Nichts fängt diesen Ort besser ein als der Hinweis auf einem Zettel neben der Tür: "Nur Barzahlung möglich." Kennt man zwar aus Münchner Bars und ist meistens lästig, in die "Hopfendolde" in Schwabing passt aber nun wirklich kein Kartenlesegerät. Wohin auch? Bestimmt nicht in die Hand der älteren Dame, die einem per Fingerzeig und mit ein paar unverständlichen Worten den Platz zuweist.
Die Bänke sind übersät mit Stickern, die Ecken und Pfosten abgegriffen, die Decke mit dunklem Holz vertäfelt. Neben dem Eingang steht ein altes Klavier mit altem Radio drauf an die Wand gerückt. Eine elektrische Dartscheibe blinkt und zwei Einarmige Banditen rattern, an denen aber an diesem Abend nur die ältere Bedienung ab und zu spielt. Hier passt alles wunderbar zusammen.
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In der kultigen Hopfendolde hat das Wintersemester begonnen, was heißt: Auch an einem Mittwochabend füllt sie sich schnell mit Studierenden. Junge Kerls und Mädels in Jeans und Pullis oder gar Trainingsanzügen. Hemdkragen sieht man keine. Alles eher ungezwungen und locker. Hier gehen nicht nur Erstis hin, um sich bei ein, zwei, fünf Gläsern Helles kennenzulernen (Hausbier: Memminger), es sitzen genauso viele Ü30-Jährige herum und reden laut über die Gruppentische hinweg. Denn eines sollte klar sein: Die Hopfendolde macht Spaß zu mehreren, für ein zweisames Date sucht man sich besser einen anderen Ort.
Zur Hopfendolde passt das Label "Dive Bar". Das sind schmuddelige, betont glanzlose Bars, in denen das Bier günstig ist und das Licht heruntergedimmt. Ihren Reiz ziehen solche Kneipen aus dem Gefühl von Authentizität, einer Art Mühelosigkeit. Die Hopfendolde führt bereits ihre irgendwo in den 2000ern hängengebliebene Homepage mit großer Gelassenheit. Jeder Rechtschreibfehler ("Unser Bedien Wunder") bereitet nichts als Freude. Zudem wirbt sie dort auf braunem Grund mit ihrem stadtbekannten Karaoke, jeden Donnerstag und Sonntag von 20 Uhr bis halb eins mit DJ Daniel und Sängerin Sylvia.
0,4 Liter Helles kosten drei Euro, die Mass sieben, weniger als die Hälfte des diesjährigen Oktoberfestpreises. Snacks gibt es keine, dafür Weine, Schnäpse und Longdrinks. Auf die Frage, ob es denn auch Cocktails gebe, antwortet die Bedienung: "Ja, Tequila Sunrise?" - "Ähm." - "Tequila Sunrise." Sie nickt und rauscht schon wieder ab, das war wohl die Empfehlung des Hauses. Außerdem muss die Frau ja noch sechs Bierflaschen an den Nebentisch bringen.
Natürlich gibt es noch die vollgeschmierten Klos, auf denen man Kondome aus dem Automaten ziehen kann und wo der Spiegel so zugepappt ist, dass man nichts darin erkennt. Zigaretten gibt es ebenso aus dem Automaten, geraucht wird vor der Tür. Und nicht zuletzt die Musik: Es hängen erstaunlich viele Fernseher herum, die laut Karte nicht nur "alle Sportarten" übertragen, sondern auch Musikvideos, von denen keines nach 2010 herauskam. Es laufen Aerosmith "I Don't Want to Miss a Thing", Rihanna "Hate That I Love You" und Take That "Everything Changes".
Mit einer stillen Bitte verlässt man am Ende die Hopfendolde: Haltet diesen Ort so altmodisch wie möglich - und führt niemals Kartenzahlung ein.
Hopfendolde , Feilitzschstraße 17, 80802 München, Telefon: 089/333622. Öffnungszeiten: jeden Tag 11 bis 5 Uhr