Bauprojekt in Zorneding:Wimmerwiese nur für Wohlhabende?

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Während die frei am Markt angebotenen Immobilien auf der Zornedinger Wimmerwiese schon längst fertig sind (hinten im Bild), herrscht auf der Baustelle für die 50 preisgebundenen Wohnungen gähnende Leere. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Mehr als 200 neue Wohnungen sollten im Zuge des Bauprojekts südlich der Georg-Münch-Straße in Pöring entstehen, 50 davon wollte die Gemeinde vergünstigt an Einheimische und Geringverdiener vermieten. Doch ausgerechnet bei diesen Apartments geht bislang nichts voran.

Von Andreas Junkmann, Zorneding

"Das ist ein Meilenstein-Projekt für die Gemeinde und den gesamten Landkreis", sagte Zornedings Bürgermeister Piet Mayr (CSU), als er im Oktober 2021 zum symbolischen Spaten griff, um den nächsten Bauabschnitt auf der Pöringer Wimmerwiese feierlich zu eröffnen. Jetzt, zwei Jahre später, stellt sich jedoch die durchaus ernüchternde Erkenntnis ein, dass das Projekt stattdessen meilenweit von seiner endgültigen Realisierung entfernt ist. Zwar sind viele der insgesamt rund 200 Wohnungen auf dem Areal südlich der Georg-Münch-Straße bereits gebaut und auch verkauft, von jenen 50 Apartments, die die Gemeinde eigentlich kostengünstig an Einheimische und Geringverdiener vermieten wollte, fehlt bislang allerdings jede Spur. Was also ist da los auf der Wimmerwiese?

Zumindest seit vergangenem Jahr nicht mehr allzu viel. Damals hatte der Bauträger, die Vaterstettener Arcadia Grund GmbH, zum ersten Mal gegenüber der Gemeinde Zweifel geäußert, dass die 50 preisgebundenen Wohnungen tatsächlich realisiert werden können. Seither ruhen die Arbeiten. Im Zornedinger Rathaus ist man darüber nicht sonderlich glücklich, schließlich hatte man mit dem Projekt große Hoffnungen auf eine spürbare Entlastung des angespannten Immobilienmarktes verbunden - oder wie Bürgermeister Mayr es damals formulierte: "Mit den 50 Wohnungen auf der Wimmerwiese können wir ein bisschen Dampf rauslassen."

Beim Spatenstich für den nächsten Bauabschnitt auf der Wimmerwiese im Oktober 2021 war die Stimmung noch bestens. Das hat sich inzwischen geändert. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Diese Hoffnung hat sich bislang nicht erfüllt, denn während viele der teureren Wohnungen auf dem Areal bereits den Besitzer gewechselt haben, sind für die günstigeren Apartments noch nicht mal die Bagger angerückt - und so schnell dürfte sich das auch nicht ändern. Der Bauträger jedenfalls teilt auf Nachfrage der SZ folgendes mit: Die Baukosten für die 50 preisgebundenen Wohnungen auf der Wimmerwiese seien seit Vertragsschluss im Jahr 2019 durch die Sondersituation Corona und Ukraine von etwa elf Millionen Euro auf rund 18 Millionen Euro gestiegen, "was den Bau derzeit - selbst bei kostenloser Zurverfügungstellung der Grundstücke - unmöglich macht".

Neben der allgemeinen Kostensteigerung im Bausektor verweist die Arcadia Grund GmbH aber auch auf mittlerweile gestrichene staatliche Unterstützung. Konkret geht es um die KfW-Förderung für energieeffiziente Neubauten, die im Januar 2022 ausgelaufen ist. Für das Zornedinger Projekt geht dem Bauträger dadurch ein Zuschuss von 26 000 Euro pro Wohnung, insgesamt also 1,3 Millionen Euro, durch die Lappen. Erschwerend hinzu komme der Anstieg der regulären Bauzinsen, so die Arcadia GmbH, die sich von ursprünglich einem Prozent auf zwischenzeitlich vier Prozent erhöht hätten. Unter den gegebenen Umständen sehe man sich jedenfalls nicht in der Lage, das Projekt wie geplant umzusetzen.

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Im Zornedinger Rathaus will man aber keinesfalls auf die preisgebundenen Wohnungen verzichten, zumal der Gemeinderat in mehreren Sitzungen bereits einen detaillierten Kriterienkatalog erarbeitet hat, wer bei diesen Immobilien den Zuschlag bekommen soll. Demnach sollen in erster Linie Personen mit niedrigerem Einkommen bevorzugt werden. Aber auch wer bereits in der Gemeinde wohnt, dort arbeitet oder ein Ehrenamt ausübt hat bei der Auswahl bessere Chancen. Um diesen Menschen trotz der hohen Mieten im Münchner Umland ein Leben in ihrer Heimat zu ermöglichen, will Bürgermeister Mayr für die 50 Wohnungen auf der Wimmerwiese kämpfen. "Natürlich werden die gebaut", sagt der Rathauschef auf SZ-Nachfrage. Ihm sei die Situation des Bauträgers durchaus bewusst, allerdings sei das Vorhaben ja über den städtebaulichen Vertrag geregelt - und daran gebe es nichts zu rütteln. "Wir als Gemeinde sind weiterhin sehr daran interessiert, die Wohnungen zu realisieren", so Mayr.

Der Bürgermeister ist darum bemüht, die Wogen zu glätten

Einen Weg, wie das trotz der schwierigen Finanzsituation möglich sein könnte, hatte die Arcadia GmbH dem Zornedinger Gemeinderat eigentlich bereits im September 2022 aufgezeigt. Dieser sei jedoch "ohne nachvollziehbare Begründung" abgelehnt worden, wie das Unternehmen mitteilt. Der Bauträger hatte vorgeschlagen, das Programm des Freistaats Bayern zur einkommensorientierten Förderung (EOF) anzuwenden. Dazu hätte allerdings der städtebauliche Vertrag mit der Gemeinde geändert werden müssen, was die Gemeinderäte verweigerten. Über das EOF-Programm hätten Mieter zusätzlich einen Zuschuss vom Freistaat beantragen können, außerdem hätte sich die Bindungsdauer der Wohnungen von 30 auf 40 Jahre erhöht. Im Gegenzug hätte die Gemeinde jedoch weniger Mitspracherecht darüber gehabt, wer in die Wohnungen einziehen darf.

Für die Arcadia GmbH ruft die damalige Entscheidung des Gemeinderates, sich gegen das EOF-Programm auszusprechen, bis heute Unverständnis hervor. "Unseren Erfahrungen nach wären derzeit alle Gemeinden froh, wenn geförderte Wohnungen für einkommensschwache Haushalte errichtet würden - nur eben die Gemeinde Zorneding nicht", schreibt das Unternehmen. Bürgermeister Piet Mayr ist derweil bemüht, die Wogen zu glätten. Die Gemeinde stehe mit dem Bauträger im Gespräch, um eine gemeinsame Lösung zu finden, so der Rathauschef. Der Zeitplan verschiebe sich dadurch natürlich, aber bezahlbaren Wohnraum werde auf der Wimmerwiese definitiv geben. "Die Leute sollen sich das schließlich auch leisten können."

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