Comedy:Torero aus dem Pott

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Stegreif-Comedy mit Trompete: Helge Schneider im Bayerischen Hof bei der Pressekonferenz zu seiner neuen Tour. (Foto: Oliver Hochkeppel)

Der musikalische Spaßvogel Helge Schneider tourt wieder - und macht Station in der Isarphilharmonie.

Von Oliver Hochkeppel

Eigentlich könnte Helge Schneider schon für seine Pressekonferenzen und Programmankündigungen Geld nehmen. Läuft da doch so ziemlich das Gleiche ab wie bei seinen Auftritten, in seinen Filmen und Büchern oder auf seinen Alben: Aus schlichten Alltagsbegebenheiten und kleinen Anekdoten wird schnell und ganz spontan einmaliger, unwiederholbarer, vor allem aber sehr lustiger Quatsch. So wie beim Pressetermin für seine neue Tour, wo er mal erklärt, die Tourbusse und -Lkw "von Diesel auf Gummiband-Motor umstellen" zu wollen, mal über seine Lieblingsplatten von Jose Feliciano, Herb Alpert und "Ines Butterfly" plaudert.

Wie kein anderer hat der 67-Jährige aus Mülheim an der Ruhr das Prinzip der Improvisation, das er als gelernter Jazzmusiker verinnerlicht hat, auf das Feld des Wortwitzes übertragen. Wobei er ohnehin beides zusammenbringt: Seine Shows sind immer auch Konzerte, bei denen er sich von "adäquaten" Musikern wie dem Gitarristen Sandro Giampietro ("den hab ich in einem Musikgeschäft gefunden und direkt mitgenommen") oder seinem 13-jährigen Sohn Charlie "The Flash" am Schlagzeug (der diesmal freilich in die Schule muss) begleiten lässt. Plus Sidekicks wie dem Teekoch Bodo assistieren lässt.

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Die Stegreif-Comedy beginnt schon mit den Programmtiteln, die ganz offenbar immer einer momentanen Eingebung entspringen. Das heißt dann mal "Akopalütze Now", mal "Verzeih mir, Baby", dann "Lass k(n)acken, Oppa!" oder "Die Wiederkehr des blaugrünen Smaragdkäfers".

Das neue - auch schon als Album, wegen des schönen Torero-Fotos aber nur auf Vinyl erschienene - Programm, mit dem er zwei Tage lang in der Isarphilharmonie Station macht, passenderweise am Rosenmontag und Faschingsdienstag, heißt nun halt "Der letzte Torero: Big L.A. Show". Fragt man bei Schneider nach, wie er auf den Titel kam, bekommt man sofort eine bühnenreife Geschichte: "Ich habe das Kostüm im Schaufenstern eines Torero-Fachgeschäfts in Berlin entdeckt. Das hat mich daran erinnert, wie ich mal im Fernsehen gesehen habe, wie vier Leute einen Torero einkleideten. Ich habe es alleine angezogen, es hat gepasst, und dann hat der Verkäufer gesagt: ,Der letzte Torero'." Wie immer hat die Geschichte bestimmt einen wahren Kern, den Schneider dann ausschmückt, oder anders und von ihm selbst beschrieben: "Meine Arbeit ist die Lüge. Ich erzähle Geschichten, die nicht stimmen, die aber stimmen könnten." Zumindest manchmal.

Um Stierkämpfe also wird es auf der Bühne nicht gehen, schon "wegen des Tierwohls", wie Schneider sagt, und weil es seinem Naturell widerspricht: "Ich hätte Angst." Eher also wird es die "Big L.A. Show". Passt dafür die Isarphilharmonie? "Ja, das kommt mir entgegen. Wir sind viel harmonisch." Und das Publikum? "Wir wollen ein ganz breites ansprechen. Weil das München hergibt. Anders als Stuttgart." Genau solche absurden Geschichten und kruden Assoziationsketten, die typischen Sprachverknotungen und -erfindungen darf man in der Isarphilharmonie erwarten. Den ganz normalen Helge-Schneider-Wahnwitz also, der noch dem Mürrischsten ein Lächeln ins Gesicht zaubert.

Helge Schneider, Mo. und Di., 20. und 21. Feb., 20 Uhr, Isarphilharmonie, Hans-Preißinger-Str. 8, www.gasteig.de

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