Kulturprojekte im Münchner Stadtrat:Grünes Licht für Jutier- und Tonnenhalle

Kulturprojekte im Münchner Stadtrat: Die Tonnenhalle soll vor allem Aufführungsort der darstellenden Künste werden.

Die Tonnenhalle soll vor allem Aufführungsort der darstellenden Künste werden.

(Foto: bez+kock Architekten)

Die freie Szene bekommt ein großes Zentrum, der Tanz aber wohl keine eigene Wirkungsstätte.

Von Michael Zirnstein

Zwei sehr lange und heiß diskutierte Kulturthemen haben den Münchner Stadtrat am Donnerstag beschäftigt: Der Kommunalausschuss gab grünes Licht für den Ausbau der Jutier- und der Tonnenhalle als großes Produktions- und Präsentations-Zentrum der freien Szene. Und der Kulturausschuss lässt neue Produktions- und Präsentationsflächen für die freie Tanzszene suchen. Die zeitliche und inhaltliche Nähe beider Kulturbaustellen könnte einen nun dazu verleiten anzunehmen, just in Jutier- und Tonnenhalle könnte nun bald endlich das sogenannte Tanzhaus entstehen, dass die Tanzakteure schon seit den Achtzigerjahren fordern. Exakt so ist es aber nicht, auch wenn beides doch zusammenhängt.

In einer von der Stadt beauftragten Machbarkeitsstudie zum Tanzhaus, die bereits vor einem Jahr präsentiert wurde und nun dem Kulturausschuss vorgelegt wurde, präferiert der federführende Bayerische Landesverband für Zeitgenössischen Tanz (BLZV) tatsächlich Jutier- und Tonnenhalle im Kreativquartier an der Dachauer Straße. Doch diese sollen ausdrücklich allen Sparten der freien Szene zur Verfügung stehen.

128 Millionen lässt sich die Stadt die Generalsanierung der baufälligen Industriedenkmäler bis 2026 kosten, fast so viel wie 2021 der Neubau des hochgelobten Volkstheaters. "Der Umbau dieses Herzstückes ist ein großartiger Impuls für das Kreativquartier", sagte Bürgermeisterin Verena Dietl. Es entstünden "beeindruckende Präsentations- und Produktionsorte" zur Stärkung der freien Szene, so Kulturreferent Anton Biebl.

Die Tonnenhalle, ein 106 Meter langes einstiges Rohrlager, soll ein Aufführungsort vor allem der darstellenden Künste werden, mit einem 780-Quadratmeter-Saal im Parterre, einem Multifunktionssaal und zwei Tanzstudios im Obergeschoss, sowie einem bis zum Dach offenen Foyer und Gastrobereich. In der 2000 Quadratmeter großen Jutierhalle sollen Kultur- und Kreativschaffende "zu günstigen Mietkonditionen" produzieren können, dazu werden in die sogenannte Kathedrale 60 Holzmodule eingebaut, flexibel nutzbar etwa als Ateliers oder Probenräume.

Kulturprojekte im Münchner Stadtrat: In die Jutierhalle sollen Holzmodule eingebaut werden - flexibel nutzbar, beispielsweise als Ateliers oder Probenräume.

In die Jutierhalle sollen Holzmodule eingebaut werden - flexibel nutzbar, beispielsweise als Ateliers oder Probenräume.

(Foto: bez+kock Architekten)

In der 600-Seiten-mächtigen Machbarkeitsstudie "Tanzhaus" hatte der BLZV vorgeschlagen, hier auf etwa 2000 Quadratmetern statt dessen reine Arbeitsstätten für den Tanz einzurichten. Das widerspreche dem Nutzungskonzept, erklärte das Kulturreferat, außerdem würde die Änderung zu viel kosten und das Projekt verzögern.

Auch weiteren Wunschstandorten für ein Tanzhaus etwa in der Alten Viehbank oder in der Paketposthalle erteilte der Kulturausschuss tendenziell eine Absage. Das Schlagwort der Stunde ist stattdessen "Campus Performing Arts": Das Kulturreferat soll eine Möglichkeit finden, die Tanzszene im Kreativquartier zu bündeln - auf eigenen Flächen, in bereits etablierten tanzfreundlichen Institutionen wie Schwere Reiter oder Pathos, als wichtiger Part in Jutier- und Tonnenhalle, aber im Verbund aller Sparten der freien Szene.

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