Coronavirus im Landkreis:Warten auf den nächsten Piks

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Die Impfungen in den Heimen sind mit viel Papierkram verbunden. (Foto: Claus Schunk)

In den Pflegeheimen laufen die Vorbereitungen für die Corona-Auffrischungsimpfungen, die besonders gefährdete Menschen im Herbst bekommen sollen. Manche Bewohner sind schon ungeduldig, doch für das Personal bedeuten sie großen organisatorischen Aufwand.

Von Anna Lea Jakobs

Fünf Mal am Tag kommen manche Bewohner und Bewohnerinnen des Pflegeheims Haus Römerschanz in Grünwald zu Pflegedienstleiterin Ina Heckeler und fragen ungeduldig nach der Drittimpfung. Im ganzen Landkreis bereiten sich die Pflegeheime auf die Auffrischimpfungen vor. Von September an sollen vulnerable Gruppen ihre dritte Dosis erhalten, etwa Hochbetagte oder Pflegebedürftige. Voraussetzung ist, dass die Zweitimpfung bereits sechs Monate zurückliegt. Laut Landratsamt kommt es bei diesen Personengruppen oft zu einer schnelleren Abnahme von Antikörpern und somit zu geringerem Schutz vor einer Corona-Infektion. Der Großteil der Bewohner und Bewohnerinnen der Pflegeheime im Landkreis ist impffreudig. Für die Einrichtungen ist die Drittimpfung ein zusätzlicher Stressfaktor. Doch das Personal hat Verständnis für den organisatorischen Mehraufwand.

Im Garchinger Seniorenzentrum etwa liegt die Impfquote bei mehr als 90 Prozent. "Die anderen können oder wollen nicht", sagt Einrichtungsleiterin Karen Reisinger. Für diejenigen gibt es dann vermehrt Corona-Tests, wenn Besuch ansteht. Im Maria-Stadler-Haus in Haar sind etwa 95 Prozent der 134 Bewohner und Bewohnerinnen geimpft. Die Bereitschaft für die Drittimpfung werde ähnlich hoch liegen, denn wer schon zweimal geimpft wurde, wird auch nicht vor einem dritten Mal zurückschrecken, glaubt Maria Lehr, Geschäftsführerin des Hauses.

Andre Schinck, Leiter des Ludwig-Feuerbach-Pflegeheims in Neubiberg, kann das bestätigen. "Wir hatten von Anfang an sehr positive Reaktionen bei einem Großteil der Menschen, womit wir in diesem Umfang gar nicht gerechnet hätten", sagt Schinck. In seinem Haus sind etwa 80 Prozent geimpft, wobei die Neuankömmlinge, die oft nicht in der Lage waren, sich impfen zu lassen, den Schnitt etwas herunterziehen würden. Ähnlich hoch ist die Impfquote der Bewohner und Bewohnerinnen und des Personals im Haus Römerschanz in Grünwald. Dort müssen etwa 30 bis 40 Menschen zum dritten Mal geimpft werden. Die restlichen Bewohner waren in diesem Jahr an einer Corona-Infektion erkrankt oder erhielten die erste und zweite Dosis zu einem späteren Zeitpunkt.

Ob die Pflegekräfte der Einrichtungen im Landkreis gleichzeitig mit den Bewohnern und Bewohnerinnen zum dritten Mal geimpft werden, ist bis jetzt noch weitgehend unklar. Im Ludwig-Feuerbach-Pflegeheim soll das individuell über die Hausärzte geschehen, aber sicher ist sich Andre Schick in dieser Hinsicht noch nicht.

Die Impfungen sind mit viel Papierkram verbunden

Die Pflegeeinrichtungen arbeiten mit den vier Impfzentren im Landkreis oder mit mobilen Hausärzteteams zusammen. Das Pichlmayr-Seniorenzentrum in Garching organisiert die Drittimpfungen durch die Hausärzte. An drei Tagen wird das Ärzteteam im September ins Haus kommen und insgesamt 75 Bewohnern und Bewohnerinnen eine Auffrischung geben. Einrichtungsleiterin Karen Reisinger ist erleichtert über die Entzerrung der Impfaktion auf mehrere Tage. Das bedeutet weniger Bedarf an "Manpower", wie es die 47-jährige nennt. Für die Erst- und Zweitimpfung hat das Impfteam nur einen Tag gebraucht. Deshalb benötigte man jedoch mehr Personal, das die frisch Geimpften beobachtete.

Das Haus Römerschanz in Grünwald organisiert die Drittimpfungen durch das Impfzentrum. Das Maria-Stadler-Haus und das Ludwig-Feuerbach-Pflegeheim haben sich ebenfalls für diesen Weg entschieden. Ein konkreter Termin steht bei den Pflegeeinrichtungen, die mit dem Impfzentrum zusammenarbeiten, noch nicht fest. Auch auf die Aufklärungs- und Einverständnisbögen warten die Pflegeheime noch. Erst dann können sie den Ablauf der Drittimpfungen genau planen. Die Bewohner und Bewohnerinnen brauchen etwas Vorlaufzeit, um sich mit der Drittimpfung zu befassen und zuzustimmen. "Nur weil man im Pflegeheim ist, heißt es nicht, dass man entmündigt ist", sagt Karen Reisinger vom Seniorenzentrum Garching.

Die bürokratischen Hürden sind für viele Pflegekräfte ermüdend. "Wir brauchen bald ein neues Zimmer für die Aktenberge", sagt Ina Heckeler vom Haus Römerschanz in Grünwald scherzhaft. Dort türmen sich Einverständniserklärungen, Informationsblätter und Impfnachweise. Eine "ewige Hinterherrennerei" nennt die Pflegedienstleiterin das Sammeln der Unterschriften von den Bewohnern und den Angehörigen. Zudem müssen die Neuzugänge später individuell durch die Hausärzte geimpft werden, da sie die Erst- und Zweitimpfung an unterschiedlichen Zeitpunkten erhalten haben. Das bedingt einen organisatorischen Mehraufwand.

Im Ludwig-Feuerbach-Pflegeheim hat Andre Schinck Ähnliches zu berichten. Dreimal musste sein Pflegeteam die Infoblätter und Formulare der Erst- und Zweitimpfungen erneuern und sie an die Bewohner und Angehörige schicken. Die Haftungsansprüche hätten sich geändert. Er habe jedoch Verständnis für den vielen Papierkram, denn Aufklärung sei nun mal unabdinglich.

© SZ vom 30.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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