Verkehr:Münchens erster grüner Pfeil nur für Fahrradfahrer

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  • München ist eine von neun Städten, die an einem bundesweiten Pilotversuch mit grünen Pfeilen für Radler teilnehmen.
  • An der Kreuzung Isartalstraße/Kapuzinerstraße hat die Stadt nun das erste Schild montiert, acht weitere Kreuzungen folgen in den nächsten Tagen.
  • Der Versuch läuft bis Ende dieses Jahres.

Von Andreas Schubert

Die Münchner SPD-Stadträtin Bettina Messinger ist eine Frau, die sich gerne an Regeln hält. "Es hat mich immer geärgert, wenn ich mit dem Rad unterwegs bin, an einer Kreuzung rechts abbiegen will und bei Rot warten muss", sagt sie. Während viele Radler das Rotlicht lediglich als eine unverbindliche Empfehlung interpretieren, dadurch aber einen Punkt in Flensburg und eine Geldstrafe riskieren, wollen sich Menschen wie Messinger eben legal durch den Straßenverkehr bewegen, auch wenn sie bei Rot rechts abbiegen. Und das können sie nun an neun ausgewählten Kreuzungen, an denen die Stadt in den nächsten Tagen grüne Abbiegepfeile nur für Radfahrer anbringt.

Den ersten montierten Arbeiter am Dienstag an der Einmündung der Isartalstraße in die Kapuzinerstraße. Die Idee geht auf die SPD im Rathaus zurück, die den grünen Pfeil bereits 2015 beantragt hatte. Aber so einen Pfeil für Radler gab es nicht, nur für Autofahrer. Und es gibt ihn offiziell auch weiterhin nicht. Aber nachdem der Münchner Stadtrat die Initiative ergriffen hatte, hat sich die Bundesanstalt für Straßenwesen nun entschlossen, einen Pilotversuch in neun Städten zu starten. Das sind Bamberg, Darmstadt, Düsseldorf, Köln, Leipzig, Münster, Reutlingen, Stuttgart und eben München. Die Kreuzungen sind absichtlich so ausgesucht, dass sie verschiedene Möglichkeiten des Rechtsabbiegens für Radler darstellen: Also etwa von der Fahrbahn auf den Radweg oder Radstreifen, von Radweg auf Radweg oder von einem Radweg auf die Fahrbahn.

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Der Verkehrsversuch läuft bis Ende dieses Jahres, dann werden die Schilder wieder abmontiert, bis eine endgültige Regelung in der Straßenverkehrsordnung getroffen ist. Derweil wird das Verhalten der Radler an den jeweiligen Kreuzungen mit Kameras aufgezeichnet, der Datenschutz obliegt dabei der Bundesanstalt für Straßenwesen und ist laut Münchens Kreisverwaltungsreferent Thomas Böhle gewährleistet. Seiner Einschätzung nach kann der Pfeil dazu dienen, den Radverkehr in der Stadt insgesamt flüssiger zu gestalten. Ziel sei es, die Bedingungen für Radler insgesamt weiter zu verbessern, ohne dass die Verkehrssicherheit darunter leidet.

Der Fahrrad-Pfeil funktioniert genau so wie der 1994 aus der ehemaligen DDR übernommene Pfeil, der auch für Autofahrer gilt. Er sei kein Freifahrtschein, sagt Böhle. Alle Radler müssten bei Rot zunächst stehen bleiben und sich versichern, dass sie niemanden behindern oder gefährden. Der erhoffte Vorteil ist nicht nur ein besserer Verkehrsfluss, sondern auch mehr Sicherheit: Wenn Radler schon vor den Autos abbiegen dürfen, ist die Gefahr, dass sie von Auto- oder Lastwagen-Fahrern im toten Winkel des Rückspiegels nicht gesehen werden, geringer.

Neben der Einmündung der Isartalstraße in die Kapuzinerstraße wird jeweils ein Grünpfeil an den Kreuzungen Kapuziner-/Thalkirchnerstraße, Lindwurm-/Zenettistraße, Dachauer/Gröbenzeller Straße, Plinganser-/Lindenschmittstraße sowie Impler-/Oberländerstraße montiert. Zwei Pfeile bekommt die Kreuzung Denninger-/Friedrich-Eckart-Straße, drei Pfeile die Einstein-/Seerieder Straße und vier Grünpfeile montiert die Stadt an der Kreuzung Ehrwalder-/Garmischer Straße. Die Test-Kreuzungen hat die Stadt nicht selbst ausgesucht. Das Kreisverwaltungsreferat hat 45 potenzielle Stellen vorgeschlagen, die Entscheidung lag dann bei der Bundesanstalt. Diese versteht sich als praxisorientierte, technisch-wissenschaftliche Forschungseinrichtung des Bundes und hat ihren Sitz in Bergisch Gladbach. Neben den Themen Sicherheit und Verkehrsverhalten widmet sich die Anstalt unter anderem auch der Verkehrstechnik, dem Brücken- und Straßenbau sowie der Fahrzeugtechnik.

"Ich hoffe, dass der Versuch positiv ausgeht", sagt Kreisverwaltungsreferent Böhle. Dann dürften Kommunen endlich eigenständig entscheiden, ob und wo sie einen Abbiegepfeil für Radler anbringen.

© SZ vom 13.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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