Filmnachwuchs:Sofasurfer, vereinigt euch

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"Refeel", ein Film über eine Droge, mit der man noch einmal in Erinnerungen eintauchen kann. (Foto: Filmschoolfest Munich)

Das Filmschoolfest feiert seinen 40. Geburtstag mit Präsenzveranstaltungen nach. Ist das in Zeiten der Digitalisierung noch zeitgemäß?

Von Josef Grübl, München

Mit ihrem Alter gehen manche Menschen ja recht kreativ um. Da kann es schon vorkommen, dass sie ihren 29., 49. oder 69. Geburtstag jedes Jahr aufs Neue feiern. Auch das Münchner Filmschoolfest, älteren Zeitgenossen noch als Internationales Festival der Filmhochschulen bekannt, hat zuletzt ein wenig geschummelt: Die 40. Ausgabe im November 2020 wurde als "Filmschoolfest Munich 39 ½" angekündigt, Angst vorm Altern hatten die Festivalmacher aber keine. Im Gegenteil: Da die Veranstaltung pandemiebedingt nur online stattfinden konnte, wurde der runde Geburtstag einfach um ein Jahr verschoben.

Die Pandemie ist zwar immer noch nicht vorbei, Präsenzveranstaltungen sind aber trotzdem möglich. Und so werden ab Sonntag, 14. November, im Audimax-Kino der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) 46 Kurzfilme von Filmstudierenden aus 26 Ländern gezeigt. Auf dem Spielplan stehen Spiel-, Dokumentar- oder Animationsfilme, es geht um Themen wie Erwachsenwerden, Klima, Geschlechterfragen, Politik oder die Pandemie.

Das Festival wurde 1981 vom damaligen HFF-Professor Wolfgang Längsfeld gegründet, im Laufe der Jahre präsentierten hier spätere Regiestars wie Thomas Vinterberg, Maren Ade, Lars von Trier, Caroline Link oder Nick Park ihre ersten filmischen Arbeiten. Aber ist so eine Veranstaltung in Zeiten der Digitalisierung und des rasanten Medienwandels überhaupt noch zeitgemäß?

"A dance for the end of the world" führt nach Madrid im April 2020. (Foto: Filmschoolfest Munich)

Die Studierenden von heute haben andere Vorstellungen vom Filmemacherberuf als die Generationen vor ihnen, sie sind auch ganz anders vernetzt. "Festivals sind schön, aber ziemlich zeitaufwändig", gesteht Camille Tricaud, "ich habe dort auch nie viele Leute kennengelernt." Die Französin studiert an der HFF, sie informiere sich gerne online und kontaktiere andere Nachwuchsfilmer direkt, sagt sie. Aber das sei natürlich eine Charakterfrage, da verhalte sich jeder Mensch anders. Positive Erinnerungen an das Filmhochschulfest hat sie trotzdem: Gemeinsam mit ihrer Kommilitonin Franziska Unger drehte sie den satirischen Kurzfilm "Apocalypse, Baby", dieser erhielt 2019 eine Festivaleinladung - und gewann den mit 5000 Euro dotierten Climate Clip Award. Das Geld sei aber sofort ins nächste Projekt geflossen, erzählt sie lachend.

Gerade im letzten Jahr hat allen der Austausch gefehlt

Ein Gewinner ist auch Simon Denda, der im Oktober für seinen Kurzfilm "Adisa" mit dem Studenten-Oscar ausgezeichnet wurde. Zum Filmschoolfest hat der HFF-Absolvent eine besondere Beziehung: 2015 durfte er den Festivaltrailer drehen, dieser lief nicht nur im Kino, sondern auch auf den Videowänden der Münchner U-Bahn. "Während des Festivals gibt es ein schönes Gefühl der Zugehörigkeit", erinnert er sich, "da geht es auch gar nicht so sehr um Branchenkontakte, sondern mehr um den Austausch untereinander." Außerdem sollten alle Studierenden einmal erleben, wie ihre Filme auf großer Leinwand vor Live-Publikum ankommen, findet Denda.

Dem stimmt auch Anna Roller zu, die an der HFF Spielfilmregie studiert. Sie erinnert sich an das Festival von 2017 zurück, als ihr Kurzfilm "Pan" im Wettbewerbsprogramm lief. "Ich fand vor allem die Moderatoren toll", sagt sie. "Sie haben es geschafft, ein gutes Gespräch zu starten - obwohl es Leute im Publikum gab, die den Film nicht mochten." Vor Kurzem hat sie in Italien ihren Abschlussfilm gedreht, da habe sie viele ihrer italienischen Festival-Kontakte angeschrieben, die ihr dann auch Tipps gegeben und geholfen hätten, erzählt sie.

Katzen verändern das Leben, wer wollte das bestreiten? "MMM ... Cat" ist der Beweis. (Foto: Filmschoolfest Munich.)

Sieht also ganz danach aus, als hätten Veranstaltungen wie das Filmhochschulfest auch im Jahr 2021 ihre Daseinsberechtigung, selbst wenn Studierende heute noch ganz andere Möglichkeiten haben. Und was ist mit den Online-Festivals? Die kenne sie natürlich auch, sagt Anna Roller: "Aber gerade im letzten Jahr hat man doch gemerkt, wie sehr uns allen der Austausch gefehlt hat."

40. Filmschoolfest Munich, So., 14., bis Sa., 20. Nov., Hochschule für Fernsehen und Film München (HFF), www.filmschoolfest-munich.de

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