Kaffeemaschine:Espresso mit Wumms

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Manfred Buchner baut aus alten Harley-Davidson-Motoren Kaffeemaschinen. Die Geräte sollen unverwüstlich sein, allerdings ist auch der Preis exklusiv.

Von Peter Haacke, Pöcking

Der Druck kommt vom Motor. Von einem V 2-Motor, den die amerikanische Harley-Davidson Motor Company von 1936 bis 1948 verbaute. Doch im Zwischenraum der mächtigen Zylinderblöcke, wo sonst Benzin und Luft im Vergaser zu einem explosiven Gemisch aufbereitet werden, stechen in den Maschinen von Manfred Buchner verchromte Armaturen, die Brühgruppe und das Druckmanometer ins Auge. "Wir haben aus einem Harley-Motor eine Espressomaschine der Profi-Liga gebaut", erklärt Manfred Buchner aus Possenhofen. Ausgestattet seien sie mit selbst entwickelten Komponenten "und dem Besten, was der Markt zu bieten hat", sagt er.

Martialisch sieht sie aus, die "Da Vincie Motormaschine": vorne am Gehäuse leuchtet ein Motorrad-Scheinwerfer, hinten gibt ein Schauglas den Blick auf den Druckkesselbehälter und die Technik des Zweikreis-Systems frei. Ein Kreislauf ist für Heißwasser zuständig, einer für heißen Dampf. "Es funktioniert und es ist gut", sagt Buchner. "Aber es ist noch nicht fertig: Es gefällt mir nicht." Den Hang zur Perfektion zeichnet den Bastler und Tüftler seit jeher aus. Früher fertigte der bekennende Biker, Jahrgang 1964, in seiner kleinen Werkstatt Custom-Bikes.

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Als erstes baute er sich selbst "seine" Harley, es folgten Kundenaufträge. Aus gewöhnlichen Maschinen entstanden dabei handgemachte Kunstwerke, die in der überschaubaren Motorrad-Szene für individuelle Umbauten Widerhall fanden. 2005 ersann er etwa ein Luftfiltergehäuse mit Bullauge, "das gab es bis dahin nicht". Und auch Öltanks mit Blick aufs Innenleben entstanden in Possenhofen - ebenso wie handgemachte Sättel und Taschen. Doch die Zeiten sind vorbei, weiß Buchner. Viele Hersteller bieten ihren Kunden mittlerweile so viel Zubehör als Sonderausstattung an, dass sich jeder Käufer quasi schon von der Stange sein individuelles Moped zusammenbasteln lassen kann.

Jetzt also Espressomaschinen. Auf die Idee kam Buchner gemeinsam mit einem Freund, der immer fluchte beim Reparieren von Kaffeeautomaten, die ihren Geist aufgegeben hatten. "Wenn es dich so nervt, dann bauen wir doch eine eigene", beschloss Buchner, der auf profunde Erfahrung als Gas- und Wasserinstallateur aufbauen konnte.

"Die Hersteller verbauen an irgendeiner Stelle Mist", sagt Buchner, der es technisch-funktional besser machen will als bei den schönen Design-Objekten, die es sonst so zu kaufen gibt. Zum Einsatz kommen ausschließlich hochwertige Teile, die er zur Not auch selbst herstellt.

Etwa 50 000 Euro habe die Entwicklung der drei Prototypen gekostet, die laut Buchner derzeit "geschunden werden", bislang aber keine Schwachstellen offenbarten. Allerdings sei der nur zwei Liter fassende Wasserkessel zu klein. Und auch der Unterbau unter der Brühgruppe gefällt dem Tüftler noch nicht: Ihm schwebt für unterschiedlich hohe Tassen und Gläser ein schwenkbarer Arm vor. "Das muss schon perfekt sein, das Ding", sagt der fünffache Vater, zumal die "Motormaschine" zwei Jahre Garantie haben soll.

Verkauft hat Buchner bislang noch keine einzige seiner rustikalen Espressomaschinen, obwohl es bereits 20 oder 30 Vorbestellungen gibt. Wahlweise in Matt oder Chrom sollen die exklusiven Teile in den Ausstattungsvarianten "Basic", "Classic" oder "Classic Licht" zwischen 8990 und 10 990 Euro kosten; die Top-Version "Chrom Classic Licht PID" gibt es mit Wahlschaltern für unterschiedliche Getränke. Frühestens vom Spätherbst an soll die "Espresso-Motormaschine" aber zu haben sein. Wer denn noch eine Harley-Davidson mit Knucklehead-Motor besitzt, wäre zumindest im Hinblick auf einen defekten Zylinderblock gewappnet: "Den Motor könnte man zurückbauen", sagt Buchner. "Wenn man das will."

© SZ vom 08.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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