Café-Tipps:Sieben besondere Kaffeehäuser in München

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Cafés gibt es überall in der Stadt, manche haben eine besondere Atmosphäre - wie das Café Kolonial. (Foto: Catherina Hess)

Wo gibt es den besten Kaffee? Wo ist die Atmosphäre am beeindruckendsten? Empfehlungen für bezaubernde und außergewöhnliche Cafés in München.

Von Franz Kotteder und Sarah Maderer

Je länger man sich mit dem Kaffeehaus beschäftigt, desto weniger weiß man, wo man heute noch eines finden kann. Denn der wortwörtliche, kleinste gemeinsame Nenner, Haus mit Kaffee, grenzt das Kaffeehaus wohl kaum vom modernen Café oder Restaurant ab. Vielmehr spielen hier Größe und vor allem Geselligkeit eine entscheidende Rolle, was nicht unbedingt Gesellschaft am eigenen Tisch bedeuten muss.

Im Kaffeehaus lässt es sich dank der Platzfülle ohne Zeit- oder Umsatzdruck ganz wunderbar verweilen, sei es beim Plauschen, Zeitunglesen, verlagerten Homeoffice oder Leute-Gucken, was ja die Grundlage für Helge Schneiders "Eduscho-Studium" gewesen sein soll. Folgende Auswahl wird sich dem Prototypen Kaffeehaus mal mehr mal weniger annähern, sie alle laden aber gerade an kalten Tagen zum Aufwärmen hinter beschlagener Fensterscheibe ein, natürlich bei einer dampfenden Tasse Kaffee.

Das Musikalische: Café am Beethovenplatz

Jeden Tag gibt es im Café am Beethovenplatz Klaviermusik. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Was könnte ein Kaffeehaus mit dem Namen "Café am Beethovenplatz" anderes sein als ein traditionsreiches Musikcafé. 1899 wurde das stattliche Anwesen in der Goethestraße 51 fertiggestellt, schon damals nutzte man das Erdgeschoss für Gastronomie. Knapp 70 Jahre später erhält das Haus den Namen "Mariandl", den das Hotel im ersten Stock noch heute trägt. Auch die Konzerttradition von damals lassen die heutigen Betreiber fortleben. Jeden Abend sorgt Pianist Toni für ein Ambiente, das zum Verkosten der üppigen Weinkarte einlädt. Bis 1 Uhr hat man dafür Zeit, die Küche schließt um 22 Uhr.

Nicht nur in Sachen Musikbetrieb ist das Café am Beethovenplatz nahe dran am klassischen Kaffeehaus, überhaupt "wienert" es dort sehr. Spezialitäten von der Kaffeekarte ("Aus der Kaffeesiederei" - geh liab!) reichen vom Kleinen Schwarzen bis zum Großen Braunen und werden stilecht auf einem Silbertablett nebst Wasserglas serviert. Ganz zu schweigen von den drei Lüstern über der Mahagoni-Bar mit Hotelrezeptionsfunktion. Tagsüber dient das Klavier am Eingang als Zeitungsständer, außer sonntags, da spielt Toni schon zum Brunch auf.

Café am Beethovenplatz, Goethestr. 51, Telefon 089 5529100, täglich 10-1 Uhr

Der Klassiker: Café Luitpold

(Foto: Stephan Rumpf)

Das Café Luitpold in der Brienner Straße 11 ist eines der ältesten Münchner Kaffeehäuser, 1888 wurde es eröffnet. Schon bald ist es ein Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens. Erich Mühsam, Ernst Toller und Oskar Maria Graf kehren hier ein, aber auch Adolf Hitler. Später wird das Kaffeehaus gar ein beliebter Nazi-Treffpunkt, SA und SS gehen ein und aus. Nach dem Krieg erlebt das Café Luitpold eine neue Blüte mit dem großen Premierenkino, das in den Luitpoldblock einzieht.

Danach geht es langsam bergab. 2009 aber kommt der Umschwung. Der Bäckermeister und promovierte Betriebswirtschaftler Stephan Meier pachtet das Café und baut es um. Er will an alte Zeiten anknüpfen. "Wir sind eines der letzten Cafés in der Stadt mit eigener Konditorei und richtiger Küche", sagt er, "ich liebe das klassische Kaffeehaus einfach".

