Atomares Endlager im Kreis Freising:Die Hallertau macht mobil

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Bentonit wird im nördlichen Landkreis Freising abgebaut. Das Mineral könnte gute Voraussetzungen für ein atomares Endlager mitbringen. (Foto: LfU Bayern)

Au, Nandlstadt, Rudelz- und Hörgertshausen, Mauern und Gammelsdorf planen eine Zweckgemeinschaft. Landrat Petz sagt Unterstützung zu und nimmt am Wochenende an einer Fachkonferenz zur geologischen Voraussetzung teil.

Von Peter Becker, Freising

Die Bürgermeister im nördlichen Landkreis Freising machen gegen ein mögliches atomares Endlager in der Hallertau mobil. Dies geht aus einer Pressemittelung des Hörgertshausener Bürgermeisters Michael Hobmaier hervor. Landrat Helmut Petz (FW) hatte am Donnerstag den Kreisausschuss des Kreistags davon unterrichtet, dass die Gemeinden Au, Nandlstadt, Rudelzhausen, Hörgertshausen, Mauern und Gammelsdorf als Standorte für ein atomares Endlager in Frage kämen. Ob die geologischen Voraussetzungen dafür gegeben sind, das wird sich Ende der Woche herausstellen. Dann werden von Freitag bis Sonntag während der "Fachkonferenz Teilgebiete" erste Zwischenergebnisse präsentiert.

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Im Hörgertshausener Rathaus hatten sich zwei Tage nach der Kreisausschusssitzung betroffene Bürgermeisterinnen und Bürgermeister zusammengesetzt. Ziel sei es gewesen, teilt Hobmaier in dem Schreiben mit, eine Zweckgemeinschaft der nördlichen Gemeinden zu besprechen. Diese werde von den Rathauschefs in Au und Rudelzhausen unterstützt. Derzeit ist die Suche nach einem geeigneten Standort für das atomare Endlager vollkommen ergebnisoffen. Nach Besichtigung der Lagekarten und der geologischen Verhältnisse in der Hallertau müsse erst betrachtet werden, ob diese für eine Lagerstätte für hochradioaktiven Abfall in Frage komme, heißt es in dem Schreiben. Der Tenor unter den Bürgermeistern im Freisinger Norden ist derselbe wie unter den Kreisräten: "Man sollte früh genug seine Meinung zu diesen Vorhaben anmelden."

Landrat Petz hält die Fachkonferenz für eine Farce

Zu diesem Zweck werden Petz und Alexander Gallus, Leiter der Umweltabteilung im Landratsamt, an der Fachkonferenz teilnehmen. Hobmaier sagt, der Landrat habe die betroffenen Bürgermeister schon vorvergangene Woche über die Fachkonferenz informiert. In einer Fraktionssitzung sei dann der Wunsch an Petz herangetragen worden, das Landratsamt möge den Gemeinden in dieser Angelegenheit zur Seite stehen. Petz hatte von sich aus seine Unterstützung zugesagt. Obgleich der Landrat schon in der Kreisausschusssitzung klar gemacht hat, dass er die Fachkonferenz für eine Farce hält. Denn weder die Gemeinden noch das Landratsamt verfügen über einen geologischen Experten. Weitere Mitarbeiter des Landratsamts werden diese dreitägige Konferenz ebenfalls per Videoschalte mitverfolgen.

Hobmaier übt in diesem Zusammenhang Kritik an dem CSU-Bundestagsabgeordneten Erich Irlstorfer, der seiner Meinung nach schon früher von dieser Tagung gewusst haben müsste. Es seien aber keinerlei Informationen von dessen Seite geflossen. Hobmaier schränkt allerdings ein, dass dies auch an der Coronaerkrankung des Bundestagsabgeordneten gelegen haben könnte.

Der Bericht stammt von der Bundesgesellschaft für Endlagerung

Verantwortlich für den Zwischenbericht Teilgebiete ist die Bundesgesellschaft für Endlagerung. Diese hat die Aufgabe, einen geeigneten Standort für ein atomares Endlager zu suchen, nachdem Gorleben ausgeschieden ist. In dem Bericht am kommenden Wochenende, der zur vorgeschriebenen Öffentlichkeitsbeteiligung der Suche nach dem Endlager gehört, wird es ausschließlich um die geologischen Voraussetzungen gehen. Weitere Erörterungstermine wird es vom 15. bis 18. April sowie vom 10. bis 13. Juni geben.

Laut Hobmaier folgt der für die Hallertau interessante Teil der Fachtagung am Samstag. Dann wird erörtert, warum ausgerechnet die Hallertau als Standort für ein atomares Endlager in Frage kommt. Die interaktive Karte, welche die Bundesgesellschaft für Endlagerung ins Internet gestellt hat, weist dort "kristallines Wirtsgestein" aus. Dieses ist durchaus für ein atomares Endlager geeignet. Das Bentonit, das in der Hallertau abgebaut wird, scheint dabei eine wesentliche Rolle zu spielen.

An einem möglichen Standort wird Trinkwasser gewonnen

Mit ins Spiel kommt in dem Teil der Hallertau der Umstand, dass die Gemeinden im Wasserzweckverband Hörgertshausen aus der Umgebung eines möglichen Standorts des Endlagers ihr Trinkwasser beziehen. Diese geschehe aus 100 Metern Tiefe, sagt Hobmeier. Das Endlager liegt etwa bei 300 Metern. Der Hörgertshausener Bürgermeister kann sich nicht vorstellen, dass aus dem Boden oberhalb des Standorts Trinkwasser gewonnen werden könne.

Die Kreisräte bezweifelten in ihrer Sitzung, dass die Entscheidung über den Standort eines atomaren Endlagers aufgrund fundierter wissenschaftlicher Erkenntnisse geschehen werde. Vielmehr werde eine politische Entscheidung getroffen werden. "Parteipolitik", betont Hobmaier, "soll bei der Suche nach dem Standort aber nichts zu tun haben".

© SZ vom 02.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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