Die CSU hat sich in den vergangenen beiden Tagen neu aufgestellt für die Kommunalwahl 2020. Das wurde nötig oder auch möglich, weil sich mit Josef Schmid der langjährige Spitzenmann der Partei im Rathaus in Richtung Landtag verabschiedet hat. Wie dessen Erbe nun aufgeteilt wird, verrät einiges darüber, mit welchem Selbstverständnis die Münchner CSU in die Zukunft gehen will: Der besonders vom politischen Gegner prognostizierte Rückfall in sehr konservative Zeiten bleibt aus. Schmids Kurs einer liberalen Großstadtpartei wird fortgesetzt. Kommunalreferentin Kristina Frank als OB-Kandidatin könnte diesen möglicherweise sogar intensivieren.
Den traditionellen Part in der Münchner CSU wird Fraktionschef Manuel Pretzl übernehmen, den der Stadtrat am Dienstag auch noch zum Zweiten Bürgermeister wählen soll. Mit dieser Aufteilung reagiert die CSU auch auf das katastrophale Abschneiden bei der Landtagswahl: Sie errang nicht nur weniger Direktmandate als die Grünen, sondern blieb auch im Gesamtergebnis hinter der Umweltpartei.
Frank und Pretzl sollen nun einen Spagat hinbekommen: Sie sollen im bürgerlichen Lager der AfD und den Freien Wählern ein paar Prozente abnehmen. Vor allem aber sollen sie den Angriff der Grünen auf ihr in den vergangenen Jahren mühsam angefüttertes Publikum in der liberalen Mitte abwehren.
Tritt für die Grünen die pragmatische Fraktionschefin Katrin Habenschaden als OB-Kandidatin an, könnte sich der Wahlkampf 2020 vor allem dort abspielen und entscheiden. In München wächst durch den steten Zuzug rasant das Milieu junger Paare und Familien, die sich aufgrund ihrer Ausbildung die Stadt leisten können und zugleich auf die Umwelt achten. Auch die SPD entdeckt deshalb gerade ihre ökologische Seite.