Herzstück des Cafés ist der Palmengarten im Innenhof, es gibt immer wieder Lesungen, Konzerte und Veranstaltungen in bester Kaffeehaustradition, und ein eigenes kleines Museum erinnert an die Geschichte des Hauses.

Café Luitpold, Brienner Str. 11, Telefon 089 2428750, Mo 8-20 Uhr, Di-Sa 8-22 Uhr, So 9-20 Uhr

Der Röster: Vits

Wenn sich Alexander Vits an seine Anfänge erinnert, kann er nur den Kopf schütteln: "Damals habe ich gedacht, ich wüsste viel über Kaffee - da habe ich mich gründlich geirrt." Mit dem Kaffee, so sagt auch er, verhalte es sich wie mit dem Wein: Wer anfange, sich damit zu befassen, begebe sich auf eine Reise, die niemals ende. Der reine Zufall hatte ihn auf die Idee gebracht, sich mit einer Rösterei selbstständig zu machen. Er arbeitete damals als Unternehmensberater und träumte von der eigenen Firma. Als er mit einem Freund nach Barcelona fuhr und dort beim Stadtbummel auf die weltberühmte Rösterei "El Magnífico" stieß, war es um beide Männer geschehen. Denn so etwas, so dachten sie, fehle München noch.

Vits war derjenige, der den Plan durchzog, während sein Freund am Ende doch lieber wieder ausstieg. Am Anfang, so erzählt er, sei es viel schwieriger gewesen als gedacht. Doch längst hat sich seine Rösterei nebst Café in der Rumfordstraße etabliert. Wie in den meisten Betrieben dieser Art setzt auch Gründer Vits auf den Verkauf von Zubehör zur richtigen Zubereitung des Getränks.

Vits Kaffee, Rumfordstr. 49, Telefon 089 23709820, Mo-Fr 9-18 Uhr, Sa 10-18 Uhr

Der Größte: Dallmayr

Dallmayr ist eines der größten Delikatessengeschäfte Europas. (Foto: Stephan Rumpf)

Dank der Fernsehwerbung weiß es die ganze Republik: Im Stammhaus von Dallmayr, dem königlich-bayerischen Hoflieferanten an der Dienerstraße 14-15, werden Kaffeebohnen noch von freundlichen jungen Damen in weißen Schürzen individuell für den Kunden abgefüllt. Zwar besteht Dallmayr, eines der größten Delikatessengeschäfte Europas, schon seit dem Jahr 1700. Was da aber im Fernsehen so nach 19. Jahrhundert aussieht, ist in Wirklichkeit viel jünger.

Denn ins Kaffeegeschäft stieg Dallmayr erst 1933 ein. Der Bremer Kaffeekaufmann Konrad Werner Wille kam damals nach München und richtete die Spezialabteilung für Kaffee ein. Von da an entwickelte sich der Handel für Dallmayr zu einem der wichtigsten Geschäftszweige überhaupt. Die Firmengruppe Dallmayr macht einen Jahresumsatz von über 900 Millionen Euro, mehr als die Hälfte davon entfällt auf den Geschäftsbereich "Kaffee & Tee".

In den hauseigenen Röstereien an den Standorten in München, Berlin, Braunschweig, Bremen und Dortmund werden jährlich über 80 000 Tonnen Röstkaffee produziert. Ein bisschen was davon gibt es im Stammhaus, und jährlich 2,8 Millionen Besucher wollen das auch sehen.

Café-Bistro Dallmayr, Dienerstr. 14-15, Telefon 089 21350, Mo-Sa 9:30-18 Uhr

Die Zeitmaschine: Café Kolonial

Kaffeehaus mit Geschichte: das Café Kolonial. (Foto: Catherina Hess)

Das Café Kolonial in der Donnersbergerstraße 39 trieft vor Geschichte. Betreiber Thomas Leeb ist Experte auf dem Gebiet Kaffee und Kaffeehauskultur. Als er vor 30 Jahren seine Kneipe "Frundsberg" auch tagsüber öffnen wollte, begann seine Suche nach gutem Kaffee. Bis heute bohre er sich als Gastronom, Röster, Buchautor und Sammler von über tausend Kaffeemaschinen weiter in die Materie hinein.

