Freie Demokraten:"Die FDP hatte ein beschissenes Wahlergebnis "

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Wechsel an der Spitze: Der Grünwalder Michael Ritz übergibt den FDP-Kreisvorsitz an die Pullacherin Monika Bock. (Foto: Claus Schunk)

Bei den Liberalen im Landkreis München ist die Stimmung nach der verlorenen Landtagswahl mies. Die Unternehmerin Monika Bock aus Pullach soll den Kreisverband als neue Vorsitzende nun wieder aufrichten.

Von Stefan Galler, Brunnthal

Ausgelassen ist die Stimmung nun wahrlich nicht an diesem Montagabend im Landgasthof Brunnthal. Zu Euphorie gibt es ja auch keinerlei Anlass für die bayerischen Liberalen. Auch nicht für jene aus dem Landkreis, die zwar immer noch einen der erfolgreichsten FDP-Kreisverbände stellen, aber eben im Gegensatz zu früher keine Abgeordneten mehr. "Die FDP hatte ein beschissenes Wahlergebnis ", ruft der erfahrene Kommunalpolitiker Axel Schmidt im Laufe der Kreishauptversammlung seinen Parteikollegen entgegen. Widersprochen wird von keinem der 62 anwesenden Mitglieder.

Und doch wollen sie raus aus dem Tief und nehmen den Rückzug von Michael Ritz zum Anlass, sich personell neu aufzustellen. In der Pullacherin Monika Bock wählen die Liberalen am Montagabend eine neue Kreischefin, die bei ihrer Vorstellung den Eindruck vermittelte, die Ärmel hochzukrempeln: "Ziel muss sein, die FDP im Landkreis sichtbarer und attraktiver zu machen", sagte die 57-jährige Unternehmerin, die auch stellvertretende Vorsitzende des Pullacher Ortsverbandes ist. "Wir müssen unsere Angebote klar und verständlich kommunizieren und nicht in verschwurbelter Politikersprache." Es gehe darum, sich auf konkrete Themen zu fokussieren. "Achselzucken alleine reicht jedenfalls nicht."

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Der scheidende Kreisvorsitzende Michael Ritz wirkte nur bedingt wehmütig, auch wenn die Tatsache, dass die FDP den neuerlichen Einzug ins Maximilianeum verpasst hat, "noch immer sehr schmerzt", wie der Grünwalder sagte. "Eigentlich wollte ich jetzt den Titel ,The End‛ von den Doors spielen, denn mein Ende ist da - zumindest als Kreisvorsitzender", sagte Ritz, als er sich von den Landkreis-Liberalen verabschiedete, um dann doch noch zu dem Schluss zu kommen: "Das Ende der FDP ist noch lange nicht da."

Seinem Grünwalder Ortsverbandskollegen Marco Deutsch dankte Ritz für dessen Landtagswahlkampf. Er ist überzeugt, dass es auch mit Helmut Markwort, der 2018 im Stimmkreis München-Land Süd 10,3 Prozent der Stimmen einfuhr und in den Landtag einzog, nicht besser gelaufen wäre: "Das hätte gar nichts geändert, die politische Stimmung hat nicht für uns gesprochen", so Ritz zur SZ. Im Übrigen habe Markwort diesmal in seinem neuen Stimmkreis Freising gerade mal 2,8 Prozent erhalten - Deutsch im südlichen Landkreis München immerhin 5,9 Prozent.

Die neue Vorsitzende wird erst im zweiten Wahlgang gewählt - mit nur eine Stimme Vorsprung

Viel mehr Zeit für eine Nach-Wahlanalyse blieb ohnehin nicht, denn die Liberalen mussten sich am Montagabend erst einmal darüber klar werden, wie denn nun ihre neue Kreisführung aussehen sollte. Monika Bock wollte nämlich ursprünglich in einer Doppelspitze mit der Unterföhringerin Anette Westarp ins Rennen gehen, dagegen hatte sich der Neubiberger Ortsverbandsvorsitzende und Gemeinderat Michael Weigle als Einzelkämpfer positioniert. Leidenschaftlich wurde über Vor- und Nachteile eines Führungsduos diskutiert, entscheidend war dabei das Bekenntnis der beiden Frauen, es bei einem entsprechenden Beschluss auch alleine versuchen zu wollen. Denn sonst wäre die Wahl schnell entschieden gewesen: Letztlich stimmten nämlich 29 der anwesenden FDP-Mitglieder für eine Doppelspitze, jedoch 31 dagegen.

Machte die Wahl spannend: Michael Weigle kandidierte gegen Monika Bock - und verlor äußerst knapp. (Foto: Claus Schunk)

Im Wettstreit der drei Kandidaten scheiterte Weigle im ersten Wahlgang dann nur knapp an der absoluten Mehrheit, um schließlich im zweiten Wahlgang gegen Bock mit 30 zu 31 Stimmen zu unterliegen. Der Neubiberger verzichtete anschließend auf einen der drei Stellvertreterposten, diese gingen an die Ex-Landtagskandidatin Katharina Diem aus Kirchheim, Anette Westarp und Axel Schmidt.

Monika Bock zeigte sich am Ende des langen Abends "überrascht und überwältigt". Die neue Chefin der Landkreis-FDP, die sich selbst als sozialliberal bezeichnet, will vor allem jene Parteimitglieder aktivieren, die sich bisher lediglich durch das Bezahlen des Mitgliedsbeitrags engagierten. "Wir haben in Pullach im Ortsverband 35 Mitglieder, ich kenne nicht einmal die Hälfte davon", sagt Bock. Hier müsse man ansetzen und zudem Politik für die Menschen am Ort machen. "Wenn mich meine Bäckerin oder die Dame in meinem Nagelstudio fragen, ob wir als FDP auch etwas für kleine lokale Unternehmer tun, dann muss ich darauf eine Antwort haben." Genau diese Antworten müsse man sich jetzt erarbeiten.

In einer vorherigen Version des Textes war das Zitat von Axel Schmidt im Titel falsch wiedergegeben worden. Ebenfalls korrigiert wurde, dass sich Michael Weigle nicht um einen Stellvertreterposten bewarb. Zuvor hatte es geheißen, er sei in der Abstimmung darum unterlegen.

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