Bildung im Landkreis Ebersberg:Linke Tasche, rechte Tasche

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Die Zuschüsse für die Musikschule Vaterstetten sollen steigen - auf Kosten der VHS. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Nach den Erfahrungen der Corona-Jahre soll die Musikschule Vaterstetten mehr Geld bekommen - zulasten der VHS.

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Knapp drei Jahre ist es her, da gab es für die Musikschule Vaterstetten etwas, das man sonst eher aus dem Bereich "notleidende Banken" kennt: einen finanziellen Rettungsschirm. Aufgespannt von den beteiligten Gemeinden, neben Vaterstetten sind das Grasbrunn, Poing und Zorneding, und insgesamt 150 000 Euro groß. Nötig war dieser, weil die Bildungseinrichtung durch Corona in arge Schieflage geraten war, der Vorsitzende der Trägervereine für VHS und Musikschule, Peer Frieß, sprach damals sogar vom drohenden Ende der Institution. Dieses wurde zwar abgewendet, die finanzielle Achterbahnfahrt indes beschäftigt die Gemeinden bis heute.

Welche Lehren man aus der Beinahe-Pleite der Musikschule gezogen hatte, fasste nun Vaterstettens Kämmerer Markus Porombka im Gemeinderat zusammen: "Das Problem ist das Zuschuss-System für Musikschulen." Denn um vom Freistaat die maximal mögliche Förderung zu erhalten, müssten die an der Musikschule beteiligten Gemeinden ihrerseits die Zuschüsse erhöhen und mindestens 35 Prozent der Personalkosten übernehmen. Aktuell zahlen die vier Gemeinden ihrer Musikschule nur 30 Prozent.

Die Musikschule bekommt ab 2024 mehr Geld, die Einsparung bei der VHS gilt voll erst 2026

Dass man der Bildungseinrichtung mehr Geld zukommen lassen will, sei unter den vier Gemeinden auch unstrittig gewesen, so Porombka. Allerdings unter der Voraussetzung, dass man insgesamt für die beiden Bildungs-Trägervereine nicht mehr Geld ausgibt. Darum sollen die Beiträge für die VHS auf rund 80 Prozent des aktuellen Niveaus abgesenkt werden. Allerdings in mehreren Schritten, erst im Budget von 2026 wäre die Einsparung voll wirksam. Die Anhebung des Budgets für die Musikschule soll dagegen bereits ab 2024 in vollem Umfang erfolgen.

Dazu muss man wissen, dass die Musikschule und die VHS bis 2017 in einem gemeinsamen Verein organisiert waren. Nach Unstimmigkeiten über die Mitsprachemöglichkeiten der Gemeinden, welche den Verein zu einem Großteil finanzierten, wurde die Struktur dementsprechend geändert, dass es seit sechs Jahren jeweils einen Verein für die VHS und einen für die Musikschule gibt. Im Gegensatz zum alten Konstrukt, können aber nur Gemeinden Mitglied der Trägervereine sein. Allerdings sind es im VHS-Verein zwei mehr, neben den Musikschul-Gemeinden gibt es da noch Anzing und Pliening.

Im regionalen Vergleich ist die Musikschule unterdurchschnittlich bezuschusst

Aktuell zahlen die sechs VHS-Gemeinden einen gemeinsamen Jahresbeitrag von 658 810 Euro, die vier Musikschulgemeinden 494 354 Euro. Nach einer Untersuchung der Gemeinde Haar zur Finanzsituation von Volkshoch- und Musikschulen in der Region aus dem Jahr 2019 ist ersterer Zuschuss über dem regionalen Durchschnitt, letzterer liegt ein Stück darunter. Größter Zahler ist Vaterstetten mit 301 758 Euro für die VHS und 303 808 Euro für die Musikschule. Mit einigem Abstand folgt Poing mit 166 476 beziehungsweise 84 278 Euro.

Im kommenden Jahr soll der gesamte kommunale Zuschuss für die VHS auf 622 210 Euro sinken, für die Musikschule auf 576 803 Euro steigen. Der Vaterstettener Anteil an ersterem würde sich auf 279 131 Euro verringern, da letzterer aber auf 354 468 Euro steigt, entsteht 2024 ein Fehlbetrag von 50 660 Euro. Außerdem einigten sich die Gemeinden, dass es für den VHS-Beitrag künftig einen Sockelbetrag von einem Euro Pro Einwohner geben soll.

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