Das Kolonial eröffnete er vor zehn Jahren, fast schon ein Hybrid aus Kaffeehaus und Museum. Verschiedenste Apparaturen der Kaffeezubereitung schmücken den Gastraum, wechselnde Ausstellungen mit originalen Retro-Werbeplakaten die Wände. Neben Kaffeespezialitäten von Mokka bis Melange reicht Leeb selbstgebackene Kuchen und Belegtes, verzichtet aber ganz im Sinne des ursprünglichen Kaffeehauses auf Küche, Abendgeschäft und Alkoholverkauf.

Nicht ohne Risiko, schließlich sei die Diskrepanz aus Quadratmeterfülle und Umsatzmangel der Untergang der Kaffeehauskultur gewesen, so Leeb. Er glaube trotzdem an diese Orte der Zusammenkunft und des Austausches. Daher seien der Name Kolonial und die teils exotisierenden Elemente des Interieurs weniger Provokation als Einladung zum Diskurs. Zum historischen Kaffeehaus gehöre das Politisieren eben dazu.

Café Kolonial, Donnersbergerstr. 39, Telefon 089 20060566, Mo-Fr 8-17 Uhr, Sa/So/Feiertag 9-17 Uhr

Der Kultgrantler: Ruffini

Überschwängliche Gastfreundlichkeit sollte man im Café Ruffini in Neuhausen nicht erwarten. Das könnte daran liegen, dass der alteingesessene Viertelmagnet niemandem mehr etwas beweisen muss. Doch ähnlich wie beim ruppigen Grantler von nebenan liegt hier der Charme in der unprätentiös-authentischen Gesamterscheinung. Weiße Wände, kaum Deko außer Schwarzweißfotografien, ein offener Raum plus schlichter Tresenbereich.

Damit büßt das Ruffini aber nicht an Gemütlichkeit ein; seine Zurückhaltung lässt nichts vermissen, sondern ein ausgewähltes Angebot vermuten. Die auf Schiefer geschriebene Tageskarte mit Fleisch aus Biohaltung, Fisch aus dem Isartal und Vegetarischem der Saison ist erfrischend unaufgeregt und hochwertig. Im angrenzenden Verkaufsladen stammen die italienischen Weine aus Eigenimport, die Kuchen und Torten aus der eigenen Konditorei. Dazu kommt ein Kulturprogramm aus Konzerten, Lesungen, Ausstellungen und Weinproben.

Ruffini, Orffstr. 22-24, Telefon 089/161160, Di- So 10-24 Uhr

Das Schrullige: Ladencafé Marais

Im Café Marais herrscht gekonnt inszenierte Nostalgie. (Foto: Catherina Hess)

Das Café Marais geht wohl am wenigsten als klassisches Kaffeehaus durch. Allerdings lässt sich das selbstbetitelte "Ladencafe" an der Ecke Park-/Schwanthalerstraße generell schlecht schubladisieren. Die Öffnungszeiten bis 18 Uhr suggerieren ein Tagescafé, die Frankophilie eine Brasserie, das Sortiment einen Trödelladen. Doch ganztägige Betriebsamkeit und gekonnt inszenierte Nostalgie zaubern Kaffeehausflair, besonders wenn Gäste mit dicken Schals und glühenden Wangen an großen Tischen zusammengesetzt werden.

Als Quell der Ruhe taugt das Marais weniger, die Reizüberflutung ist schier zu groß. Hier eine Vitrine mit selbstgemachten Tartes und Kuchen, da ein Verkaufstresen mit knallbunten Süßwaren, an den Wänden Fünfzigerjahre-Mobiliar voll Geschirr, Kosmetik und Schmuck. Die Speisekarte reicht von Frühstück und Belegtem bis zu wechselnden Tagesgerichten wie Suppen, Salaten, Pasta und Risotto.

Am besten lassen sich Kaffee, Croissants und Co. in den erhöhten Fensternischen genießen, von denen aus man den Schnee dabei beobachten kann, wie er sich auf die pink blühenden Rosen der noch immer aufgebauten Außentische legt - ein Anblick so schräg und schön wie das Café selbst.

Ladencafé Marais, Parkstr. 2, Telefon 089 50094552 , Di-Sa 8-18 Uhr, So 10-18 Uhr

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