Die Konstellation ist ein wenig irritierend. Denn so nah wie jetzt waren sie sich bisher wohl kaum einmal. Mercury, Leuwerik und Schneider werden aber nun im Kreativquartier in Neuhausen an der Dachauer Straße eigene Straßennamen bekommen, wie der Stadtrat an diesem Donnerstag beschlossen hat. Die Frage ist da nicht nur, ob das der jeweils beste Ort für so eine Straße ist, sondern auch, wo und wann die drei in München gewesen sind und was sie hier denn genau in der Zeit gemacht haben. Ihr Verhältnis und die Verbindung mit der Stadt München war ja durchaus sehr unterschiedlich.
Die Mercury-Straße müsste natürlich eigentlich im Glockenbachviertel verlaufen, so viel ist klar. Der 1991 gestorbene Queen-Sänger hatte dort zeitweilig eine Wohnung, als er hier komponierte, und er ist dort jahrelang in Clubs unterwegs gewesen. Andererseits sollte zwischendrin auch am Klohäuschen auf dem Holzplatz an ihn erinnert werden, da ist eine Straße in Neuhausen, auch wenn sie nur etwa 150 Meter lang ist, schon deutlich glamouröser. Mercury hat in München zwischen 1980 und 1986 vier Alben aufgenommen in den Musicland Studios, vor allem hat er in dieser Zeit aber gefeiert. Er ging in den Vorgängerclub der heutigen "Paradiso Tanzbar" oder ins "Frisco" an der Blumenstraße, lebte in einer Wohnung am Sebastianseck, die zuletzt erst öffentlichkeitswirksam veräußert wurde.
Isarvorstadt:Ein Klohäusl für Einstein, Mercury und Fassbinder
Ein Ort in der Isarvorstadt erinnert nun an drei prominente Wahlmünchner. Anfangs rümpften allerdings einige die Nase über die Pläne - denn die Gedenkstätte ist ein ehemaliges Pissoir.
Mercury wurde sogar ein bisschen heimisch und Patenonkel eines Münchner Toningenieurs. In erster Linie genoss er es aber, in dieser zu der Zeit noch nicht von Stars so überfluteten Stadt eher in Ruhe gelassen zu werden in seinem Kiez, ob in "Kay's Bistro" oder in der "Deutschen Eiche". Mercurys Leben in München war ein ganz anderes als zuvor in London, zwar weniger öffentlich, dafür umso rauschhafter. Da passt es vielleicht ganz gut, dass die neue Mercury-Straße einen kleinen Knick hat.
Als der Sänger gerade ein Jahr in München war, starb 1982 Romy Schneider. Die Schauspielerin hat von den dreien wohl den geringsten Bezug zu München. Sie war zwar auch immer mal hier, etwa im Drugstore am Wedekindplatz, ansonsten verbindet sie vor allem ihre ewige Sissi mit der Stadt. Die Kaiserin, die sie in Filmen spielte, wuchs am Starnberger See auf, Romy Schneider auch an einem See, in Schönau am Königssee. Und sie steht dem Sänger Mercury in Sachen Lebensdramatik in nichts nach. Während er seine Homosexualität im Laufe der Zeit immer offener auslebte und später an Aids erkrankte, war Schneider mit Beziehungen und Schicksalsschlägen geschlagen. Sie starb mit 43 Jahren in Paris, Freddie Mercury wurde nur zwei Jahre älter.
Ruth Leuwerik wurde 91 Jahre alt, sie starb im Jahr 2016 in München. Sie bekommt eine gerade Straße, parallel zu der von Freddie Mercury, verbunden durch den Romy-Schneider-Platz. Die Schauspielerin Ruth Leuwerik stammte aus Essen und zog im Alter von 29 Jahren nach München an den Nymphenburger Park. Das war 1953, im gleichen Jahr wurde sie deutschlandweit mit dem Film "Ein Herz spielt falsch" bekannt.
Eigentlich müsste Leuweriks Straße natürlich deutlich länger sein als die von Mercury, sie wurde ja mehr als doppelt so alt, andererseits hat die Leuwerik-Straße keinen Knick, und das passt wiederum gut zu ihr. Sie war drei Mal verheiratet, unter anderem mit Dietrich Fischer-Dieskau, aber im Vergleich zu den beiden Straßennamen-Kollegen lief ihr Leben vor allem in der zweiten Hälfte ruhig ab. Sie zog sich 1969 schon vom Film zurück, heiratete einen Münchner Augenarzt und nahm nur noch selten Rollen an. Allerdings konnte man sie weiterhin jedes Jahr im Fernsehen einschalten, immer wenn eine Wiederholung der "Trapp-Familie" ausgestrahlt wurde.
Wenn der Romy-Schneider-Patz demnächst die Ruth-Leuwerik-Straße mit der geknickten Freddie-Mercury-Straße verbindet, ist dieser Knick vielleicht auch verkehrstechnisch ganz gut, falls jemand auf der Straße plötzlich Queen-Songs wie "Don't stop me now" oder "Bicycle Race" im Kopf hat.