Entwicklung des Großraums:Was passieren muss, damit München nicht an seinem Erfolg zugrunde geht

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Reiter und Göbel im Interview. (Foto: Florian Peljak)

Teure Mieten, zu viel Verkehr: Die Probleme in der Stadt und im Landkreis sind ähnlich. OB Reiter und Landrat Göbel überlegen, wie sie ihnen begegnen können.

Von Stefan Galler, Thomas Kronewiter und Martin Mühlfenzl

München ist Deutschlands Stau-Hauptstadt. Nirgendwo stehen Autofahrer so lange in Blechlawinen wie in und vor der Stadt. München und sein Umland gehören auch zu den teuersten Regionen: Mieten und Immobilienpreise klettern seit Jahren von Rekord zu Rekord. Dennoch werden bis 2035 weitere 400 000 Zuzügler erwartet. Um zu verhindern, dass der Großraum an seinem Erfolg zugrunde geht, wollen Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) und Christoph Göbel (CSU), der Landrat des Landkreises München, bei Themen wie Verkehr, Wohnungsbau und Bildung stärker an einem Strang ziehen.

In einem gemeinsamen Interview mit der Süddeutschen Zeitung haben nun beide Politiker ihre Vorstellungen für die Zukunft von Stadt und Umland skizziert - 40 Jahre nach der Gebietsreform, bei der die Landkreise und Gemeinden neu zugeschnitten wurden. Dabei betonten beide, wie "hervorragend" ihre Zusammenarbeit funktioniere.

Trotz ihrer unterschiedlichen politischen Herkunft wurden auch viele Übereinstimmungen deutlich: So sind Reiter und Göbel gleichermaßen der Meinung, dass neue Häuser höher werden müssten - innerhalb und außerhalb der Stadt. "Wenn ich Grünflächen nicht zerstören will, muss ich höher bauen", sagte etwa der Münchner OB. Man könne sich auch mal bis zu zwölf Stockwerke erlauben. Dem pflichtet der Landrat bei, allerdings müsse das "städtebaulich ordentlich eingebunden und vertretbar" geschehen.

Zur Bekämpfung der Wohnungsnot stimmen Göbel und Reiter auch darin überein, dass Stadt, Landkreis und Gemeinden Wohnungen selbst bauen und bewirtschaften müssten - um ein "sozialpolitisches Korrektiv" zu schaffen. Dabei müssten Bund und Freistaat allerdings noch mehr in die Pflicht genommen werden, forderte Göbel.

Auch die Bewältigung der Verkehrsströme ist ein Thema im Gespräch zwischen Reiter und Göbel. Hier setzen der SPD-Oberbürgermeister und der CSU-Landrat auch auf innovative Konzepte wie Seilbahnen - schon aus Kostengründen. Aber auch Radschnellwege und Express-Buslinien zwischen Stadt und Landkreis zählen für die beiden Kommunalpolitiker zu den Alternativen.

Aus Sicht beider Politiker ist es dringend notwendig, dass die Landeshauptstadt und die angrenzenden Landkreise in Zukunft noch enger zusammenarbeiten, um die aktuellen Probleme zu meistern. "Wenn München seine Erfolgsgeschichte fortschreiben will, dann wird es die Zusammenarbeit in der ganzen Region brauchen", ist Göbel überzeugt. Durch das Erreichen der Belastungsgrenzen gebe es erstmals "in der ganzen Region ein gleichlautendes Interesse". Reiter will die Entwicklung aber auch nicht schlecht reden, Wachstum sei "nicht nur böse".

Wenn die Probleme auch gleich sind und die Lösung ihrer Ansicht nach nur gemeinsam gelingen kann, so sind sich Reiter und Göbel doch darin einig, dass Stadt und Landkreis eigenständig bleiben müssten. Eingemeindungen des Umlands nach München, wie es sie zuletzt in den Vierzigerjahren gab, seien heute nicht mehr nötig.

© SZ vom 15.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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