Treffen des Netzwerks Frauen100:Zwischen Glamour und Gesundheit

Lesezeit: 2 min

Moritz Werner, Ann-Katrin Schmitz und Monica Ivancan (von links) am Mittwochabend beim Treffen des Netzwerks Frauen100. (Foto: Isa Foltin/Getty Images for hell & karrer C)

Werben kann man auch für gute Dinge: Warum Influencerinnen mit einem Foto ihres Desserts eine Kampfansage gegen Krebs formulieren und was das mit den Humanen Papillomviren zu tun hat.

Von Ekaterina Kel

Als die schlechte Nachricht kommt, ist Ann-Katrin Schmitz 26 Jahre alt. Der Pap-Abstrich beim Frauenarzt ist auffällig, Verdacht auf Gebärmutterhalskrebs. Man sagt ihr das am Telefon, mitten in ihren Alltag hinein, während sie sich auf einen wichtigen Auftritt vorbereitet. Die Ursache für das auffällige Gewebe an ihrem Gebärmutterhals: HPV, Humane Papillomviren. Es folgen drei Monate Bangen, bis das auffällige Gewebe endlich entfernt werden kann.

Am Mittwochabend sitzt Ann-Katrin Schmitz, 32, auf einem Podium in der Eventlocation des Kaufhauses Kustermann am Viktualienmarkt, vor ihr drei lange Tafeln mit lauter erfolgreichen, fein zurechtgemachten Frauen. Sie erzählt ihre Geschichte und sagt: "Heute gehe ich alle drei Monate zur Krebsvorsorge."

Schmitz berät Influencerinnen im Social-Media-Marketing und betreibt dafür unter "Baby got Business" eine eigene Plattform mit passendem Podcast. Sie ist natürlich auch selbst Influencerin und bei Instagram unter dem Namen "Himbeersahnetorte" bekannt. Das gesamte Outfit, das sie auf dem Podium trägt, hat sie vorher in der virtuellen Welt präzise, mit den jeweiligen Marken versehen, in ihrem Account präsentiert. Als wandelndes Werbeschild ist sie nun auch an diesem Abend aktiv - nur für eine an sich gar nicht glamouröse Sache: für die Impfung gegen die HP-Viren.

Das Netzwerk Frauen 100 hat gemeinsam mit der Initiative "Entschieden gegen Krebs", die vom Pharmaunternehmen MSD gestartet wurde, an diesem Abend eingeladen: Ärztinnen, Models, Bloggerinnen, Gründerinnen, Politikerinnen, Journalistinnen und viele mehr. Unter stuckverzierten Decken gibt es ein wirklich hübsches (instagramtaugliches!) Drei-Gänge-Menü von Dallmayr. Und weil es um Gesundheit geht, gibt es zur Begrüßung nicht nur das obligatorische Sektgläschen, sondern noch knallbunte Gemüsedrinks. Was darf's sein, Karotte-Apfel-Ingwer oder Rote Bete mit Rosmarin?

Journalistin und Moderatorin Aylin Kazi. (Foto: Isa Foltin; Isa Foltin/Getty Images/Getty Images for hell & karrer C)

Gekommen ist man aber nicht zum Trinken, sondern zum Netzwerken. Ein Glück, dass man von zwei Frauenärztinnen, Marianne Röbl-Mathieu vom Berufsverband und Maria Delius vom LMU-Klinikum, erklärt bekommt, was es mit den HP-Viren eigentlich auf sich hat. Bestimmte Krebsarten, wie etwa Gebärmutterhalskrebs, aber auch Krebs im Mund oder Rachen, können durch HPV ausgelöst werden. Und HPV wird vor allem durch engen Hautkontakt übertragen. Aber es gibt auch eine gute Nachricht: Eine Impfung minimiert das Risiko für diese Krebsarten erheblich. Man sollte sie im Idealfall vor dem ersten sexuellen Kontakt machen, die Stiko empfiehlt die erste Spritze für Mädchen und Jungen zwischen 8 und 14 Jahren.

Weil offensichtlich alle Frauen an diesem Abend gleichzeitig das Bedürfnis haben, sich über HPV (oder auch ganz andere Dinge) auszutauschen, ist die Lautstärke im Speisesaal entsprechend anstrengend. Nicht aber, als Schmitz auf dem Panel von ihrer Diagnose erzählt. Absolute Stille. "Das war der Punkt, wo ich gemerkt hab', dass das Leben endlich ist", sagt die junge Frau ins Mikrofon. "Ich warte auf nichts mehr. Time is now."

Da kann ihr Moritz Werner, der einzige Mann weit und breit, nur beipflichten, auch er empfiehlt seinen Zuhörerinnen "das Leben zu nehmen, solange es da ist." Werner ist der Gründer der "Nicola Werner Challenge", einer Stiftung zu Ehren seiner verstorbenen Frau, die vor acht Jahren an Gebärmutterhalskrebs, ausgelöst durch HPV, verstorben ist. Nun also arbeitet er daran, ihren letzten Wunsch zu erfüllen: Dass keine Frau auf der Welt ihr Schicksal erleiden muss.

Es ist eine seltsame Partnerschaft, die Glamour und Gesundheit an diesem Abend eingegangen sind. Aber irgendwann zwischen glänzenden Gläsern und breiten Lächeln wird klar, dass Krebs eben nicht immer ein Schicksalsschlag sein muss. In einigen Fällen hat man es selbst in der Hand. Die wichtigsten Botschaften des Abends: Man kann sich und andere vor einer Infektion schützen, mit einer Impfung. Und die Schuhe von Ann-Katrin Schmidt sehen verdammt stylisch aus.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusKrebsvorsorge
:Jungen impfen, Frauen retten

Würden Jugendliche breit immunisiert, könnten die gefährlichsten HP-Viren besiegt werden, die Gebärmutterhalskrebs auslösen. Doch Deutschland ist davon weit entfernt - anders als andere Länder.

Von Vera Schroeder

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: