Kulturvorschau:Trotz Pandemie: Theater- und Konzertgäste im Kreis Ebersberg willkommen

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Sollten Kulturinteressierte auf dem Schirm haben: Das Theater Wasserburg zeigt die Komödie "Johan vom Po entdeckt Amerika". (Foto: Christian Flamm/oh)

Für Veranstaltungen gibt es Auflagen. Einblicke in ein vielfältiges Programm auf den lokalen Bühnen -bis hinüber nach Wasserburg.

Von Anja Blum, Ebersberg

Ja, die Inzidenzen sind hoch wie nie und die Regeln immer noch sehr streng - doch ganz auf Kultur verzichten müssen die Menschen im Landkreis Ebersberg nicht. Denn dank neuer Formate, Streams und großer Vorsichtsmaßnahmen bei Präsenzveranstaltungen ist doch das ein oder andere möglich.

Die Zeit als Klang

Die "Marktmusik" in Vaterstettens Pfarrkirche bietet am kommenden Donnerstag, 17. Februar, wieder ein besonderes Programm, nämlich zeitgenössische Orgelmusik. Der international konzertierende und auf neue Musik spezialisierte Organist Alexander Hermann spielt an der klangprächtigen Sandtner-Orgel zwei zeitgenössische Kompositionen. Das Thema der musikalischen Andacht lautet diesmal: "Zeit" - die Zeit als tatsächliches Erlebnis, nicht als Gedankenspiel. Die Zeit als Pforte zu tieferen Resonanzen des gegenwärtigen Seins. Zwei Komponisten stehen dazu auf dem Programm: Als erstes der nigerianische Komponist Charles Uzor, der in St. Gallen in der Schweiz wirkt und lebt. 2005 beendete er eine Dissertation über "Melodie und innerliches Zeitbewusstsein". Sein Stück hat den Titel "Le temps déborde" ("Die Zeit fließt über" oder "Die überbordende Zeit").

Der Organist Alexander Hermann hat sich auf Neue Musik spezialisiert. (Foto: Veranstalter)

Das zweite Stück stammt von Giacinto Scelsi, einem italienischen Vertreter der Zwölftontechnik (1905 bis 1988). Prägend waren für ihn die Künstler des Surrealismus sowie sein Lehrer Arnold Schönberg. Dessen Zwölftontechnik war ein radikaler, konsequenter Bruch mit dem herkömmlichen Tonsystem, das unsere Wahrnehmung von Musik durch die europäische Kulturgeschichte nachhaltig geprägt hat und mit der Spätromantik mehr oder weniger in sich zusammenbrach.

Ei­ne An­ek­do­te über Gia­c­in­to Scel­si be­sagt, dass sich der Kom­po­nist aus Ver­zweif­lung über die un­end­li­chen Mög­lich­kei­ten des Zwölf­ton­sys­tems ei­ner The­ra­pie un­ter­zog. Auf An­ra­ten des Psy­ch­ia­ters, nur ei­nen Ton zu spie­len und al­le an­de­ren ein­fach weg­zu­las­sen, wa­ren sei­ne Pro­b­le­me (zu­min­dest der Le­gen­de nach) gelöst. Je­den­falls ent­wi­ckel­te Scel­si sei­nen Per­so­nal­s­til "su una no­ta so­la", der ihn im ho­hen Al­ter welt­berühmt mach­te. In dem Stück "In no­mi­ne Lu­cis" wird die­se Tech­nik auf die Or­gel über­tra­gen: Man hört hier mehr oder weniger nur einen Ton beziehungsweise Klang, den die Zeit langsam und stetig moduliert und formt.

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Was ist Musik ? Musik ist das Ergebnis der Projektion und Kristallisation eines Augenblicks der "Dauer". Wie komponiere ich ? In einem Zustand lichten Nicht-Handelns. Mit diesen zwei Aussagen gerät Scelsi aus seinem postromantisch-abendländischen Dilemma in interessante Sphären, die man sonst mehr aus buddhistischen Praktiken kennt: Handeln aus einem Zustand der Ich-losigkeit und einer glasklaren intuitiven Präsenz, die kein Vorher oder Nachher kennt, also kein absichtsvolles Planen. Sogar Albert Einstein bemerkte einmal: "Der Unterschied zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ist für uns Wissenschaftler eine Illusion, wenn auch eine hartnäckige."

Die musikalische Andacht am Donnerstag, 17. Februar, in der Pfarrkirche Vaterstetten beginnt um 10.15 Uhr. Der Eintritt ist frei, Spenden werden erbeten. Es gilt die 3-G-Regel.

Komödie von Dario Fo

In einer Fantasiewelt verliert sich an diesem Wochenende im Theater Wasserburg "Johan vom Po": Hilmar Henjes spielt den einsamen Grill-König, der sich bei Bier und Würstchen an seine sehr vergangene Vergangenheit erinnert, an die Zeit, als er damals mit seinem Busenfreund Cristobal Colon Amerika entdeckte, damit den Austausch zwischen den Welten vorantrieb und zum Kulturbotschafter und Missionar der ersten Stunde wurde. Die Komödie "Johan vom Po entdeckt Amerika" stammt aus der Feder des Literaturnobelpreisträgers Dario Fo und wird in der Regie von Uwe Bertram am Freitag und Samstag, 18. und 19. Februar, gespielt, jeweils um 20 Uhr. Karten sind über www.theaterwasserburg.de erhältlich. Die Abendkasse öffnet eine Stunde vor Vorstellungsbeginn. Derzeit gilt im Theater die 2G-Plus-Regelung. Geboosterte sind von der Testpflicht befreit. Doppelt Geimpfte und Genesene (maximaler Genesungszeitraum: drei Monate) brauchen einen tagesaktuell gültigen, negativen Test.

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