Kino:Stille Macht

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Wegen seines versteinerten Gesichts nannte man Buster Keaton in Hollywood auch "The Great Stone Face". Bei der Stummfilmwoche in Regensburg hat der Schauspieler und Regisseur, hier 1928 mit einem Äffchen in den Culver City Filmstudios, eine große Fangemeinde. (Foto: Scherl/Süddeutsche Zeitung Photo)

Die Stummfilmwoche Regensburg feiert ihre vierzigste Ausgabe mit sechs Kinoabenden unter freiem Himmel.

Von Josef Grübl, Regensburg

Um mit einem alten Irrtum aufzuräumen: Stummfilme waren gar keine Stummfilme. Im Gegenteil, sie tönten oft lauter als die Tonfilme, von denen sie später abgelöst werden sollten. Das hatte vor allem mit der Technik zu tun, ratterten doch die Filmprojektoren in den Anfangsjahren des Kinos so laut, dass man sie sogar im Zuschauerraum hören konnte. Deshalb engagierten die Kinobetreiber Musiker, die die Filmvorführungen mit Klavier, Geige oder auf sogenannten Kino-Orgeln begleiteten. In den großen Premierenkinos spielten sogar Orchester mit bis zu 80 Musikern auf. Still oder stumm war hier also gar nichts, das Publikum gewöhnte sich an die Musik, die Tonlosigkeit der Filme empfand man schon damals als irritierend.

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Daran hat sich bis heute nichts geändert, bei öffentlichen Aufführungen solcher Filme gibt es stets Musikbegleitung. Da macht die Regensburger Stummfilmwoche keine Ausnahme, für ihre vierzigste Ausgabe konnten die Pianisten Martin Rohrmeier und Vsevolod Pozdejev sowie die Regensburger Multiinstrumentalisten Bertl Wenzl und Rainer J. Hofmann gewonnen werden. Zum Auftakt am Dienstag, 16. August, tritt das Aljoscha Zimmermann Ensemble auf, mit Violine und am Piano begleitet es Buster Keatons Film "Our Hospitality - Verflixte Gastfreundschaft" aus dem Jahr 1923. Es ist eine Westernkomödienvariante von Shakespeares "Romeo und Julia", im Mittelpunkt steht ein junger Mann, der sich in die Tochter eines verfeindeten Familienclans verliebt.

Buster Keaton hängt an einem Wasserfall

Buster Keaton führte nicht nur Regie, sondern spielte auch die Hauptrolle - und das mit vollem Körpereinsatz. Einmal wurde er im Wasser von einer Stromschnelle erfasst und fortgeschwemmt (was man im Film auch sieht). Ein anderes Mal hing er in einem Wasserfall und schluckte so viel Wasser, dass ihm der Magen ausgepumpt werden musste. Keaton gilt als einer der kreativsten Köpfe des Stummfilmkinos, auch in Regensburg hat er eine treue Fangemeinde: Von keinem Regisseur wurden in den vergangenen vier Jahrzehnten mehr Filme gespielt.

Der aus einer studentischen Gruppe hervorgegangene Arbeitskreis Film, der die Veranstaltung organisiert und gerade erst mit dem " Deutschen Stummfilmpreis" ausgezeichnet wurde, hat für die Jubiläumsausgabe sechs Filmabende angesetzt: Bei schönem Wetter finden sie unter freiem Himmel im Arkadenhof des Thon-Dittmer-Palais statt, bei schlechtem Wetter in der Filmgalerie "Leerer Beutel". Gezeigt werden Klassiker, die auch bei anderen solcher Veranstaltungen zu sehen sind, bei den Stummfilmtagen Bonn (Erich von Stroheims "Blind Husbands" aus dem Jahr 1919 etwa) oder bei den Münchner Stummfilmtagen (der 1929 einen Skandal auslösende "Erotikon" des tschechischen Regisseurs Gustav Machatý). Exklusiv in Regensburg aufgeführt wird Gabrielle Pinkerts Doku "Das frühe Kino lebt! 40 Jahre Stummfilmwoche in Regensburg": Die Filmemacherin hat 2021 die Vorbereitung der Stummfilmwoche mit der Kamera verfolgt, das Ergebnis ist an den Nachmittagen in der Säulenhalle des Thon-Dittmer-Palais zu sehen. Der Eintritt dazu ist frei, begleitend gibt es noch eine Ausstellung.

40. Regensburger Stummfilmwoche, Di., 16., bis So., 21. August, www.stummfilmwoche.de

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