Geschichte:Vom Ammergebirge nach Dachau

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Spätestens seit dem 18. Jahrhundert wurde die Amper intensiv als Wasserstraße für Transporte genutzt

Von Erich C. Setzwein, Grafrath

Geteilt durch einen Fluss, aber verbunden mit einer Brücke sind die Ortsteile Unteralting und Wildenroth in der Gemeinde Grafrath. Unteralting ist da, wo das Kloster und die Graf-Rasso-Kirche stehen, Wildenroth ist auf der nördlichen Uferseite und das eigentliche Ortszentrum mit Rathaus, Schule, Bankfiliale und dem Wirtshaus Dampfschiff. Dort fuhren freilich von 1880 bis 1939 nicht nur die Dampfer mit den Ausflüglern Richtung Süden zum Ammersee. Die Amper war ein wichtiger Transportweg nach Norden.

Lange bevor es die Münchner in die Sommerfrische aufs Land zog, wurden der Ammersee und die Amper für den Holztransport genutzt. Unter anderem in einer Ausstellung der Kreiskulturtage im Landkreis Fürstenfeldbruck, ortshistorischen Publikationen und in Internetforen begeisterter Hobbyhistoriker ist die Geschichte der Holztrift beschrieben worden. Es war der bayerische Kurfürst Maximilian III., der 1766 den Transport der im Ammergebirge geschlagenen Baumstämme in die Holzstoff-Fabrik Dachau erlaubte. Über die Ammer wurde das Holz zum Ammersee gebracht, dort auf Schiffe verladen und dann nach Wildenroth gefahren. Später wurden die Stämme zu sogenannten Schären zusammengebunden, von bis zu 70 Menschen gerudert und gesteuert nach Wildenroth gebracht. Dort warteten die Flößer, um die Schären wieder aufzulösen und aus den Stämmen Flöße zu bauen, die auf der mäandernden Amper zu fahren waren. Sieben Stunden soll eine Fahrt nach Dachau gedauert haben. Holz kam auch aus den Dießener Wäldern, so dass häufig Transporte auf der Amper unterwegs waren. Bis zum Jahr 1880, als der Pendelverkehr mit den Passagierdampfern von Wildenroth nach Stegen einsetzte. Von da an durfte nur noch nachts Holz transportiert werden. Geflößt wurden dabei aber nicht nur die Stämme selbst, es wurden auch Waren transportiert und später wohl auch Ausflugsfahrten angeboten. Aus wirtschaftlichen Gründen endete die Flößerei um das Jahr 1930.

Der Passagierverkehr war um die Jahrhundertwende sehr hoch, so dass an Dampfer für 150 Passagiere zwei Schleppkähne angehängt werden mussten, die bis zu 300 Menschen aufnehmen konnten. Auch nachdem die Bahnstrecke von München nach Herrsching gebaut worden war und die Münchner nun eine andere Verbindung zum Ammersee bekamen, wurde der Schiffsverkehr auf der Amper nicht weniger. Erst am 1. September 1939, dem Beginn des Zweiten Weltkriegs, wurde die Linie Grafrath-Stegen eingestellt. Eines der Schiffe wurde bei der Taucherschule am Ammersee eingesetzt. Im Jahr 1943 fanden in der Amper Versuche mit U-Boot-Teilen statt, am Kriegsende wurde die Amperbrücke gesprengt - und ein ausgemusterter Schleppkahn diente den Fußgängern als provisorischer Übergang zwischen den Gemeinden Wildenroth und Unteralting.

© SZ vom 26.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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