Protest gegen 2G:Sportfunktionär sieht Ungeimpfte diskriminiert

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Achim Loecher tritt als Präsident des TV Planegg-Krailling zurück - er wolle nicht "Erfüllungsgehilfe" der Politik sein.

Von Stefan Galler, Planegg

Die Corona-Krise und die aktuellen Debatten um Kontakt- und Zugangsbeschränkungen für Ungeimpfte haben nun auch direkte Auswirkungen auf die Leitung eines großen Sportvereins im Landkreis: Achim Loecher, bisheriger Präsident des TV Planegg-Krailling, hat in einem offenen Brief an Mitglieder und Vorstandskollegen seinen Rücktritt mit sofortiger Wirkung erklärt. "Die aktuellen politischen Entscheidungen zum Thema Corona-Maßnahmen (speziell 2G) sind nicht mehr mit meiner ehrenamtlichen Tätigkeit in Einklang zu bringen und treffen bei mir persönlich auf völliges Unverständnis", teilt der frühere Volleyball-Abteilungsleiter des Klubs mit.

Ungeimpfte Personen würden aus öffentlichen, gesellschaftlichen und sportlichen Bereichen ausgegrenzt, um einen indirekten Impfzwang auszuüben, schreibt Loecher: "Dies ist aus meiner Sicht Diskriminierung in Reinkultur, von der ich mich ganz klar und auch öffentlich distanziere." Impfen sei "reine Privatsache". Sein eigener Impfstatus spiele dabei keine Rolle. "Auch wenn die neuen Maßnahmen zeitlich begrenzt sein sollen, glaube ich nicht daran, dass die Zusagen der Politik eingehalten werden", so Loecher.

Und der scheidende Vorsitzende wird sogar noch deutlicher: Der TV Planegg-Krailling müsse zwar die neuen Verordnungen entsprechend umsetzen. "Ich persönlich möchte jedoch weder der Ausführungsgehilfe noch der verlängerte Arm für die Umsetzungen der Entscheidungen der Regierung und der Politik sein."

Zu den aktuell explodierenden Infektionszahlen, der Ausnahmesituation auf den Intensivstationen und der Verantwortung, die Impfverweigerer für diese Zustände zugeschrieben wird, verliert der Sportfunktionär in seiner Stellungnahme kein Wort.

Die Präsidiumskollegen hätten den Entschluss mit Loecher "kontrovers diskutiert", sagt die bisherige Vizepräsidentin Stephanie Mehnert. "Er hatte schon länger eine andere Meinung als wir anderen, hat diese aber immer außen vor gelassen, weil klar war, dass wir als Verein die Regeln einhalten." Loecher bleibe dem 1600 Mitglieder starken Verein als Berater erhalten, sie selbst werde sich am 13. Dezember bei der Sitzung des Vereinsrates als kommissarische Vorsitzende anbieten. "Wenn jemand anderes will, würde ich aber auch nicht nein sagen", so Mehnert. Im Frühjahr 2022 findet die nächste Delegiertenversammlung statt, ob sie das Amt der Präsidentin dann auch längerfristig übernehmen wolle, könne sie jetzt noch nicht sagen.

"Wir wollen auf jeden Fall versuchen, den Sport für unsere Mitglieder so gut es geht und unter den bestehenden Regeln weiterhin zu ermöglichen", sagt Stephanie Mehnert.

© SZ vom 20.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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