Was läuft in der Kunst?:Ausstellungen im April, die etwas bewegen

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"Shylight" des Designer-Duos Drift verzauberte die Menschen schon in Basel. Nun auch in der Rotunde der Pinakothek der Moderne in München. (Foto: Ossip van Duivenbode)

Das Haus der Kunst präsentiert kinetische Kunststücke von Rebecca Horn, in der Pinakothek der Moderne geht's auf und ab und die Alexander-Tutsek-Stiftung zeigt Kunst, die ziemlich "handy" ist.

Von Evelyn Vogel

Gerade erst wurde die große Ausstellung "Arise Alive" von Liliane Lijn im Haus der Kunst eröffnet, wo man unter anderem kinetische Werke der in London lebenden US-amerikanischen Künstlerin entdecken kann. Schon folgt hier die nächste Retrospektive einer Künstlerin, die sich mit Kunst beschäftigt, die etwas in Bewegung setzt.

Einfach nur Rebecca Horn heißt diese große Schau, die vom 25. April bis zum 13. Oktober im Haus der Kunst zu sehen ist und Papierarbeiten aus den Sechzigern, frühe Performances und Filme der Siebziger, mechanische Skulpturen aus den Achtzigern und raumgreifende Installationen der Neunziger bis heute zeigen wird. Sie will nichts weniger als eine Übersicht über das Lebenswerk der international renommierten deutschen Künstlerin geben. Den Schwerpunkt jedoch bilden die performativen Werke Horns, die ihre Arbeitsweise als "präzise kalkulierte Beziehungen von Raum, Licht, Körperlichkeit, Ton und Rhythmus" beschreibt.

Um etwas in Bewegung geht es auch beim gerade eröffneten, sehr poetischen Projekt Shylight des niederländischen Designer-Duos Drift in der Rotunde der Pinakothek der Moderne. Lonneke Gordijn und Ralph Nauta entwickeln Skulpturen, Installationen und Performances an der Schnittstelle zwischen Natur und Technologie. Shylight ahmt die Schlafbewegung von Pflanzen nach, die sich nächtens schließen, um Ressourcen zu sparen, sich aber auch gegen mögliche unerwünschte Eindringlinge abzuschotten. Nyktinastie heißt das in der Fachsprache. Doch was Drift daraus machen, verwandelt die Rotunde in ein zauberhaftes Ballett aus duftig anmutenden Blüten aus Seide, Stahl und Technik, die in einem ganz bestimmten Rhythmus von oben auf die Betrachtenden hinunter- und wieder hinaufschweben. Nur die Musik, die vor drei Jahren die damals um ein Vielfaches größere Installation im Rahmen der Design Miami auf der Art Basel begleitete, fehlt.

Während Shylight die Menschen einzeln träumen lässt und die Rotunde nur kurze Zeit, nämlich bis zum 12. Mai, von oben her bespielen wird, ist das Rotundenprojekt Social Seating ein längerfristiges Projekt und holt die Besucherinnen und Besucher zurück auf den Boden der Tatsachen. Social Seating verwandelt die Rotunde der Pinakothek der Moderne mit einer Landschaft aus unterschiedlichen Sitzmöbeln ein Jahr lang in eine Lounge, in der Sitzen zum kollektiven Erlebnis werden und die Menschen miteinander ins Gespräch bringen soll. Es ist wie Shylight ebenfalls von der Neuen Sammlung initiiert und startet am 26. April. Dass das Cloverleaf-Sofa von Verner Panton und die Shylight-Blütenform von Drift sich ähneln, dürfte dabei wohl kaum ein Zufall sein.

Und noch eine Ausstellung, die etwas mit Bewegung und Mobilität zu tun hat, wenngleich auch mit einer etwas anderen Art: The World in my Hand heißt sie und beginnt am 19. April in der Blackbox der Alexander-Tutsek-Stiftung (bis 31. Oktober). Hier soll es um das Smartphone in der Gegenwartskunst gehen. Denn dass wir alle immer und überall Kunst von unterwegs aus betrachten können, ist das eine. Dass die Kunst aber das Smartphone nicht mehr nur als Bildträger, sondern als integraler Bestandteil künstlerischen Schaffens versteht, will die Ausstellung anhand von Fotografien sowie Skulpturen mit Glas zeigen. Klingt irgendwie ziemlich "handy".

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