Hochschulstadt Freising:Neuer Lebensraum auf dem Campus

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Studierende haben sich in den vergangenen drei Monaten Gedanken darüber gemacht, wie man das Weihenstephaner Unigelände zu einem Treffpunkt für alle Bürger der Stadt weiter entwickeln könnte.

Von Petra Schnirch, Freising

Der Campus in Weihenstephan prägt den südwestlichen Teil der Stadt ganz entscheidend. Für viele Freisinger ist er dennoch weitgehend unbekanntes Terrain, obwohl es dort viele schöne Ecken gibt. Gerade im zentralen Bereich des Campus-Geländes an der Gregor-Mendel-Straße dominieren aber vor allem: Parkplätze. Studierende des Bachelor-Studiengangs Landschaftsarchitektur und Landschaftsplanung haben sich in den vergangenen drei Monaten Gedanken gemacht, wie das gesamte Areal nachhaltig weiterentwickelt werden könnte. Am Dienstag stellten sie ihre Entwürfe vor.

Weihenstephan "könnte der landschaftlich schönste Campus in Deutschland sein", sagt Udo Weilacher, der an der TU München (TUM) die Professur für Landschaftsarchitektur und Transformation inne hat. Bisher werde das große Potenzial nicht ausgeschöpft. Er hofft, dass die Ideen der Studierenden als Anregung, als Diskussionsgrundlage dienen werden. Denn auf Vorschlag von Astrid Lux-Endrich, zuständig für das Immobilienmanagement an der TUM, soll parallel zu einem Masterplan für die Gebäude am Campus ein langfristiges Konzept für die Freiflächengestaltung entstehen.

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Die meisten Vorschläge setzen auf eine nachhaltige Flächennutzung

Fast alle der zehn Arbeiten setzen auf einen nachhaltigen Umgang mit den vorhandenen Flächen - eine kluge Nachverdichtung hat Vorrang vor einer Ausdehnung des Campus Richtung Westen über die Westtangente hinaus. Die Studierenden wünschen sich zudem mehr hochwertige Aufenthaltsflächen im Freien, auch als Lern- und Studienorte. Und sie empfehlen eine bessere Vernetzung der vorhandenen Grünflächen sowie eine kluge Parkplatz-Strategie.

Was für Möglichkeiten einige der Flächen bieten, auf denen derzeit in erster Linie Autos stehen, zeigt ein Wettbewerb am Lehrstuhl für Landschaftsarchitektur und Transformation für das Areal, das sich im Westen an das Forstgebäude der TUM und die Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) anschließt. Auch sie dient derzeit vor allem als Parkplatz. In ihrem Siegerentwurf "Brücken schlagen" plant Lisa Maria Hirschberger eine "grüne Mitte" mit Aussichtsplateau neben dem LWF-Gebäude sowie eine Fuß- und Radwegbrücke über die Griesfeldstraße, um auf der anderen Seite den Grünzug fortzusetzen. Dieses westliche Entrée des Campus bietet laut Hirschberger "verborgene Potenziale". Der Jury hat die "unaufgeregte Gestaltung mit einem hohen Anteil an unversiegelten, bepflanzten Flächen" und dem Brückenbauwerk als Hingucker gefallen, ebenso der Vorschlag, den aufgeständerten Anbau der LWF als "Mobility Hub" mit Werkstatt und Kiosk zu nutzen.

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Cafés, Gastronomie oder auch ein Supermarkt sind denkbar

Auch in ihren Konzepten für den gesamten Campus sehen die Studierenden Cafés, Gastronomie oder auch einen Supermarkt vor. Das könnte Weihenstephan beleben und zugleich auch ein Treffpunkt für Freisinger Bürgerinnen und Bürger sein. Eine Umfrage, an der sich gut 1000 Personen beteiligten, darunter auch etwa 50 Anwohner, belegt, dass der Campus an den Abenden und an den Wochenenden kaum genutzt wird - allenfalls mal für einen Spaziergang. Ein wenig ändern könnte sich das, wenn demnächst das Servicegebäude mit Gastro-Angebot am Rang öffnet.

Es dürfte nicht ganz einfach werden, ein langfristiges, gemeinsames Konzept für den Campus auf den Weg zu bringen, weil es mit TUM, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, LWF und Landesanstalt für Landwirtschaft gleich vier große Mitspieler gibt. Zumindest die Studierenden konnten ihre Ideen ohne gedankliche Schranken entwickeln. Vivien Röttgenkamp und Karolin Schneider beispielsweise wollen mit ihrem Entwurf "Bildungs(T)raum trifft Lebensraum" eine "Symbiose aus Lebens- und Forschungsraum" entstehen lassen. Bisher sei der Campus für den Großteil der Stadtbevölkerung ein "blinder Fleck", er habe keinen Mehrwert für sie. Ändern ließe sich das, so ihr Vorschlag, durch ein Freiraumnetz, um das Gelände für Spaziergänger zu öffnen. An der Langen Point könnten sich die Studentinnen einen "Freiluftsupermarkt" vorstellen, eine Art Selbstversorgergarten mit Kiosk. An anderer Stelle könnten Forschungsprojekte für die Öffentlichkeit sichtbar gemacht werden.

Auch das westliche Entrée wirkt nicht sehr einladend. (Foto: Marco Einfeldt)

Viele ungenutzte Potenziale, zugleich aber die Ressourcen schonen

Die Arbeit mit dem Titel "An-Band-eln" von Anais Brox und Kai-Ting Wang will die Abgrenzung zur Stadt auflösen, indem bestimmte Zielorte mit Freiraumbändern verknüpft werden, zwei davon verlaufen in Ost-West-Richtung, zwei Parkbänder mit Aussichtspunkten in Nord-Süd-Richtung zum Schafhof und Walderlebnispfad.

Im Zuge eines professionellen Verfahrens für einen Masterplan könnte es ein großer Vorteil sein, wenn über die Ideen der Studierenden gemeinsam diskutiert würde, sagt Udo Weilacher. Aus Sicht der Landschaftsarchitekten würden in Weihenstephan viele Potenziale noch nicht genutzt, dabei gebe es bereits viele schöne Teilbereiche wie den Rang. Klar erkannt hätten die Studierenden, dass der Campus im Zuge des Klimawandels eine wichtige Rolle spielen müsse. Frischluft aus dem Umland müsse nachfließen können, "das ist ein entscheidender Baustein für das Lebensklima". Gleichzeitig müsse man nachverdichten und ressourcenschonend mit Landschaft umgehen - ein nicht immer einfacher Abwägungsprozess.

© SZ vom 12.02.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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