Demonstration:Die Revolution rollt an

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Im vergangenen Jahr nahmen rund 18 000 Radler an der Sternfahrt nach München teil, die auch über eigens gesperrte Autobahnen führte. (Foto: Robert Haas)

Die große Radsternfahrt des ADFC führt am Sonntag auf elf Routen durch das Umland nach München. Unter anderem in Garching und Neuried besteht die Möglichkeit, sich den Kolonnen anzuschließen.

Von Annette Jäger, Landkreis München

Wenn München doch nur Paris wäre! Die französische Hauptstadt hat etwas vollbracht, was die Aktiven des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs München (ADFC) sich nur wünschen können: "Paris macht es vor: Dank neuer guter Fahrradwege pendeln dort erstmals mehr Menschen mit dem Fahrrad als mit dem Auto. Auch in München brauchen wir dringend eine solche Radrevolution", sagt Andreas Schön, der Vorsitzende des ADFC München.

Damit ist das Motto der großen ADFC-Radsternfahrt am kommenden Sonntag, 21. April, gesetzt, die in der Region startet, durch den Landkreis München geht und als Höhepunkt über die Autobahn A95 in die Münchner Innenstadt führt. Mehr Radwege, lautet eine Forderung der Radl-Demo, an der im vergangenen Jahr rund 18 000 Menschen teilgenommen haben.

Gerade für den Landkreis München sei die Radl-Demo von Bedeutung, sagt Martina Tollkühn, Sprecherin des ADFC. Viele Berufspendler nutzten das Fahrrad tagtäglich, um aus den Gemeinden im Landkreis zur Arbeit nach München zu fahren. Und es wären noch viel mehr, wenn es sichere Radwege geben würde, betont sie. Es gelte dieselbe Devise wie beim Auto: Werden Straßen gebaut, fahren auch Autos darauf, werden Radwege gebaut, werden sie Radfahrer anziehen.

Zwei Seiten profitierten nach Ansicht Tollkühns davon: Für Pendler ist das Radeln auf sicheren Radwegen eine echte Alternative zum Autofahren, und die Stadt zählt fortan ein paar Autos weniger in ihren verstopften Straßen. Eine gute Radinfrastruktur sei für die Stadt München eine "einmalige Chance", ihr Image als Stau-Stadt loszuwerden. Obendrein werde umweltfreundliche Mobilität gefördert, so Tollkühn.

Teilnehmer kommen aus Rosenheim, Weilheim und sogar Augsburg

Doch, wo sind sie, die Radwege? Seitdem die Initiative Radentscheid im Juli 2019 zwei Bürgerbegehren bei der Landeshauptstadt eingereicht hat, denen der Stadtrat inzwischen auch zugestimmt hat, sind laut Tollkühn zwar unzählige Maßnahmenpakete auf Papier entwickelt worden, mit dem Ziel, den den Radverkehr zu stärken; aber auf den Straßen sei bisher kaum etwas sichtbar umgesetzt worden. Darauf wollen die Teilnehmer der Sternfahrt am Sonntag aufmerksam machen.

Aus allen Himmelsrichtungen starten insgesamt elf Radtouren in der Region, die alle den Königsplatz für eine große Kundgebung um 15.30 Uhr zum Ziel haben. Die längste Route über fast 85 Kilometer beginnt in Augsburg. Auch in Rosenheim, Weilheim und Freising beginnen Routen, im Landkreis München ist Garching ein Startpunkt, um 11.45 Uhr am Helmut-Karl-Platz. Insgesamt sechs Routen durchqueren den Landkreis München. Die Strecken führen unter anderem durch die Gemeinden Unterföhring, Ismaning, Pullach, das Würmtal, Ober- und Unterhaching, Taufkirchen und Ottobrunn. Radler können sich an einem beliebigen Punkt den Routen anschließen. Die Streckenführung ist auf der Homepage des ADFC abrufbar ( https://muenchen.adfc.de/sternfahrt). Interessierte können dort über die sogenannten Routeninfos, die jeweils hinter den farbig markierten Strecken hinterlegt sind, erfahren, wann genau die Radkarawane vorbeizieht.

Die letzte Wassertankstelle vor der Autobahn ist in Neuried

Im Würmtal hat die ADFC-Ortsgruppe einen Treffpunkt organisiert: Um 14 Uhr starten die Radler am Marktplatz in Neuried. Martin Feldner vom ADFC hat mit seinen Mitstreitern Bündnispartner ins Boot geholt, die wiederum ihre Mitglieder mobilisiert haben, mitzumachen. Mit dabei sind etwa der Bund Naturschutz im Würmtal, die Naturfreunde, das Grünzug-Netzwerk und politische Gruppierungen. "Wir sind die letzte Wassertankstelle vor der Autobahn", betont Feldner. Die Grundschule an der Planegger Straße soll geöffnet sein, damit Radler dort ihre Wasserflaschen füllen können.

In München-Kreuzhof kommen alle Sternfahrer dann zusammen und radeln gemeinsam auf einer drei Kilometer langen Strecke über die Garmischer Autobahn A95 in die Stadt. "Das ist ein Erlebnis", verspricht Tollkühn. Drei Fahrspuren nur für Radler - in der Realität sind die Radler eher an den Rand gedrängt. Denn wenn es darum geht, den Straßenraum neu aufzuteilen, damit Platz für Radler entsteht, werden die Verhandlungen schwierig. Dann hätten die Radfahrer immer noch das Nachsehen, hat Feldner festgestellt.

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