Elternproteste in Freising:Gefahr für Kinder und Radler

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Gefährliches Radeln an der Griesfeldstraße: Eine Elterninitiative fordert, dass die Stadt Freising hier tätig wird, damit Kinder auf dem Weg zur Vöttinger Grundschule sicher die Straße überqueren können. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Stadt lässt an der Einmündung eines Radwegs in die Griesfeldstraße Warnschilder aufstellen. Doch eine Vöttinger Elterninitiative will mehr.

Von Thilo Schröder, Freising

Immerhin Warnschilder signalisieren Autofahrern an der Griesfeldstraße in Vötting neuerdings, dass sie hier, wo der von der Gregor-Mendel-Straße kommende Radweg kurz vor der Einmündung in die Lise-Meitner-Straße endet, auf Fußgänger und Radfahrer achtgeben müssen. Für Katrin Geiger und ihre Mitstreiter der Elterninitiative Knotenpunkt Griesfeldstraße ist das ein erster Erfolg. Sie setzen sich dafür ein, dass die Straße sicher überquert werden kann, unter anderem von Schülerinnen und Schülern der Grundschule Vötting, die hier entlangradeln. Geht es nach der Initiative, soll es langfristig eine Fuß- und Radwegbrücke geben.

"Das ist der Hammer, wie viele da unterwegs sind", sagt Geiger. Die 43-Jährige wohnt mit ihrer Familie am Mitterfeld und nutzt den Radweg mit ihren Kindern auf dem Weg zur Schule. Ein Auto hat sie nicht. Vom Ende des Radwegs aus habe man wegen der Straßenführung keine Sicht auf den Verkehr, erklärt sie. "Da wird's echt brenzlig, gerade wenn morgens und nachmittags die Pendler unterwegs sind." Die Route diene aber nicht nur als Schulweg, sondern auch als Verbindungsstrecke zum Weltwald oder generell für Radelnde, die am Mitterfeld wohnen. "Mit dem Erweiterungsbau der Grundschule Vötting samt Hort und neuer Sporthalle werden noch mehr Menschen diese Strecke nutzen", heißt es zudem in einer Mitteilung der Initiative.

Schon vor Jahren an die Stadt gewandt

Schon vor drei Jahren habe sie sich an die Stadt gewandt, sagt Geiger, andere schon vor längerer Zeit. Alle seien bei der Verwaltung abgeblitzt: Einzelfälle, habe es im Ordnungsamt geheißen. Ihre Mitinitiatorin Veronika Herfellner habe im Juli dieses Jahres erneut die städtischen Behörden kontaktiert, erzählt Geiger. Seitdem hat sich der Mobilitätsmanager der Stadt, Dominik Fuchs, die Verkehrssituation angeschaut. In der Folge sind diese Woche die Warnschilder aufgestellt worden. Geiger könnte sich auch eine Behelfsampel vorstellen. "Für die, die es benötigen, man möchte ja auch die Autofahrer nicht unnötig ausbremsen", sagt sie.

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Eine Elterninitiatve setzt sich dafür ein, dass die Kinder auf dem Weg zur Vöttinger Grundschule sicher die Straße überqueren können.

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Tatsächlich hat die Stadt bereits erste kleinere Maßnahmen in Auftrag gegeben, die Anwohner aber denken, dass mehr passieren müsste.

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Das Bündnis Radentscheid freut sich über das Engagement.

Langfristig reiche das jedoch nicht. "Um den Verkehrsfluss für alle Verkehrsteilnehmer zu optimieren und die Straßenenge in der Griesfeldstraße zu überwinden, ist der Bau einer Fuß- und Radbrücke unumgänglich", heißt es in der Mitteilung der Initiative. Die 2018 eröffnete TUM-Jubiläumsbrücke, die das Herz des Campus mit dem Hans-Eisenmann-Zentrum verbindet, könne hier als Vorbild dienen. "Wir bestehen natürlich nicht darauf, so eine pompöse Brücke zu bauen", betont Geiger. Überhaupt eine zu bauen, sei indes "die einzig nachhaltige Lösung".

