Bundestagswahl:Die SPD will raus aus der Flaute

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Beim Ortstermin in Malching steckt der Bundestagsabgeordnete Michael Schrodi ein wichtiges Wahlkampfthema ab und bekommt Rückenwind von Experten

Von Stefan Salger, Maisach

Die Windenergie ist der Schlüssel zur Klimawende im Landkreis. Deshalb müssen Hürden wie die 10H-Abstandsregelung oder die jüngst abgesenkten Mindestflughöhen aus dem Weg geräumt werden. So lässt sich die Meinung von Politikern und Experten zusammenfassen, die sich auf Einladung des SPD-Bundestagskandidaten Michael Schrodi am Malchinger Windrad getroffen haben.

Bislang sind die beiden Anlagen auf Maisacher Gemeindegebiet und einige hundert Meter entfernt auf Mammendorfer Flur die einzigen großen und sehr rentabel arbeitenden Windräder im Landkreis. Als "Dritte im Bunde" hatten die Stadtwerke eigentlich auch bei Puch gemeinsam mit der Stadt Fürstenfeldbruck ein Windrad geplant, das aber einem Verwaltungsgerichtsurteil zufolge den Denkmalschutz der katholischen Filialkirche Sankt Sebastian zu stark beeinträchtigt hätte.

Komplett zur Makulatur wurde die bereits fortgeschrittene Planung im Landkreis nebst ausgewiesener Standortflächen durch die vom damaligen Ministerpräsidenten Horst Seehofer in Bayern durchgesetzte 10H-Regelung, die das Zehnfache der Windradhöhe als Mindestabstand zur nächsten Wohnsiedlung vorschreibt. Mit Blick auf die positiven Erfahrungen mit der Mammendorfer Anlage würde der dortige Gemeinderat nach Einschätzung von Werner Zauser (Freie Wähler) wohl einem alternativ möglichen Bauleitverfahren zustimmen, mit dessen Hilfe sich 10H unterschreiten ließe. Aber ebenso wie ein im Wald bei Jesenwang geplantes Windrad steht das Projekt auf der Kippe, weil moderne und damit höhere Anlagen in die 2020 um 150 Meter abgesenkten Zonen des Luftraums ragen würden, die in Oberbayern als Pufferbereiche ausgewiesen sind für zivilen und militärischen Flugbetrieb. Viele Politiker und Fachverbände setzen sich für die erneute Anhebung dieses "Deckels" ein, die sie für unbedenklich und überfällig halten. So auch der Olchinger SPD-Bundestagsabgeordnete Michael Schrodi, der den bayerischen Regierungsparteien CSU und Freien Wählern die Verantwortung dafür zuweist, dass bei der Windkraft im Freistaat seit Jahren Flaute herrscht. Beim Ortstermin an der Malchinger Anlage, unweit der Bundesstraße 2, bekräftigte er mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl vor etwa 40 Besuchern, dass "der Klimaschutz ein zentrales Thema" sei. Damit verbunden ist - vor dem Hintergrund des steigenden Verbrauchs - auch die Stromerzeugung aus regenerativen Energiequellen. Ähnlich äußerte sich Florian von Brunn, Chef der Bayern-SPD und der Landtagsfraktion, der das jüngste Hochwasser als deutliche Mahnung wertet, mehr zu investieren in Maßnahmen gegen die Erderwärmung - was wiederum Arbeitsplätze schaffe. Weil Biogas und Wasserkraft nahezu ausgeschöpft sind, sieht von Brunn Potenzial vor allem bei Solarenergie und eben bei Windkraft. Die Staatsregierung forderte er auf, die Finanz- und Innovationskraft des Freistaats zu nutzen und sich ehrgeizigere Ziele zu setzen. Die Klimaneutralität nebst Verkehrswende müsse, auch als Beitrag zur Generationengerechtigkeit, spätestens bis 2040 und nicht erst bis 2050 geschafft sein.

Jetzt aktiv zu werden, rechnet sich angesichts der drohenden Folgen des Klimawandels. Das sagte Andreas Henze, Vorstandsmitglied des Solarverbands Bayern und Vorstand der 850 Mitglieder zählenden Bürger-Energiegenossenschaft Freisinger Land, die das Windrad bei Jesenwang bauen will. Er fordert: "Wir müssen schneller sein!" Das bedeutet mehr PV-Dach- sowie Freiflächenanlagen, aber eben auch Windräder. Deren Bau scheitert in Bayern aber an schwammigen Gesetzesvorgaben, die Windkraftgegnern in die Karten spielen, sowie aktuell an der niedrigen Mindestflughöhe. Das hat zur Folge, dass das projektierte Windrad bei Jesenwang statt 200 lediglich 176 Meter messen dürfte, was angesichts der gesenkten Einspeisevergütungen nicht mehr rentabel wäre.

Claus Ehrenberg, Vize des Bund-Naturschutz-Kreisverbandes, sprach sich ebenfalls nachdrücklich für den Ausbau der Windkraft aus, sofern der Artenschutz gewährleistet ist. In ihr sieht er die platzsparendere und ökologischere Alternative zur Biogasproduktion aus Maisfeld-Monokulturen. Erforderlich sei sowohl für Wind als auch für Solar ein Ausbau "um den Faktor zehn". Werner Zauser, der den Betrieb des Mammendorfer Windrads genau dokumentiert, hält 20 bis 25 Anlagen im Landkreis für machbar. Ebenso wie Schrodi plädiert Ehrenberg für eine Beteiligung der Bevölkerung am Ertrag. Im Fall der bestehenden Anlagen profitieren die Gemeinden Maisach und Mammendorf in Form von Ausschüttungen sowie künftig auch von Gewerbesteuer und Fürstenfeldbruck in Form von Ausschüttungen der Stadtwerke.

© SZ vom 18.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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