Ebersberg/Erding:Die Plakiatsaffäre

Lesezeit: 2 min

Links das SPD-Plakat von Magdalena und Vater Bernhard Wagner bei der Kommunalwahl der Gemeinde Egmating 2020. Rechts das aktuelle Wahlplakat des Frauenneuhartinger CSU-Bundestagskandidaten Andreas Lenz. (Foto: Collage: SZ)

Auf dem Wahlposter von Andreas Lenz (CSU) steht ein Slogan, der kürzlich schon mal verwendet wurde - ausgerechnet von seiner Gegenkandidatin aus der SPD.

Interview von Korbinian Eisenberger, Ebersberg/Erding

"Echt. Ehrlich. Engagiert" - Diesen Wahlspruch hatte die SPD-Bundestags-Kandidatin Magdalena Wagner auf ihrem Plakat stehen, als sie sich 2020 für den Egmatinger Gemeinderat bewarb. Jetzt hat ihr CSU-Mitbewerber Andreas Lenz den Spruch fast eins zu eins auf seinem Plakat zum Bundestagswahlkampf stehen: "Echt, ehrlich, engagiert" Ein Versehen? Oder Konzept? Ein nicht restlos ernst gemeintes Gespräch über eine Ebersberg-Erdinger Plakiatsaffäre.

SZ: Herr Lenz, ist Ihr Plakat ein Plagiat?

Andreas Lenz: Es klingt kurios, aber der Slogan hatte einen langen Vorlauf. Hätten wir von dem SPD-Plakat im Kommunalwahlkampf gewusst, wäre die Wahl wahrscheinlich auf einen anderen Slogan gefallen. Hinter dem ganzen steckt tatsächlich ein Zufall.

Wie kam die Entscheidung für den Slogan zustande?

Im Wahlkampfteam haben wir vier passende Sprüche ausgewählt, mit denen wir ins Rennen gegangen sind. Über Social Media haben wir die Reihenfolge der vier Sprüche abstimmen lassen. "Echt, ehrlich, engagiert" wurde als Start-Slogan gewählt.

Wie lauten die anderen drei?

"Entschlossen für Erding und Ebersberg.", "Echt für Erding und Ebersberg." und "Für Erding und Ebersberg." Wäre ich gehässig, könnte ich meiner SPD-Mitbewerberin ein Plagiat vorwerfen, weil sie ja auch "Für Erding und Ebersberg" schreibt (lacht).

Wir stecken offenbar mitten in einer "Plakiatsaffäre".

Ich glaube, es gibt da keine markenrechtlich geschützten Urheberrechte. Es gibt ja auch die Marke "Echt Erding" - da hat sich jetzt auch noch niemand wegen Wortverwandtschaften beschwert.

Sie könnten wie Magdalena Wagner durch die zwei Landkreise radeln und als Wahlspruch "Lenz Armstrong" nehmen.

Naja, der hat Verfehlungen gemacht, mit denen ich nicht unbedingt in Verbindung gebracht werden will. Außerdem bin ich schon sehr viel im Wahlkreis unterwegs.

Stellen wir uns vor, jemand gewinnt - wie Lance Armstrong bei der Tour de France - sieben Mal in Serie die Kanzler-Wahl, und wird erst dann als Betrüger enttarnt. Wär das nicht eine Überlegung wert?

Da nehm ich das "Ehrlich" auf meinem Plakat tatsächlich für mich in Anspruch.

Lenz und Lena - vielleicht sind all die Wort-Parallelen beider Kandidaten Fingerzeig für politisch übereinstimmende Ideen?

Ich spreche die drei Prädikate des Slogans niemandem ab, das sind ja Grundvoraussetzungen für gute Politik. Ich glaube aber, für was wir beide echt, ehrlich und engagiert stehen, da gibt es klare Unterschiede.

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Ist es dann nicht im Prinzip völlig egal, was auf dem Plakat steht?

Das Plakat muss schon Aufmerksamkeit erzeugen, man hat ja im Schnitt nur 1,9 Sekunden vom Betrachter. Tiefe inhaltlichen Botschaften werden beim Kandidatenplakat nicht gesetzt. Die folgen dann im weiteren Verlauf des Wahlkampfs.

Was macht ein gutes Wahlplakat aus?

Das sieht jeder anders, ich finde es wichtig, dass man die Person gut erkennt.

Also sind Gesicht und Name wichtiger als die Botschaft und die Partei?

Alles ist wichtig, aber am wichtigsten aus meiner Sicht Gesicht und Name.

Dann hätten Sie auch den bewährten Spruch "Viel getan - viel zu tun" nehmen können, mit denen ihre Ebersberger Parteikollegen Walter Brilmayer 2012 und Robert Niedergesäß 2020 erfolgreich waren. Würde der Slogan zu Ihnen passen?

Im Prinzip ja. Gewisse Sätze gelten, man muss sie mit dem Kontext füllen. Heute ist der Kontext anders als vor zehn Jahren. Wichtig ist, dass man tatsächlich von sich sagen kann, dass man "viel getan" hat.

Wie viel getan hat sich auf den Wahlplakaten Ihrer bisherigen Bundestagswahlkämpfe?

Bei der ersten Kandidatur 2013 lautete mein Plakatspruch "Neu für Erding und Ebersberg". 2017 kam "Für Sie wieder nach Berlin" und "Klar für unsere Heimat". Auf dem Flyer, der demnächst rauskommt, steht "Entschlossen für Erding und Ebersberg". Diesmal (lacht) - natürlich markenrechtlich geschützt.

Der Doktortitel des Dr. Andreas Lenz ist demnach nicht in Gefahr?

Das weiß ich nicht (lacht). Aber nicht wegen dem Plakat, hoffe ich!

© SZ vom 11.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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