dennoch günstigen Tarif damit, dass wie früher bei der "Energieversorgung Ottobrunn" im Gebiet Südost eine Preisanpassung nur einmal im Jahr vorgenommen werde. Die Verwerfungen auf den Energiemärkten seien dort deshalb erst zum Teil angekommen.

Die Preisänderungsklauseln, die je nach Energieträger auf Indizes basieren, verteidigen die SWM als marktkonform und nachvollziehbar. Der im Netz Süd verwendete Holzindex sei infolge des russischen Angriffskrieges auch um mehr als 82 Prozent gestiegen, der für das Netz Süd ebenso relevante Preis für Erdgas habe sich mehr als vervierfacht. Die Indizes orientierten sich "an den Kosten der SWM für Erzeugung und Bereitstellung der Fernwärme" und am Wärmemarkt in München und Umgebung, der noch wesentlich durch Erdgas und Heizöl geprägt sei.

Das ändert sich langsam. So steigt im Südost-Netz wegen der Anbindung der zu den Stadtwerken gehörenden Geothermieanlage in Kirchstockach der Erdwärmeanteil, wobei dort auch ein neues Gas-Blockheizkraftwerk in Betrieb gegangen ist. Die SWM betonen, sie finanzierten ihre Geothermie-Anlagen aus eigener Kraft, wohingegen Umlandgemeinden politisch entschieden hätten, hohe Millionenbeträge dafür aufzuwenden. Die SWM erhielten keine Zuschüsse oder Darlehen von der Stadt München, sondern führten im Gegenteil jährlich Beträge im dreistelligen Millionenbereich an diese ab.

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