Energiewende:Erdwärme wird effizienter eingesetzt

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In Kirchstockach wird gerade eine Wärmetauscher-Station gebaut und mit neuen Rohren angeschlossen. (Foto: Angelika Bardehle)

In den Geothermie-Anlagen der Stadtwerke München bei Brunnthal wird bislang nur Strom erzeugt. Künftig soll auch die Abwärme genutzt werden - für Heizungen in der Stadt, aber auch im Landkreis.

Von Bernhard Lohr, Brunnthal

Der Einstieg in die Versorgung größerer Einheiten mit CO₂-freier Wärme aus Tiefengeothermie ist im östlichen Landkreis in greifbarer Nähe. Bereits im März 2021 soll die Wärmetauschstation am Kraftwerk der Stadtwerke München (SWM) in Kirchstockach in der Gemeinde Brunnthal in Betrieb gehen. Mitte oder Ende 2021 soll heißes Wasser fließen. Zudem soll dort Abwärme aus dem Kraftwerk eingebracht werden, das in Kirchstockach mit Methan aus der Bioabfall-Vergärungsanlage des Landkreises betrieben wird. Parallel ist an beiden Kraftwerken eine Modernisierung und ein Ausbau im Gespräch.

Abgesehen von der Photovoltaik und der von vielen auch kritisch beäugten Windkraft liegen die größten Hoffnungen für die Energiewende im Landkreis auf der Geothermie. Kraftwerke gibt es schon einige. Doch nicht alle nutzen ihr Potenzial voll aus. Die Anlagen der SWM in Dürrnhaar und in Kirchstockach produzieren bisher nur Strom, die Abwärme verpufft. Das soll sich laut der "Fernwärme-Vision" der SWM ändern. Bis 2040 will man den Münchner Fernwärmebedarf vor allem mit Hilfe der Erdwärme CO₂-neutral decken. Die Anlagen in Dürrnhaar, Kirchstockach und auch Sauerlach sollen dafür ans Münchner Netz angebunden werden.

Doch auch im Landkreis werden die Forderungen lauter, von dieser Entwicklung mit zu profitieren. Zunächst ist vorgesehen, die großen Schulen in Ottobrunn ans Erdwärmenetz anzubinden. Für die Ortsmitte in Ottobrunn gibt es ebenfalls solche Überlegungen. In Höhenkirchen-Siegertsbrunn und Brunnthal bringen die Grünen das Thema immer wieder auf die Tagesordnung, wobei stets die Frage der Wirtschaftlichkeit solcher Fernwärmenetze im ländlichen Raum aufkommt.

Weiteren Aufschluss soll eine Untersuchung liefern, die über die Energieagentur Ebersberg-München erstellt wurde und laut Brunnthals Bürgermeister Stefan Kern (CSU) im Dezember zunächst in einer Bürgermeisterrunde vorgestellt werden soll. Dort werde es Aussagen zu Nahwärmenetzen in bisher nicht erschlossenen Regionen des Landkreises geben, sagt Kern. Auch "Rahmenbedingungen" für einen möglichen Ausbau würden beschrieben.

In Kirchstockach steht die Übergabestation im Rohbau. Mitte September wurde auf der Baustelle des neuen Gebäudes an der Geothermieanlage in Kirchstockach der zwölf Tonnen schwere Wärmetauscher mit zehn Megawatt Leistung aufgestellt. Die Fernwärmeleitungen sind weitgehend verlegt, mit denen die SWM die Wärme bis in die Stadt München bringen will. Dennoch gibt es Zweifel, dass auch in naher Zukunft die Wärmeversorgung mit klimaschonender Energie im Münchner Umland groß vorankommt.

Bürgermeister Kern hat es in der eigenen Gemeinde erlebt, die mit der Bioenergie und der Geothermie in Kirchstockach und der nahen Geothermieanlage in Dürrnhaar eigentlich auf einem bisher bis auf die Verstromung kaum genutzten großen Energie-Reservoir sitzt. Zwar hätten die SWM zugesagt, wenigstens entlang der Hauptleitungen Anschlussmöglichkeiten zu prüfen, sagt Kern. Doch in Kirchstockach habe nur ein Haushalt Interesse gezeigt.

Anfang des Jahres lief eine breit angelegte seismische Erkundung des Untergrunds im Süden von München, die laut SWM erst 2021 ausgewertet und abgeschlossen sein wird. Dabei geht es um mögliche weitere Bohrungen auch in Kirchstockach selbst, wobei sich dem Vernehmen nach wegen verschärfter Bestimmungen im Wasserschutzgebiet Genehmigungen dort schwierig gestalten. Auch soll eine Bohrung alleine dafür schon notwendig sein, um die Leistungsfähigkeit des Geothermiekraftwerks zu erhalten oder wiederherzustellen.

So soll es Bürgermeister Kern zufolge zu einem sogenannten Kurzschluss tief in der Erde gekommen sein. Das heißt, dass sich abgekühltes, in das Erdreich zurückgepumptes Wasser mit dem heißen Wasser vermischt, das nach oben geholt wird. Nach den Worten von Matthias Ganser von der Firmengruppe Ganser, die die Bioabfall-Vergärungsanlage für den Landkreis betreibt, steht das 1997 in Betrieb gegangene Biogaskraftwerk vor einer Erneuerung. Im Gespräch sei leistungsfähigere Technik, die Mensch und Umwelt noch besser schütze. Eine Wasserstoff-Produktion auf dem Areal bleibe Thema.

© SZ vom 13.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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