Bayerische Landesausstellung 2024:Vom Glanz und Niedergang einer Herrschersippe

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Das Deckengemälde im Freisinger Mariendom zeigt das Bärenwunder. (Foto: Matthias Schrader/dpa)

Als Korbinian vor 1300 Jahren nach Freising kam, herrschten die Agilolfinger und Bayern war auf dem Weg, ein mächtiges Königreich zu werden. Wie es dazu kam und warum dann doch nichts daraus wurde, erfährt man in der Ausstellung "Tassilo, Korbinian und der Bär - Bayern im frühen Mittelalter" im Freisinger Diözesanmuseum.

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Vor 1300 Jahren, als der Überlieferung nach der französische Wanderbischof Korbinian aus Arpajon erstmals Freisinger Boden betrat, da gab es München noch nicht. Im Bayern vor 1300 Jahren waren die alten Römerstraßen die Hauptverkehrsadern, außerdem der Inn und die Donau. Es herrschte das Geschlecht der Agilolfinger, der bayerische Herzog Tassilo III. war der letzte aus diesem Haus und er hatte große Pläne.

Bayern erstreckte sich damals bis nach Südtirol, Oberösterreich, Kärnten und Slowenien, war auf dem Weg, ein mächtiges Königreich zu werden. "Das war wirklich kurz davor", sagte Richard Loibl, Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte, als er am Donnerstag das Programm der Bayerischen Landesausstellung 2024 "Tassilo, Korbinian und der Bär - Bayern im Mittelalter" vorstellte. Aus Anlass des Freisinger Bistumsjubiläums "1300 Jahre Korbinian in Freising" ist die Ausstellung von Mai bis November im Freisinger Diözesanmuseum zu sehen.

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Aus den Plänen für ein großes bayerisches Königreich wurde nichts. Tassilo III., ein Vetter von Karl dem Großen, wurde eben diesem irgendwann einfach zu mächtig. Der Agilolfinger-Herzog wurde gestürzt, zum Tode verurteilt, später begnadigt und endgültig in ein Kloster verbannt. Spannender Stoff für einen Historienfilm, in diesem Fall auch spannend erzählt von Moderator Christoph Süß, der die Besucher in einer eigens produzierten Multivisions-Show durch die Ausstellung führt.

Vom Glanz und Niedergang der Herrschersippe

Das Schicksal von Tassilo III. ist eng mit dem des Heiligen Korbinian verbunden. Der christliche Missionsbischof und auch andere kamen auf Geheiß der bayerischen Herzöge. Und weil Freising nun ein ganzes Jahr lang an die Ankunft seines Bistumsgründers vor 1300 erinnert, erzählt das Haus der Bayerischen Geschichte mit der Landesausstellung in Freising von den Anfängen der Kirche in Bayern, vom Glanz und Niedergang der Herrschersippe der Agilolfinger und von dem Heiligen, der einen wilden Bären zähmte.

Christoph Kürzeder, Direktor des Freisinger Diözesanmuseums. (Foto: Marco Einfeldt)

Man mag es Zufall oder glückliche Fügung nennen, dass diese Ausstellung in Freising stattfindet. Vielleicht hat ja Korbinian ein bisschen nachgeholfen. Jedenfalls hatte Christoph Kürzeder, Leiter des Diözesanmuseums, im Mai 2020 mal vorsichtig bei Richard Loibl, dem Leiter des Hauses der Bayerischen Geschichte, angefragt, ob mit der Landesausstellung 2024 noch etwas gehe.

Es ging eigentlich nichts mehr. Doch dann zeichnete sich ab, dass das Thema "Räuber in Bayern", das für 2024 in Landsberg geplant war, verschoben werden muss, weil sich die Sanierung des dortigen Stadtmuseums stark verzögert. So bekam Freising überraschend doch eine Landesausstellung, nachdem die Stadt 2016 schon bei der Schau zu "500 Jahre Reinheitsgebot" den Kürzeren gezogen hatte. Dass in weniger als zwei Monaten Idee und Konzept entwickelt worden seien, grenze an ein Wunder, sagte Richard Loibl im September 2020 bei der offiziellen Vertragsunterzeichnung auf dem Domberg. Dies sei noch nie so schnell geglückt.

