Fünf für München:Pointen, Preise, Perspektiven

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Fühlt sich Karl Valentin seelenverwandt: Dieter Hallervorden. (Foto: Jens Kalaene/dpa)

Dieter Hallervorden wird geehrt, Rudolf Nützel wechselt vom Bund Naturschutz zur Stadt - unsere Münchnerinnen und Münchner der Woche.

Von Philipp Crone, Gerhard Fischer und Sonja Niesmann

Unterhalten

Es ist vielleicht eine passende Dramaturgie für eine humoristische Preisverleihung: Der Karl-Valentin-Orden der Münchner Narrhalla ging im Jahr 2021 an den Schauspieler, Kabarettisten, Sänger und Intendanten Dieter Hallervorden, 87. Pandemiebedingt konnte der Orden jedoch bisher noch nicht überreicht werden. Dies wird nun am Samstag, 22. April, im Anschluss an die Theateraufführung "Biedermann und die Brandstifter" mit Dieter Hallervorden in der Rolle des Biedermann am Berliner Schlosspark Theater geschehen.

Die Begründung der Narrhalla: Dieter Hallervorden, der auf eine jahrzehntelange erfolgreiche Karriere in der Film-, Literatur-, Theater- und Musikbranche zurückblicken kann, besteche nicht nur durch sein facettenreiches Schaffen, sondern verstehe es auch, die deutsche Sprache auf vielfältigste Weise zu nutzen, seine Wortschöpfungen wie "Palim palim" und "Zumsel" sind deutschlandweit bekannt. Immer am Puls der Zeit ist das kabarettistische Multitalent, Schöpfer der Kunstfigur "Didi", Gründer der Berliner Kabarettbühne "Die Wühlmäuse" und Intendant des Schlosspark Theaters in Berlin sowie des Mitteldeutschen Theaters in Dessau-Roßlau, ein Mahner und Aufrüttler, der zu den aktuellen Themen Stellung nimmt.

"Der Karl-Valentin-Orden ist einer der wenigen Orden, den man nur einmal im Leben bekommt", sagt Hallervorden zu seiner Auszeichnung. "Dafür muss man allerdings auch erstmal was Außerordentliches geleistet haben. Ich würde mich nie erdreisten, mich mit einer phänomenalen Größe wie Karl Valentin auf eine Stufe zu stellen. Aber eine Art Seelenverwandtschaft kann ich trotzdem nicht in Abrede stellen."

Forschen

Nadia Harbeck, Ärztin und Professorin. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Nadia Harbeck, Leiterin des Brustzentrums am LMU-Klinikum, ist mit dem Deutschen Krebspreis in der Kategorie Klinische Forschung ausgezeichnet worden - zusammen mit Ulrike Nitz von der Westdeutschen Studiengruppe. "Sie haben beim frühen Brustkrebs herausragende wissenschaftliche Leistungen zur Vermeidung von Über- oder Untertherapie mit Chemotherapie und bei der Entwicklung von modernen Deeskalations-Strategien erbracht", heißt es in einer LMU-Mitteilung. Der Preis der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Krebsstiftung zähle zu den höchsten Auszeichnungen in der Onkologie.

Bohren

Das studentische Tunnelbohr-Team der TU München, kurz TUM Boring, gewann nach 2021 zum zweiten Mal die "Not-a-Boring Competition" in den USA. Der Wettbewerb fand in Bastrop (Texas) auf dem Gelände des Tunnelbohrmaschinenunternehmens von Elon Musk statt. "Im Vergleich zum letzten Wettbewerb musste nicht nur ein 30 Meter langer Tunnel so schnell und akkurat wie möglich gebohrt werden, sondern auch eine Kurve gefahren werden", teilt Tobias Jäger aus Texas mit; er gehört dem 30-köpfigen TUM Boring-Team an. "Unsere Maschine hat ein Spitzentempo von sieben Millimetern pro Sekunde erreicht", schreibt Jäger. Damit sei sie im Vergleich zu industriell eingesetzten Tunnelbohrmaschinen 14 Mal schneller. "Neben der hohen Geschwindigkeit begeisterte sie durch die Fähigkeit, mit einem engen Kurvenradius zu bohren". Die Studierenden aus München hätten "mehr als ein Jahr in die Entwicklung der Maschine investiert". Sie gewannen den Wettbewerb mit großem Abstand, vor Teams aus der Schweiz, den USA und Großbritannien.

Schützen

Waldkenner Rudolf Nützel. (Foto: Robert Haas)

Als Geschäftsführer der Kreisgruppe München des Bundes Naturschutz (BN) hat Rudolf Nützel in der Vergangenheit kein Blatt vor den Mund genommen, wenn er die Belange von Umwelt und Natur von Lokalpolitikern und Verwaltung nicht genug berücksichtigt fand. Nun sitzt er selbst dort, wo Weichen gestellt, Entscheidungen getroffen werden: Nach 28 Jahren beim BN leitet der promovierte Forstwissenschaftler seit 1. April den Geschäftsbereich Naturschutz und Biodiversität im städtischen Referat für Klima- und Umweltschutz (RKU). Nützel, der auch als Gutachter und als Lehrbeauftragter an den Hochschulen Weihenstephan-Triesdorf sowie München tätig war, hat diverse Bücher verfasst, etwa über Waldpfad-Wanderungen in den bayerischen Voralpen und in München sowie "101 Dinge, die man aber den Wald wissen muss". 2022 gab er zusammen mit dem RKU das 48-seitige Heft "Käfer in München" heraus.

"Natürlich schmerzt es uns, einen derart versierten Umweltschützer und Netzwerker zu verlieren. Gleichzeitig freuen wir uns, dass er seine Energie an dieser neuen Stelle einbringen kann. Wir hoffen, dass wir gemeinsam noch mehr für den Erhalt der Biodiversität in unserer Stadt erreichen können", kommentiert Christian Hierneis, BN-Vorsitzender in München. Sein Stellvertreter Thorsten Kellermann ergänzt: "Mit Dr. Nützel hat sich die Stadt einen anerkannten Experten ins Boot geholt. Nun muss sie dieses Potenzial auch wirklich nutzen. Deshalb werden wir die Arbeit im RKU auch weiterhin gewohnt freundlich, aber konstruktiv kritisch begleiten." Neuer Geschäftsführer der BN-Kreisgruppe München ist Martin Hänsel, Nützels bisheriger Stellvertreter.

Vermitteln

Gerd Müller, Chef der UN-Organisation für industrielle Entwicklung (Unido). (Foto: Bernd von Jutrczenka/DPA)

Der frühere Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) wird am 8. Mai in der Allerheiligen-Hofkirche in München mit dem Eugen-Biser-Preis ausgezeichnet. Die Eugen-Biser-Stiftung würdigt "herausragende Persönlichkeiten des öffentlichen und akademischen Lebens", die sich im Sinne der Theologie Eugen Bisers (1918-2014) um christliche Werte und einen auf Freiheit, Frieden und Toleranz gründenden Dialog mit anderen Religionen, Weltanschauungen und Kulturen verdient gemacht hätten. Der 67-jährige Müller engagiere sich nachhaltig für Menschenwürde, Gleichberechtigung und die Achtung des Anderen, heißt es in der Begründung der Jury.

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:"Brustkrebs ist heute etwa zu 80 Prozent heilbar"

Die renommierte Medizinerin Nadia Harbeck leitet die Frauenklinik an der Münchner Maistraße - als erste Frau. Über Spitzenforschung, ihre vier Kinder und wie sie Patientinnen mit Brustkrebs Mut macht.

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