Wann immer in München ein Gastro-Baby erfolgreich auf die Welt gebracht wurde und laufen gelernt hat, entstehen sehr schnell Geschwister - siehe etwa die Türkitch-Dönerläden oder Gans am Wasser/Gans Woanders. Die Liste ließe sich beliebig verlängern. Auch das Dreiergespann Andreas Dünkel, Lucas Jochem und Luis Seubert, das im Dreimühlenviertel seit vier Jahren das True Brew betreibt, ein Lokal, in dem vor allem Craftbiere angeboten werden, dachte schon länger über einen Ableger nach. "Wir wollten aber nicht einfach nur True Brew 2.0 machen, daher war von Anfang an klar: Wir brauchen ein komplett anderes Konzept", sagt Dünkel.
Eher klassische Biere, süffig, mit viel Hopfenanteil, dieses Konzept haben sie jetzt im Lagerhaus in der Humboldtstraße umgesetzt, an der Grenze zwischen Au und Untergiesing. Ein guter Standort mit viel Laufkundschaft, früher befand sich in den Räumen das innen ganz in Schwarz gehaltene Wuid, jetzt prägen dunkelgrüne Kacheln an den Wänden und rechteckige Bartische aus Holz das Bild.
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"Alles hier haben wir selber gebaut", sagt Dünkel und zeigt auf Theke und Mobiliar. Der Do-it-yourself-Ansatz zieht sich durch. Das Bier ist eh selber gebraut, Ehrensache. Das Essen ist "bayerisch-deftig, aber mit einem eigenen Twist drin", wie Dünkel es nennt. Manchmal lappt es auch ins Fränkische, etwa, wenn Bratwürste serviert werden, oder es kommt mal eine selbstgemachte vegane Leberwurst auf den Tisch. Als weiterer Ausweis guter Handarbeit stehen im Übergang zwischen Bar und Küche zehn riesige Gläser, in denen das Lagerhaus-Team Gurken und anderes Gemüse selbst eingelegt hat.
Die drei Betreiber kennen sich schon seit Kindertagen. Jochem ist gelernter Koch, Seubert ist der Braumeister und Dünkel bringt den BWL-Hintergrund mit, "aber eigentlich machen wir alle ein bisschen alles", sagt Dünkel. In den vergangenen zwei Jahren sei er viel auf internationalen Bierfestivals unterwegs gewesen, um die eigenen Craft-Biere zu promoten, aber dann habe er festgestellt, dass er viel Spaß daran habe, "in der eigenen Stadt präsent zu sein und Bier auf dem kürzestmöglichen Weg zu verkaufen".
Eine gemütliche Bar, in der man aber auch was Gutes essen kann, das sei die Idee hinter dem Lagerhaus. Ende Juli haben sie eröffnet, "ein halber Sommer", so drückt es Dünkel aus, liege also schon hinter ihnen und war durchaus erfolgreich. Das zweite Baby, es steht auf den Beinen und hat die ersten Schritte gemacht. Lagerhaus heißt es nicht, weil es früher als Abstellfläche diente, sondern wegen des Lagerbiers. Damit umschreibt man untergärige Biere, bei denen die Gärung bei niedrigen Temperaturen abläuft und die mindestens sechs Wochen im Lagertank reifen.
Um die fünf Euro kostet eine Halbe, wer eine neue Sorte nur mal kosten will, dem zapft der Wirt auch einen Schnitt. Eine alkoholfreie Alternative ist auch im Angebot, natürlich auch Schorlen, Spezi, ein paar Weine und Spritz. Nur Longdrinks und Cocktails stehen nicht auf der Karte.
Sechs verschiedene Fassbiere gibt es im Lagerhaus zur Auswahl, gezapft aus tschechischen Hähnen, die zwar ein wenig Feingefühl erfordern, dafür aber wunderbar feinporigen Schaum produzieren. Helles und Pils sind immer vertreten, ansonsten wird durchrotiert. Derzeit sind ein würziges Rauchbier, ein fränkisches Landbier und ein fruchtig-gehopftes Bier im Ausschank. Alle Biere werden in passenden Gläsern serviert, das Pils in der Tulpe, das Helle im Willibecher, das Fränkische in einem Gefäß namens Mannheim-Seidel und tschechische Pilssorten in der sogenannten Tübinger Kugel - und so hat man dann am Ende eines gemütlichen Bierabends in der Bar sogar noch was gelernt.
Lagerhaus , Humboldtstraße 20, 81543 München, Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag ab 17 Uhr.