Kino:Radikale Träumer und Gestalter

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Am Rande des Wahnsinns: Klaus Kinski in Werner Herzogs "Fitzcarraldo". (Foto: Filmmuseum München)

Im Münchner Filmmuseum beginnt die neue Spielzeit mit Werner Herzog, Ildikó Enyedi und Olympia-Filmen.

Von Josef Grübl

Wenn Münchner Cineasten sich derzeit unterhalten, kann es für Außenstehende schnell unübersichtlich werden: Da spricht die eine über Werner Herzog und fügt der andere etwas über Asghar Farhadi hinzu. Die Ungarin Ildikó Enyedi dürfe man auf keinen Fall verpassen, wirft jemand ein, den Südkoreaner Hong Sangsoo auch nicht. Und dann wären da noch die tollen Rumänen, der türkische Italiener Ferzan Özpetek oder die Olympia-Filme anlässlich des Jubiäums 50 Jahre Sommerspiele in München... Keine Frage: Für Filmkunstliebhaber ist in diesem Herbst viel geboten, das Filmmuseum startet mit einem ebenso anspruchsvollen wie abwechslungsreichen Programm in die neue Saison.

Den Anfang macht Werner Herzog, zu dem man in München eine ganz besondere Beziehung hat: Die nach ihm benannte Stiftung ist im Filmmuseum untergebracht, am 5. September wird der bayerische Filmemacher mit Weltruhm 80 Jahre alt. So laufen am Saison-Eröffnungswochenende Herzog-Filme, unter anderem die Opern-Doku "Die Verwandlung der Welt in Musik: Bayreuth vor der Premiere" (1994) oder das legendäre Schiff-über-den-Berg-Abenteuer "Fitzcarraldo" aus dem Jahr 1982. Herzogs Fans wissen natürlich, dass ursprünglich Jason Robards und Mick Jagger die Hauptrollen spielen sollten; aufgrund eines Krankheitsfalls musste der Dreh aber unterbrochen werden - danach hatten die Stars keine Zeit mehr. Also fing man nochmal von vorne an, mit Klaus Kinski als Hauptdarsteller. Das Filmmuseum zeigt nun bisher unveröffentlichte Aufnahmen mit den Originaldarstellern.

Werner Herzog kommt zur Preisverleihung aus L.A. angereist

In den kommenden Wochen werden aber nicht nur Werner Herzogs Filme aufgeführt, sondern auch seine Lieblingsfilme: 13 Filme hat er ausgewählt, darunter Werke von Akira Kurosawa, Abbas Kiarostami oder Satyajit Ray. Am 14. Oktober wird Herzog aus seiner Wahlheimat Los Angeles anreisen, um den nach ihm benannten Filmpreis zu verleihen. Zwei Tage später wird er auch bei der Premiere des ihm gewidmeten Dokumentarfilms "Radical Dreamer" dabei sein. Der diesjährige Werner Herzog Filmpreis geht an Asghar Farhadi, der iranische Regisseur gilt als einer der großen Namen des Weltkinos, er ist Dauergast bei den großen Festivals und hat mit seinen Filmen bereits zwei Oscars gewonnen. Im Filmmuseum wird er sein jüngstes Werk " A Hero - Die verlorene Ehre des Herrn Soltani" vorstellen.

Werner Herzog beim Bayerischen Filmpreis im Münchner Prinzregententheater. (Foto: Johannes Simon)

Ebenfalls persönlich in München erwartet wird die ungarische Regisseurin Ildikó Enyedi, die hierzulande vor allem für " Körper und Seele", ihren Goldenen-Bären-Gewinnerfilm der Berlinale 2017, bekannt ist. Sie wird vom 9. bis 11. September bei den Vorstellungen ihrer Filme anwesend sein. Im September startet auch die Reihe "Olympia - Architektur und Kunst", bei der unter anderem Dokus über den Bau des Olympiageländes und der U-Bahn gezeigt werden, aber auch Filme über die Olympia-Gestalter Otl Aicher, Frei Otto oder Günter Behnisch. Im Oktober finden das Underdox Festival und ein Figurentheaterfestival statt, im November folgen das Rumänische Filmfestival sowie Werkschauen der Regisseure Hong Sangsoo und Ferzan Özpetek.

Herbstprogramm Filmmuseum München , ab Sa., 3. Sept., Filmmuseum, St.-Jakobs-Platz 1

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