Fürstenfeldbruck:Verkehrsministerin lehnt Ausbau der S-4-Strecke ab

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Gegenstand weiterer Planungen für einen Ausbau der S-4-Strecke: der Bahnhof in Eichenau. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Zahlen würden einen viergleisigen Ausbau nicht hergeben, sagt Kerstin Schreyer. Die Bahn AG soll den dreigleisigen Ausbau aber so umplanen, dass ein viertes Gleis ergänzt werden kann.

Von Peter Bierl, Fürstenfeldbruck

Einen viergleisigen Ausbau der S 4 wird es vorerst nicht geben. Allerdings soll die Bahn AG den dreigleisigen Ausbau so umplanen, dass ein viertes Gleis mit geringerem Aufwand ergänzt werden kann, sagte die bayerische Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) am Dienstag. Die neue Planung wird laut Klaus-Dieter Josel, dem Konzernbevollmächtigten der Bahn AG für den Freistaat, drei Jahre erfordern. "Unsere absolute Mindestforderung, wenigstens von vorneherein vier Gleise zu planen, ist erfüllt. Besser wäre es aber, gleich alle vier Gleise zu bauen", sagte Andreas Barth, Sprecher des Fahrgastverbandes Pro Bahn.

Vor einer Woche hatte es aus dem Ministerium noch geheißen, mit der Präsentation einer Machbarkeitsstudie, die zum Jahresende 2020 angekündigt worden war, sei im zweiten Quartal zu rechnen. Nun war kurzfristig eine Pressekonferenz anberaumt worden, in der Schreyer erklärte, die Zahlen würden einen viergleisigen Ausbau der Strecke nicht hergeben, vertretbar sei aktuell nur ein dreigleisiger Ausbau. Das Gutachten gehe davon aus, dass die Entwicklung der Fahrgastzahlen und die Anzahl der geplanten Zugfahrten mit einem dritten Gleis "sehr gut harmoniert", wie es in einer Pressemitteilung heißt. Für die Zukunft müsse man sich die Option für ein viertes Gleis offenhalten. "Darum habe ich mich für einen dreigleisigen Ausbau mit Aufwärtskompatibilität zu einem späteren viergleisigen Ausbau eingesetzt", erklärte Schreyer.

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Dafür sollen die Kommunen Flächen freihalten und Bauwerke entsprechend geplant werden. Bei einem dreigleisigen Ausbau würden die S-Bahnen die Außengleise nutzen, der Fern- und Regionalverkehr in der Mitte fließen, bei vier Gleisen verhielte es sich genau andersherum: Die S-Bahn nutzt die beiden Innengleise, die Regional- und Fernzüge fahren außen, erläuterte ein Vertreter der Planungsfirmen.

Die Brücken könnten so gebaut werden, dass ein viertes Gleis hineinpasst oder aber ein Bau angefügt werden kann. In den Bahnhöfen seien bei drei Gleisen Außenbahnsteige notwendig, bei vier Gleisen ein Mittelbahnsteig. Eine Umplanung mit Aufwärtskompatibilität bedeute etwa für Eichenau, dass ein Mittelbahnsteig gebaut und ein vorhandener Außenbahnsteig abgerissen wird. Der zweite Außenbahnsteig würde später demontiert, um Platz für das vierte Gleis zu machen.

Bislang werden für den dreigleisigen Ausbau von Pasing bis Eichenau Kosten von etwa 660 Millionen Euro genannt. Davon seien 300 Millionen für den Westkopf Pasing vorgesehen, der gleich für vier Gleise hergerichtet wird. Die Kosten erhöhen sich um 35 Millionen Euro, um die Aufwärtskompatibilität herzustellen, dafür spare man später 160 Millionen, hieß es in der Pressekonferenz.

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Die Landtags- und Bundestagsabgeordneten der CSU sowie Landrat Thomas Karmasin (CSU) begrüßten die Ankündigung der Ministerin. Die Mehrkosten seien "gut angelegt", erklärte der Landtagsabgeordnete Benjamin Miskowitsch. "Auch wenn die Zahlen derzeit nur einen dreigleisigen Ausbau rechtfertigen, wird der Bedarf an schienengebundener Mobilität in Zukunft weiter wachsen", sagte Karmasin. "Ich bin erfreut, dass die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie sich mit meinen laufenden Forderungen decken: dreigleisig bauen und viergleisig planen", sagte der FW-Landtagsabgeordnete Hans Friedl.

Dagegen wies Grünen-Landtagsabgeordneter Martin Runge darauf hin, dass CSU und FW bislang "das Märchen" verbreitet hätten, die bisherigen Pläne für drei Gleise seien aufwärtskompatibel gewesen. "Jetzt straft sich die Staatsregierung selber Lügen und erklärt, man spare sich aufgrund der Neuplanung 160 Millionen Euro für den Fall eines viergleisigen Ausbaus." Runge forderte, den dreigleisigen Ausbau aufzugeben und sofort mit vier Gleisen zu planen. Den Ausbau zu stückeln, werde bloß die Kosten erhöhen und die Bauzeiten verlängern: "Wir müssen zurück zum Planungsziel Zehn-Minuten-Takt."

© SZ vom 31.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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