Grünwalder Stadion:Wer den Löwen künftig einschenkt

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Im Grünwalder Stadion soll das Bier günstiger werden. (Foto: Angelika Warmuth/dpa)

Von Juli an übernimmt ein neuer Gastronom die Bewirtung im Sechzger-Stadion in Giesing. Jörg Diemb ist selbst "tiefblau", wie er sagt. Bei den Bierpreisen will er "ein bisserl demütig sein".

Von Christoph Leischwitz

Die Bewirtung im Grünwalder Stadion war jüngst in die Schlagzeilen geraten: Der aktuelle Caterer hatte Probleme mit der Stromversorgung, und so kam es beim Heimspiel des TSV 1860 München gegen den SSV Ulm vor knapp zwei Wochen zu viel diskutierten Engpässen beim Bierausschank an den Kiosken. Der Wirt Lorenz Stiftl hatte daraufhin die marode Infrastruktur des Stadions kritisiert. Die Stadt München als Betreiber des Stadions erklärte auf Nachfrage, ihr seien keine technischen Probleme bekannt.

Wo nun genau die Verantwortung lag, wird aber wohl zwischen dem Wirt, dem Stadionbesitzer und dem Pächter Paulaner nicht mehr bis zum Ende ausdiskutiert. Wie die SZ erfuhr, hat der Münchner Gastronom nämlich die neueste Ausschreibung für die Bewirtung des Grünwalder Stadions verloren. Stiftl wird nur noch bis zum Ende der Spielzeiten von Sechzig München, dem FC Bayern II und Türkgücü München verantwortlich sein. Vom 1. Juli an übernimmt Jörg Diemb, der auf Nachfrage bestätigt, vergangene Woche den Zuschlag erhalten zu haben. "Ich freue mich riesig auf die Herausforderung", sagt der 52-Jährige, der zusammen mit seiner Ehefrau Stefanie seit Jahrzehnten einen Gastronomiebetrieb führt.

Das Grünwalder Stadion ist für Diemb zwar in geschäftlicher Hinsicht neues Terrain. Doch erstens ist der gebürtige Münchner in Sachen Stadion-Gastronomie kein Amateur mehr: Seit 2018 betreibt er die Kioske im Sportpark Unterhaching, sowohl bei den Partien der Spielvereinigung als auch bei den Football-Events der Munich Ravens. Von 2001 bis zum Umzug des Fußballs in die Fröttmaninger Arena hatte Diemb auch schon im Olympiastadion die Kioske übernommen. Zweitens ist Diemb "tiefblau", wie er selbst sagt, in Harlaching geboren und in Giesing aufgewachsen - was bei der Ausschreibung kein Nachteil gewesen sein dürfte.

Die Bewirtung umfasst den VIP-Raum zwischen Haupt- und Osttribüne und insgesamt sieben Kioske. Noch ist nicht alles bis ins Detail geklärt, offen ist zum Beispiel die Frage, wie groß das Essensangebot sein kann und wird. Eines weiß Diemb aber schon sicher, und das werden Tausende Stadionbesucher gerne hören: "Unsere Bierpreispolitik wird eine andere sein" - da kündigt also tatsächlich jemand an, mit den Preisen herunterzugehen. Heutzutage hätten viele nicht so viel im Geldbeutel, sagt er, da müsse man als Wirt "auch ein bisserl demütig sein". Tatsächlich bestätigten Recherchen einschlägiger Internetforen, dass die Halbe im Grünwalder Stadion mit 5,50 Euro die teuerste in der gesamten dritten Liga ist. Darüber hinaus werde es ein vergrößertes und wohl ebenfalls vergünstigtes Angebot an nichtalkoholischen Getränken und Süßigkeiten geben.

Von der Übernahme Anfang Juli an haben Diemb und sein Team nur einen Monat Zeit bis zum ersten, wahrscheinlich ausverkauften Sechzig-Heimspiel, denn die dritte Liga startet am 2. August in die neue Saison. Von den Stromproblemen habe er auch gehört, erklärt Diemb noch, "wir werden alles dafür tun, dass es künftig nicht mehr zu Ausfällen kommt", sagt er. Womöglich sei dafür ein neues Aggregat nötig. Neue Energie jedenfalls scheint Diemb ausreichend mitzubringen.

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