Mögliches Atommüll-Endlager:Freisinger Kreistag will sich wappnen

Endlager-Suche: 90 Gebiete als geologisch geeignet benannt

Atommüll könnte dereinst im Untergrund der Hallertau verschwinden. Der nördliche Landkreis Freising kommt als Standort für ein Endlager in Betracht.

(Foto: Björn Vogt/dpa)

Der nördliche Landkreis Freising kommt als Atommüll-Endlager in Betracht. Der Kreistag möchte frühzeitig mitreden.

Von Peter Becker, Freising

"Der Standort Gorleben ist tot für ein Endlager", hatte der damalige Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) im August 2009 verkündet. Gemeint war das niedersächsische Städtchen im Wendland, wo dereinst der gesamte Atommüll der Bundesrepublik in einem Salzstock verschwinden sollte. Hintergrund war, dass im Jahr 2015 Grundstücksverträge auslaufen sollten. Und zum anderen, dass die Regierung Kohl 1983 wohl wesentlichen Einfluss auf ein Gutachten genommen hat. Nun sucht die Bundesgesellschaft für Endlagerung nach einem neuen Standort. Und dafür kommt laut Landrat Helmut Petz (FW) auch der nördliche Landkreis Freising in Betracht.

Der Untergrund innerhalb der Grenzen der Marktgemeinden Au, Nandlstadt sowie Hörgertshausen, Rudelzhausen und Mauern bietet offenbar die geologischen Voraussetzungen, um dort ein solches Endlager für Brennstäbe aus Atomkraftwerken einzurichten. Näheres werden Petz und Alexander Gallus, Leiter des Referats Bauen und Umwelt am Landratsamt, in der kommenden Woche während einer Besprechung zum Sachverhalt erfahren. Dabei geht es zunächst ausschließlich um die geologischen Voraussetzungen, die für ein solches Endlager herrschen müssen.

Das Beteiligungsverfahren ist der erste Schritt auf dem Weg zum Endlager, über dessen Verwirklichung etliche Jahre vergehen werden

Der Landrat unterrichtete am Donnerstag den Kreisausschuss des Kreistags über den Stand der Dinge. Das Beteiligungsverfahren sei der erste Schritt auf dem Weg zum Endlager, über dessen Verwirklichung etliche Jahre vergehen werden. Er selber werde dies als Landrat nicht mehr miterleben. Wobei natürlich die Hallertau nur eine von vielen Möglichkeiten ist, ein solches zu etablieren. Petz unterrichtete den Kreisausschuss über ein Gespräch des Ministerpräsidenten Markus Söder zum Beteiligungsverfahren. Der Tenor laute, dass dies eine Farce sei, sagte Petz. Denn Regierungen, die über die nötige Sachkompetenz verfügten, dürften nicht mitwirken. Die Gemeinden und Landkreise aber sollten in der Diskussion "geologisch dagegenhalten". "Wir haben nicht einmal eine Fachkraft am Landratsamt", sagte Petz. Er wolle mit Gallus auf diesen Missstand hinweisen, versprach der Landrat, worin ihn die Kreisräte bestärkten. Sich nicht zu beteiligen, hält Petz für einen Fehler. "Wir müssen darauf achten, nichts zu versäumen." Jetzt passiere erst mal lang nichts, aber in vielleicht zehn Jahren gehe alles vielleicht mal ganz schnell.

"Es ist richtig, den Fuß in der Tür zu haben", bestätigte Manuel Mück (CSU). "Wir sollten uns wappnen", empfahl Rainer Schneider (FW) und erinnerte an Versäumnisse im Zusammenhang mit dem Flughafen im Moos. Er geht davon aus, dass es eine politische Entscheidung für einen Standort geben werde, aber keine wissenschaftlich fundierte. Schneider empfahl, etwa den Rat einer in Moosburg ansässigen Firma einzuholen, die über geologische Fachkompetenz verfüge. "Wir sollten von Anfang an dabei sein", betonte Toni Wollschläger (Grüne). "Denn wer sich nicht rührt, ist am Ende der Dumme." Karl Ecker (FW) sagte, Zeitverschwendung sei fehl am Platz. "So ein Thema auszusitzen, ist gefährlich." Er stellte klar: "Ich will keine Beteiligung, ich will mitbestimmen."

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