Wer von Korbinian erzählt, der darf den Bären nicht vergessen. Die Legende erzählt Folgendes: Der Heilige Korbinian befand sich in den Alpen auf dem Weg nach Rom, als er und seine Gefährten eine Pause am Rande eines Waldes einlegten. Als sie einschliefen, sprang ein Bär aus dem Wald hervor und riss das Lastpferd des Gottesmannes. Korbinian ließ den Bären am Leben und zähmte ihn. Zur Strafe musste der Bär das Gepäck des Heiligen bis nach Rom tragen, dort wurde er freigelassen und kam vermutlich zurück in die alpinen Wälder.

Einst Problembär, jetzt Ausstellungssstück: Bruno. (Foto: Haus der Bayerischen Geschichte)
Eine Darstellung des Bärenwunders. (Foto: Marco Einfeldt)

Bayerns berühmter Problem-Bär Bruno ist auch im Freisinger Diözesanmuseum zu sehen, als Leihgabe des Münchner Museums Mensch und Natur. Bruno wurde 2006 abgeschossen, sein Kadaver präpariert und er ist seit dem 26. März 2008 dort ausgestellt. Eine weitere Leihgabe für die Landesausstellung in Freising gilt als Sensation, der Tassilo-Kelch aus dem österreichischen Stift Kremsmünster. Er gilt dort als der bestgehütete Schatz und kommt das erste Mal nach 1000 Jahren nach Bayern zurück. Im Freisinger Diözesanmuseum wird diesem Messkelch ein eigener Raum gewidmet. Vom 7. Mai bis zum 16. Juni ist der Schatz dort zu sehen, dann möchte ihn das Stift Kremsmünster wieder zurückhaben.

Der Tassilo-Kelch war seit 1000 Jahren nicht mehr in Bayern. (Foto: Haus der bayerischen Geschichte)

Auch viele andere Schätze aus der Zeit, als Korbinian nach Freising kam, werden in der Ausstellung gezeigt: liturgische Gegenstände, Kleidungsstücke und Waffen, die Stirnplatte eines Helms mit Darstellung der Krönung des Langobardenkönigs Agilulf, entstanden wohl Anfang des 7. Jahrhunderts. Oder ein geheimnisvolles Schwert, das 1908 unter einem Boot im Grab des dänischen Königs Harald Klak Halfdansson gefunden wurde.

Das Schwert eines dänischen Königs aus dem Bootkammergrab in Haithabu. (Foto: Haus der bayerischen Geschichte)

Die Verzierungen auf dem Schwert weisen laut Experten von Stil und Machart her nach Bayern. Sie meinen, es könnte in den Hofwerkstätten Herzog Tassilos III. geschaffen worden sein. Wie kommt das Schwert Tassilos in das Grab eines dänischen Königs? Antworten auf Fragen wie diese will die Bayerische Landesausstellung geben.

Im Fürstengang des Doms hatte im September 2020 die Vertragsunterzeichnung für die Landesausstellung stattgefunden: (von links) Generalvikar der Erzdiözese München und Freising Christoph Klingan, Bernhard Haßlberger, Wissenschaftsminister Bernd Sibler und Landtagsabgeordneter Florian Herrmann. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Erzdiözese München und Freising ist Mitveranstalter der Landesausstellung. Ausgewählte Prunkräume des Dombezirks werden dem Publikum zugänglich gemacht. Höhepunkte sind der Fürstengang und die barocke Dombibliothek, die der Öffentlichkeit ansonsten verschlossen sind. Führungen finden von 20. Mai an, montags bis freitags 11.30 und 14.30 sowie an Samstagen, Sonn- und Feiertagen um 14.30 Uhr statt.

Bayerische Landesausstellung 2024 "Tassilo, Korbinian und der Bär - Bayern im frühen Mittelalter". 7. Mai bis 3. November 2024 im Diözesanmuseum Freising. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, zehn bis 18 Uhr.

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:Rückkehr nach 1000 Jahren

Mit dem Tassilo-Kelch wird im Freisinger Diözesanmuseum demnächst eines der wertvollsten Kunstwerke der bayerischen Geschichte gezeigt. Der Transport erfolgt unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen.

Von Birgit Goormann-Prugger

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