80 Jahre "Holiday On Ice":Partystimmung auf dem Nullpunkt

Lesezeit: 3 min

Singt zwei ihrer Hits live in der Eisrevue: Schlager-Pop-Star Vanessa Mai. (Foto: Martin Misere)

"Holiday On Ice" in der Münchner Olympiahalle: Warum Vanessa Mai bei "No Limits" zwei ihrer Hits singt, sich aber nicht auf die Kufen traut.

Von Michael Zirnstein

Eis bleibt Eis. Mit der aktuellen Kältetechnik sind es sieben Zentimeter, aufgetragen in jeder Halle binnen 48 Stunden. Die Frage bei "Holiday On Ice" ist aber seit 80 Jahren, was man aus dem Eis macht. Besser: Was macht man auf dem Eis? Die Geschichte, die die Eiskunstläufer beim Pirouetten-Drehen, im Riesenkreisel, bei den Hebefiguren und bei artistischen Sprüngen erzählen, ist nicht einmal so entscheidend. Diesmal wird die Story in der Programm-Beschreibung nur mit einer "fesselnden Heldenreise" und dem "Finden von Liebe" umrissen.

Wer sich die Mühe macht (und sich damit ein wenig die Überraschung nimmt) und in den sozialen Medien forscht, findet zur 80-Jahre-Ausgabe "No Limits" in den Kostümen und im Bühnenbild ein paar zugehörige Bildschnipsel: ein Schachspiel mit Menschen, ein Riesen-Pacman, Futuristisches mit Feuerwerfer, fliegende Gladiatoren, Zuckerwatteverkäufer am Urlaubsstrand, Cowboys im Wilden Westen - ein bisschen, als würde man sich durch die "Bullyparade" zappen.

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"Es wird 'ne Party", erklärt die Sängerin Vanessa Mai das ganze Konzept zur Feier des runden Geburtstags jener Show, die sich gerne mit ihren Weltrekorden schmückt. Wobei sich außer der "längsten Kickline" und dem größten Eisläuferrad mit 65 Menschen drei Bestleistungen jeweils auf dasselbe beziehen, nämlich das meistbesuchte (Eis-)Live-Entertainment der Welt zu sein, mit derzeit 330 Millionen Gästen auf allen Kontinenten.

Und einer davon war Vanessa Mai. Als kleines Mädchen sei sie von den schwebenden Eisläuferinnen in ihren wunderschönen Kostümen verzaubert gewesen, sagt der Schlager-Popstar. An mehr kann sich die 31-Jährige nicht erinnern, das soll nun aber nicht gegen die US-Show sprechen. Im Gegenteil, immer wenn eine Erfahrung sehr intensiv sei bei ihr, bleibe sie ihr weniger im Gedächtnis, als vielmehr nur im Herzen. "Da verschwimmt bei mir alles", das sei auch bei ihrem allerersten Konzertbesuch so gewesen. Aber tatsächlich habe auch das Bestaunen der Eisrevue das Show-Girl in ihr geweckt: "Seitdem wusste ich: Tanzen, singen, performen, das ist meine Welt." Und sie wolle sich immer wie "Holiday On Ice" neu erfinden.

Fantasievolle Kostüme und Artistik auf dem Eis - das sind zwei Zutaten der meistbesuchten Show der Welt. (Foto: Rico Ploeg)

Dabei ist das Erfolgsrezept bei der HOI seit der ersten Rutsche 1942 in einem Hotel in Toledo gerade immer die sanfte Veränderung: keine Stammkunden verschrecken, aber immer etwas Neues bieten, worüber man spricht. Und das waren oft Stars. Auch solche im Publikum, wie Elvis Presley (1958 in Frankfurt), Charly Chaplin oder Prinzessin Diana. Manchmal waren die Kostüm-Designer die Stars, wie Rudolph Moshammer und sogar Dior mit einem 30000-Franken-Kleid für Marika Kilius. Denn natürlich gab es auch Prominente bei "Holiday On Ice", die die Sporteislaufszene hervorgebracht hat: von Denise Bielmann (die ihre eigene Pirouette erfand) über Rudi Cerne und Norbert Schramm (mit seinem Rückwärtssalto, den er in Sportbewerben nicht zeigen durfte) bis zu Katarina Witt, Tanja Szewczenko und 2019 Aljona Savchenko und Bruno Massot mit einer Variante ihrer berührenden Olympiasieg-Kür.

Lieber "Holiday On Ice" als Ferien im ICE: Hier kommen die Teilnehmer schnell voran. (Foto: Holiday On Ice)

Da kann Vanessa Mai nicht mithalten. Will sie auch gar nicht, sagt sie, in Schlittschuhen wird man sie nicht in der Show sehen. Dabei hätte die Sängerin beste Voraussetzungen, seit Jugendtagen weiß sie sich zu sportlich und künstlerisch zu bewegen: Mit ihrer Hip-Hop-Tanztruppe gewann sie als 15-Jährige die Deutsche Meisterschaft und nahm bei der WM in Las Vegas teil, 2016 wurde sie Zweite bei "Let's Dance". "Ich liebe Herausforderungen und stelle mich dabei normalerweise nicht so blöd an", sagt das Entertainment-Multitalent, "aber das hier war mir dann doch zu riskant. Ich habe nächstes Jahr einen vollen Terminkalender, da wäre es nicht hilfreich, wenn ich mir beide Beine breche."

Also bleibt sie in der Komfortzone und singt bei einigen ausgewählten Terminen der Tour (in München am 4. Januar) live ihre Hits "Regenbogen" und "Ich sterb' für dich" jeweils in speziellen (ziemlich feurigen) Versionen. Die ersten Auftritte hat sie schon sehr genossen: "Ich liebe es, in diese Welt aus Winter und Eislauf einzutauchen", sagt sie, "ich mag es einfach, wenn es glitzert". Neue Karrierestufe: Eisprinzessin.

Holiday On Ice, "No Limits" , Do. bis So., 4. bis 7. Jan., Show mit Vanessa Mai Do., 4. Jan., 19 Uhr, München, Olympiahalle

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