Es ist wahrlich eine Sensation, die die Besucher und Besucherinnen der Bayerischen Landesausstellung 2024 erwartet. Die Schau mit dem Titel "Tassilo, Korbinian und der Bär - Bayern im frühen Mittelalter" ist von 7. Mai bis 3. November 2024 im Diözesanmuseum auf dem Freisinger Domberg zu sehen. Sie erzählt die Geschichte Bayerns um 724, als Bistumsgründer Korbinian vor 1300 Jahren Freising erstmals betrat, mit vielen noch nie gezeigten Exponaten. Erstmals seit 1000 Jahren wird dann mit dem Tassilo-Kelch eines der wertvollsten Kunstwerke der bayerischen Geschichte auch in Bayern gezeigt. Er ist der größte Schatz im österreichischen Stift Kremsmünster, wo er streng bewacht wird.
Selbst eine überaus wertvolle Kopie dieses Messkelches wagte Richard Loibl, Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte nur mit weißen Handschuhen aus einem kleinen schwarzen Koffer zu holen, als er am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Regensburg das Jahresprogramm präsentierte. Nach Freising kommt in der Tat das Original. "Wir werden den Tassilo-Kelch unter der Einhaltung aller nur erdenklichen Sicherheitsvorkehrungen vermutlich im April nach Freising bringen", sagte Loibl. Wann genau dieser Transport stattfinden wird und auf welchem Weg, das soll nicht verraten werden.
Gestiftet wurde der Kelch laut Inschrift vom Bayernherzog Tassilo III. (geboren um 741; gestorben um 796). Er war der letzte bayerische Herzog aus dem Geschlecht der Agilolfinger und ein Vetter Karls des Großen. Bayern war damals kurz davor, ein mächtiges Königreich zu werden. Es erstreckte sich bis Südtirol, Oberösterreich, Kärnten und Slowenien. Vorgesehen war der Kelch wohl für den 774 neu geweihten Salzburger Dom, der Krönungs- und Grabeskirche der Agilolfinger hätte werden können. Seit 1964 wird er auch wieder als Messkelch verwendet - aber nur für hohen Besuch, unter anderem wenn der Papst in Österreich zu Gast ist. So haben Johannes Paul II. und Benedikt XVI. bei ihren Besuchen den Tassilo-Kelch verwendet.
Norditalienische Handwerker haben ihn wahrscheinlich in Salzburg geschaffen, von wo er nach dem Sturz Tassilos III. im Jahr 788 nach Kremsmünster gelangt sein dürfte. Bei der Landesausstellung im Freisinger Diözesanmuseum wird diesem überaus wertvollen Stück bayerischer Kulturgeschichte sogar ein eigener Raum gewidmet.
Freising feiert 2024 die Ankunft des Heiligen Korbinian vor 1300 Jahren nicht allein mit der Bayerischen Landesausstellung, sondern mit einer ganzen Reihe von Veranstaltungen, Aktionen und Angeboten über das ganze Jahr hinweg. Auch Wallfahrten in Freisings Partnergemeinde Arpajon, dem Geburtsort Korbinians, und nach Rom und Südtirol sind geplant. Die Stadt Freising arbeitet zusammen mit der Erzdiözese schon seit Monaten an einem Jubiläumsprogramm, das während der Palmdult (am 16./17. März) mit der Enthüllung der großen Zahl mit den Ziffern 1300 auf den Marienplatz beginnen und mit dem Korbiniansfest am 25. November 2024 enden soll. Ein Höhepunkt soll am 15. September ein historischer Jubiläumsumzug durch die Innenstadt sein.