Die Stadt beobachtet die Situation "laufend"

Aufgrund der erfolgten Überprüfung seien weitere Maßnahmen "aktuell nicht in Vorbereitung", heißt es dazu bei der Stadt. Gleichwohl seien "grundsätzliche Überlegungen für eine Fuß-/Radwegbrücke bereits angestellt" worden. Die Gesamtsituation an der Griesfeldstraße werde "selbstverständlich laufend aufmerksam beobachtet". Die TU München in Weihenstephan bestätigt, dass man mit der Stadt Freising im Austausch stehe. "Wenn die Stadt plant, eine Brücke zu errichten, würden wir deren Anbindung auf das Campusgelände natürlich ermöglichen und unterstützen", sagt Pressesprecherin Katharina Baumeister.

Initiatorin und Anwohnerin Katrin Geiger. (Foto: Marco Einfeldt)

Um über weitere Schritte zu sprechen, lädt die Elterninitiative für Donnerstag, 18. November, zunächst zu einem Ortstermin. Neben Vertretern der Stadt nimmt daran eine Mitarbeiterin der Grundschule Vötting teil. Rektorin Elisabeth Gaßner begrüßt die Initiative: "Ich bin in jederlei Hinsicht an einem sicheren Schulweg interessiert. Das ist aber auch ein generelles Thema für einen nachhaltigen, fahrradfreundlichen Verkehr." Seit der Kreisverkehr Griesfeldstraße/Thalhauser Straße/Weihenstephaner Ring fertiggestellt sei und auch der Verkehr auf der Lise-Meitner-Straße wieder fließe, müssten Schulkinder dort einen Kleinbus nutzen. Während der Bauarbeiten konnten sie auf der Straße fahren - oder auf einem Fuß- und Radweg. Die dort zwecks Tempodrosselung angebrachten Straßensperrbügel führten jedoch laut Geiger dazu, dass man mit Fahrradanhängern nicht durchkam. Die Stadt hat die Bügel mittlerweile wieder entfernt.

Nicht vorausschauend geplant

Die Verkehrssituation rund um die Griesfeldstraße sei "ein beispielhafter Fall" dafür, dass es in Freising gefahrlose Fuß- und Radwegrouten brauche, sagt Radentscheid-Sprecher Jürgen Maguhn. Er ist überzeugt: Hätte die Stadt vorausschauend geplant, wäre die aktuelle Lage dort vermeidbar gewesen. Der Radentscheid Freising hat ebenfalls seine Teilnahme am Ortstermin angekündigt. Diese Woche hat das Bündnis Verhandlungen mit der Stadt aufgenommen, um möglichst viele seiner Forderungen für ein lückenloses Radwegenetz in Freising verbindlich festzuschreiben. Steht eine Einzel-Initiative dem womöglich im Weg? "Wir sehen da durchaus eine Unterstützung für uns", sagt Maguhn.

Auch Katrin Geiger sieht beim Thema Radwegausbau generellen Handlungsbedarf. "Das begegnet mir an vielen Stellen in Freising", sagt sie. Sei es, dass Radwege zu schmal oder Rettungsinseln auf Kreuzungen zu klein seien, dass Wege durch große Einfahrten oder Kreuzungen unterbrochen würden. "Da gilt es oft Einzellösungen zu finden" - aus denen sich wiederum ein lückenloses Wegenetz ergebe. Nötig sei auch ein "Paradigmenwechsel" auf Verwaltungsseite, sagt Geiger, die selbst für die Stadt arbeitet und die teilweise Behäbigkeit des Verwaltungsapparats kennt. Man wolle keine Konfrontation, betont sie, sondern eine "gemeinsame Lösung mit der Stadt". Wenn diese am Knotenpunkt Griesfeldstraße zustande kommt, könnte das ein wegweisendes Signal aussenden, glaubt Katrin Geiger. "Wir möchten, dass Fußgänger und Radfahrer genauso gehört werden wie alle anderen. Wenn das hier gelingt, ergeben sich ja vielleicht auch in anderen Stadtteilen Initiativen. Ich hoffe, dass das Schule macht."

© SZ vom 13.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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