Forschung:100 Millionen Euro für die Kernfusion

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Bayern will die Fusionsforschung fördern. (Foto: Florian Peljak)

Die "Mission Kernfusion" soll zu einem Forschungsreaktor in Bayern führen. Die Förderung geht an Start-ups, sechs neue Lehrstühle und an Kooperationen zwischen Wirtschaft und Wissenschaft.

Von Theresa Palm

Der bayerische Masterplan zur Kernfusion sieht so aus: Bayern soll ein "Fusions-Cluster" beherbergen und, wenn es gut läuft, wird eines Tages das erste Forschungs-Fusionskraftwerk im Freistaat stehen. Dafür gibt es 100 Millionen Euro bis 2028 für sechs neue Lehrstühle und bis zu 20 Nachwuchsforschungsgruppen an Universitäten. Ebenfalls gefördert werden die Zusammenarbeit von Wirtschaft und staatlicher Forschung sowie Start-ups. Bayern setzt damit dem Kernfusionsförderplan des Bundesforschungsministeriums eins obendrauf, den Ministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) Anfang September verkündet hat.

Ministerpräsident Markus Söder und der bayerische Wissenschaftsminister Markus Blume (beide CSU) präsentieren ihren Masterplan mit Sibylle Günter, der Direktorin des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik (IPP), in Garching. Dort wird seit 1991 an einem Tokamak-Reaktor geforscht, der mit Magnetfeldern Plasma so zusammenhält, dass Brennstoff fusionieren kann.

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Diese Grundlagenforschung verbraucht Energie, heraus kommt noch kein Strom. In der Theorie ist seit Jahrzehnten bekannt, wie die Energiegewinnung funktionieren könnte. Die Brennmaterialien Deuterium und Tritium werden auf mehr als 100 Millionen Grad erhitzt, sodass sie zu neuen Atomen verschmelzen und dabei Energie freisetzen. Doch an der praktischen Umsetzung hapert es, auch wenn Fortschritte gelingen, wie der Netto-Energiegewinn im Dezember 2022 an einer Anlage der kalifornischen National Ignition Facility.

Schon Stark-Watzingers ehrgeiziger Zeitplan hatte Aufsehen erregt, sie rechne in zehn Jahren mit Strom aus der Kernfusion, sagte sie dem heute-Journal. Söder spricht von "zehn bis 20 Jahren, bis es endgültig startet". Später sagt er: "Man braucht den Optimismus."

Um das Geld zu verteilen, soll erst eine Expertenkommission aus Wirtschaft und Wissenschaft gegründet werden, die mitentscheidet, welche Hochschulen die neuen Lehrstühle bekommen. Ihre Zusammensetzung ist noch nicht bekannt.

Zwei Ansätze konkurrieren im Rennen zum ersten Fusionskraftwerk: die Laserfusion und die Magnetfusion. Das bayerische Förderprogramm will "technologieoffen" sein, auch wenn das IPP nur auf Magnetfusion setzt. Das überraschendste Ziel des Förderprogramms ist wohl der Bau eines Demonstrationskraftwerks in Bayern. "Das IPP wird keinen Forschungsreaktor bauen, wir brauchen dafür öffentlich-private Zusammenarbeit", sagt Max-Planck-Direktorin Günter. Minister Blume sagt: "Wir wollen zeigen, dass Kernfusion in der Praxis kommerziell funktioniert." Einen möglichen Demonstrationsreaktor sehe er schon in zehn Jahren.

Deutschland ist seit 1985 am Riesenprojekt Iter beteiligt, auch das IPP forscht dort mit. Neben großer Ambitionen ist die Anlage in Südfrankreich für ihre bürokratischen Hürden (33 beteiligte Länder) und ihren aus dem Ruder gelaufenen Finanzplan bekannt (20 Milliarden Euro, Stand heute). Was bringen da 100 Millionen Euro aus Bayern? Mit der Mission Kernfusion will sich die Staatsregierung auch für einen Nachfolger des 32 Jahre alten Tokamaks in Garching einsetzen. Geschätzte nötige Investitionen: bis zu einer Milliarde Euro in den nächsten zehn Jahren.

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